Neue Musik aus Berlin: Roboter mit Seele
Das neue Album „The 8 of Space“ von Schneider TM zeigt, dass der Berliner Musiker auch einige Erfahrung in Sachen Pop vorzuweisen hat.
A lbumtitel sind oft Botschaften. „Digital ist besser“ war so einer, „Let It Bleed“ ein anderer. Bei „The 8 of Space“, dem neuen Album des Berliner Klangforschers Schneider TM, mag man an ein schräges Konzept denken: was mit Weltraum und Zahlensymbolik oder so. Kabbalistische Außerirdische vielleicht? Die Acht als vertikale Version des Unendlichen? Oder einfach etwas, das gut klingt?
Dirk Dresselhaus, der Betreiber von Schneider TM, hat in den vergangenen Jahren sein Hauptinstrument, die Gitarre, vornehmlich für Erkundungen an den Randzonen der Töne mit Abstechern durch Gegenden von „reinem“ Geräusch genutzt. In diesen Zeiten, die dem Gedächtnisverlust verstärkt Vorschub zu leisten scheinen, könnte darüber untergehen, dass Schneider TM einige Erfahrung in Sachen Pop vorzuweisen hat.
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Genau das bietet er auch auf seinem jüngsten Album. Elektropop, um genau zu sein. Wobei das bei Schneider TM nicht eine Kopie der Vorbilder aus den achtziger Jahren ist, sondern eine eigene Antwort aus der Gegenwart. Die Synthesizer können bei ihm höchst zurückhaltend pluckern oder singende Töne hervorbringen, deren kurze Glissandi den Eindruck erwecken, als würden die Klänge in der Mitte durchhängen.
Was an Schneider TMs Ansatz hingegen am ehesten altmodisch wirkt, ist das inhaltliche Konzept des Albums. Altmodisch aber bloß insofern, als er sich auseinandersetzt mit Fragen der Technik und damit, wie sich Menschen zu ihr verhalten. Wo Synthesizer sind, geht es traditionell eben gern um Roboter, Raumfahrt und die Zukunft im Allgemeinen.
Doch so wie Dresselhaus mit seiner Musik einen so eigenen wie heutigen Beitrag zum Elektropop liefert, stellt er auch Fragen von heute. Meist im Songformat. Sehr schön etwa in „iBot (With a Soul)“, neben dem Namen des Albums zugleich der schönste Titel auf der Platte.
Und was hat es mit „The 8 of Space“ auf sich? Was soll die Acht da? Womöglich ist das Mysterium gar nicht so groß, und man muss sich Dirk Dresselhaus einfach als einen bekennenden Fan von Motörhead vorstellen. Einen mit Freude an Wortspielen.
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