Neue Impf-Informationskampagne: Kampf gegen die Gerüchte
Noch gibt es den Corona-Impfstoff nicht, da kursieren schon die wildesten Gerüchte. Die Regierung will diesen auf sämtlichen Kanälen entgegentreten.
D er Corona-Impfstoff kommt, in nicht allzu ferner Zukunft. Doch zeitgleich mit der Hoffnung auf einen halbwegs normalen Alltag bringen sich Coronaskeptiker:innen aller Art in Stellung. Die Lüge von der Regierung, die uns nun alle „zwangsimpfen“ will, wird kräftig in den sozialen Medien befeuert. Auch das Narrativ von der gegängelten Bürger:in bekommt neues Futter.
Also sieht sich die Bundesregierung nicht nur genötigt, schon vor der Verfügbarkeit einer Corona-Impfung deren Freiwilligkeit zu betonen, sie kündigt auch neue Informationskampagnen an: Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) setzt auf die Suchmaschine Google, die alle Fragen zur Pandemie direkt auf Ministeriumsseiten lenken soll. Auch Bildungsministern Anja Karliczek (CDU) will besser aufklären, um Vorbehalte in der Bevölkerung bis zur Zulassung erster Impfstoffe auszuräumen. Kommunikation ist alles. Dass der Bundesregierung nun auch dieses Licht aufgeht, kommt spät, aber immerhin.
Natürlich werden seit Monaten jede Menge Webseiten geschaltet und Pressemitteilungen verschickt, auf Landes- wie auf Bundesebene. Doch Fachvokabular, Wortmonster oder Schachtelsätze sorgten bei vielen eher für Abtörn als Zuspruch. Auch die wohltuend unaufgeregten Ansprachen der Bundeskanzlerin zur Pandemiebekämpfung erreichten nicht jede:n. Und die Corona-Warnapp? Nun ja, rund 20 Millionen Menschen nutzen sie bisher. Nach ihrem schwierigen Start ist das eine beachtliche Zahl.
Gestört wurden all die guten Absichten von einer Flut an Falschinformationen aus einem Milieu, das sich bestens mit den sozialen Medien auskennt und sich aus Esoteriker:innen, rechten Ideolog:innen und Nischendenker:innen zusammensetzt. Die Folge: Die Gerüchteküche brodelt.
Seit Februar ist es der Regierung nicht wirklich gelungen, Angriffe auf die Informationskampagnen zur Pandemiebekämpfung einzudämmen. Weder technisch noch inhaltlich. Beim Reizthema Impfen wird das Getöse im Netz sofort lauter. Spahn, Karliczek und Co. sind sicher noch die Klagen impfmüder Eltern und pathologischer Gegner:innen im Ohr, die sich vor wenigen Monaten über die Masernpflichtimpfung für Schulkinder aufregten und mächtig dagegen lobbyierten.
Desinformation ist eine Waffe, die Akzeptanz aushebelt. Besser, als auf neue Regierungskampagnen zu warten, wäre es da, wenn alle, die die Anticoronamaßnahmen aus Vernunft und Überzeugung befolgen, den Lügner:innen und Verdreher:innen aktiv entgegentreten würden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Nordkoreas Soldaten in Russland
Kim Jong Un liefert Kanonenfutter
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten