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Neue GaskraftwerkeBranche macht Druck

Die Energiewirtschaft fordert, dass die Bundesregierung den Bau neuer Gaskraftwerke schnell auf den Weg bringt. Die Ampel hatte schon vorgearbeitet.

Der Energieversorger EnBW nimmt in Stuttgart ein Gaskraftwerk in Betrieb, das auch wasserstofffähig ist Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Berlin taz | Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) fordert die Bundesregierung auf, die Ausschreibung neuer Gaskraftwerke schnell auf den Weg zu bringen. Der Bau werde mit Blick auf den Kohleausstieg und die Versorgungssicherheit immer dringlicher, erklärte der Lobbyverband am Montag in Berlin.

Mit dem Bau neuer Gaskraftwerke soll der Ausbau der erneuerbaren Energien flankiert werden. Sie springen ein, wenn Wind- und Solaranlagen wegen schlechter Wetterbedingungen keinen Strom liefern. Deshalb ist im Fachjargon vom „Zubau steuerbarer Stromerzeugungskapazität“ die Rede. Ohne genügend dieser Kraftwerke steht der Kohleausstieg infrage. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) will den Bau neuer Gaskraftwerke schnell anschieben. „Wir unterstützen die neue Bundesministerin darin, jetzt sehr zügig den Weg für den Zubau von steuerbaren Kraftwerken freizumachen“, sagte BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae. Pläne für den Bau neuer Gaskraftwerke hatte bereits die Ampel-Regierung. Das geplante Gesetz wurde aber wegen des Koalitionsbruchs nicht verabschiedet.

Der Entwurf ist nach Auffassung der Branche eine brauchbare Grundlage, wenn er in einigen Punkten geändert wird. So muss die Förderung für wasserstofffähige Gaskraftwerke nach bisherigen Plänen zurückgezahlt werden, wenn die Umstellung nicht innerhalb von acht Jahren nach Inbetriebnahme erfolgt. Die Branche drängt, dass darauf unter bestimmten Bedingungen verzichtet wird, etwa wenn nicht genug Wasserstoff oder die nötige Technologie nicht verfügbar ist. Wird das Gesetz zügig verabschiedet, könnte die Ausschreibung für die neuen Anlagen Anfang 2026 beginnen.

Der vorliegende Gesetzentwurf sieht Kapazitäten von 12,5 Gigawatt Leistung vor. Wirtschaftsministerin Reiche will aber neue Gaskraftwerke mit einer Kapazität von mindestens 20 Gigawatt. Damit liegt sie auf der Linie des Branchenverbands, der diese Größenordnung ebenfalls als untere Linie des Nötigen ansieht. Umweltverbände dagegen fürchten, dass diese Mengen weit über dem Bedarf liegen und bei einer Umsetzung dieser Vorhaben klimaschädliches Gas länger genutzt wird als nötig.

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5 Kommentare

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  • Wo war Frau Reiche vorher tätig? Das sich bei dem beruflichen Hintergrund nun eine schnellere Gas-Fossil-Rückabwicklung beschleunigen war zu erwarten. Da war doch schon allein die Prognose wer neuer Kanzler wird einen Schampus wert, in den Konzernzentralen der Energiemonopolisten. Trotz jahrzehntelangem Behindern und Bremsen bei der Energiewende ist es nun die letzte Gelegenheit nochmal kehrt zu machen und mit weiterer Lebensgrundlagenzerstörung unendlich viel Geld zu verdienen. Ein massiver Umbau in dezentrale Batteriespeicher ist keine Alternative, denn dazu bräuchte es viel mehr Grundflächen die den großen Konzernen nicht gehören und somit zusätzliche Grundstücksfläche investiert werden muss. Zu teuer um Monopolisten zu bleiben. Daher mit viel politischem Zuspruch und alten Seilschaften die Energiewende wieder umdrehen, um mit alten Geschäftskonzepten Milliarden zu verdienen, bevor die Schadensforderungen auf den Tisch kommen.



    Erst dann wird abgewickelt, wie bei Bayer. Solange die ewig Gestrigen das Zepter in der Hand halten gilt, weiter unsere Umwelt auf Kosten der Allgemeinheit zerstören und damit Milliarden verdienen. Nach uns die Sintflut, wie schon die letzten 30 Jahre.

  • Ich denke nicht, das Gaskraftwerke eine Lösung sind. Eher sollten dezentrale Speichernetze gebaut werden. Im wesentlichen Batteriespeicher mit einer Beimischung von Pumpspeichern . Das es in Deutschland autarke Kleinnetze gibt auf, örtlicher Ebene, wo zudem der Strom nur 12 Cent KwH kostet, sollte extrem zu denken geben. Da hilft die nächste Runde Förderung der Stromkonzerne nichts. Das Scheitern ist vorprogrammiert. Ich persönlich bin über 90 Prozent autark , da bleibt für die Konzerne eh nichts übrig.

  • Wenn man sich die öffentlichen „EnergyCharts“ des renommierten Fraunhofer- Instituts ansieht, wundert man sich, warum nur 20 GW anstatt 40-50 GW Kraftwerkskapazität für Dunkelflauten benötigt werden. Insofern ist die Forderung der Energiewirtschaft grundsätzlich richtig. Absolut falsch ist aber auf die völlig überholte Technik zentraler Großkraftwerke zu setzten. Viel sinnvoller wären 100.000 dezentrale Gensets=Notstromaggregate. Aber das würde den Interessen der Großkonzerne wohl widersprechen…..Die Lobbyisten haben wohl schon gute Arbeit geleistet…

  • Daß die Energiewende flankiert werden muß, um Dunkelflauten zu überstehen ist unstrittig.



    Dabei konkurrieren Gasturbinenkraftwerke mit Speichertechnologien.



    Jeweils mit Vor- und Nachteilen. Wobei Gas kurzfristig die günstigere Variante ist, langfristig aber mit erheblichen Kosten und Risiken verbunden. Bei Speichertechnologien verhält es sich genau umgekehrt: kurzfristig eher aufwändig und teuer, langfristig dagegen deutlich billiger, sicherer und Kimaverträglicher als Gas. Zudem: wer heute auf diese Zukunftstechnolgie setzt, wird in der Zukunft einen Vorsprung auf einem der größten Zukunftsmärkte haben und sich auf eine reiche Ernte freuen.



    Ich erwarte daß die verantwortliche Ministerin all diese Aspekte berücksichtigt und sich dazu von unabhängiger Stelle einen Masterplan erstellen läßt, der dann transparent und offen diskutiert werden kann.



    Im Moment sieht es allerdings eher danach aus, daß Fr. Reiche, auch aufgrund ihrer alten Kontakte, NICHT zu einer unabhängigen Bewertung neigt. Einfach mal die Kapazität von 12.5 GW auf 20GW anzuheben ohne dies genauer zu begründen hat schon ein ziemlich deutliches Gschmäckle.

    Das können Sie besser Fr Reiche..

  • Bei den "Ausschreibungen" geht es um die Höhe der Subventionen für die Kraftwerke. Wenn mehr gebaut werden, kann jedes einzelne am Markt weniger erlösen und benötigt höhere Subventionen.

    Damit werden voraussichtlich die Stromverbraucher jahrzehntelang belastet. Eine Art Schattenhaushalt mit verdeckten Schulden. Vielleicht werden die Stromverbraucher auch vorübergehend aus den echten Staatsschulden entlastet. Mit höherem Prozentsatz im Verhältnis zum Marktwert belastet wird vermutlich die Solarenergie. Unattraktiver werden dadurch effiziente Wärmepumpen.