Neonazi-Größe Borchardt gestorben: „SS-Siggi“ ist tot

Die rechtsextreme Ikone Siegfried Borchardt ist laut seiner Partei verstorben. Bis zuletzt hetzte er, die Beerdigung könnte ein Szeneevent werden.

Siegfried "SS-Siggi" Borchardt 2017 auf einem rechtsextremen Aufmarsch in Falkensee.

Stets Gast bei Neonazi-Aufmärschen: Siegfried „SS-Siggi“ Borchardt, hier 2017 in Falkensee Foto: Florian Boillot

BERLIN/DORTMUND taz | Er war ein fanatischer Rechtsextremist bis zum Schluss, eine Ikone der Szene: Siegfried „SS-Siggi“ Borchardt. Laut seiner Partei „Die Rechte“ ist der 67-jährige Dortmunder nun in der Nacht zum Sonntag nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt gestorben. Die Partei schrieb am Sonntagabend von einer „schlimmen Nachricht“ und einem „Schock“. Man verliere einen „jahrzehntelangen Kämpfer der nationalen Bewegung“.

Bis zuletzt hatte Borchardt über seinen Telegramkanal rechtsextreme Botschaften verbreitet, wetterte dort etwa gegen „das Joch des Schuldkults“ oder eine „fremdbestimmte deutsche Justiz“. Auch giftete er gegen die Coronapolitik, schmähte Schutzmasken als „Sklavenlappen“. Am Samstag schrieb Borchardt dann von Schmerzen im Bein und einem Thrombose-Verdacht, die nun im Krankenhaus überprüft würden.

Borchardt war seit Jahrzehnten in der rechtsextremen Szene aktiv. Anfang der Achtziger Jahre gründete er die Borussenfront, eine rechtsextreme Hooligantruppe bei Borussia Dortmund. Später gehörte Borchardt zur Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP) und diversen Kameradschaften, mischte auch bei Hogesa mit. Immer wieder verübte er dabei Straftaten und musste auch ins Gefängnis. Noch im Spätsommer 2020 musste er eine mehrmonatige Haftstrafe absitzen.

Auch zur NSU-Terrorbande könnte Borchardt Kontakt gehabt haben. Als in Dortmund der Kioskbetreiber Mehmet Kubasik erschossen wurde, wohnte er in der gleichen Straße, in der der Mord geschah. Zudem fanden Ermittler im letzten NSU-Unterschlupf eine Patronenpackung mit der Aufschrift: „Siggi“.

Seine Unterstützer stürmten Wahlparty

Seinen Spitznamen erhielt Borchardt nach eigener Auskunft von einem Journalisten. Ihm wäre „SA-Siggi“ lieber gewesen, sagte der überzeugte Nationalsozialist. Zuletzt war der 67-Jährige für die rechtsextreme Kleinstpartei „Die Rechte“ aktiv, fungierte dort als Kreisvorsitzender. 2014 errang er für die Partei auch einen Sitz im Stadtrat von Dortmund, Neonazis stürmten damals die städtische Wahlparty. Das Mandat gab Borchardt aber nach nur zwei Monaten wieder ab, angeblich aus gesundheitlichen Gründen.

Die Rechtsextremen um Borchardt versuchten über Jahre einen Stadtteil Dortmunds zu einer Szenehochburg aufzubauen. Auch durch die Inhaftierung von Borchardt und anderen Parteikadern befand sich das Projekt zuletzt aber im Niedergang.

Nach dem Tod von Borchardt ist nun mit einer Beerdigung mit größerer Szenebeteiligung zu rechnen. „Die Rechte“ kündigte bereits ein Gedenken an. „Es sollte Pflichtsache sein, Siggi würdevoll die letzte Ehre zu erweisen“, heißt es dazu. Eine Sprecherin der Polizei Dortmund sagte am Montag der taz, man werde entsprechende Mobilisierung im Blick haben.

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