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Naturschutz in DeutschlandAuch Wanstschrecken brauchen Wohnraum

Zwei Prozent der Fläche in Deutschland soll wild sein, das fordert die nationale Biodiversitätsstrategie. Gerade mal ein Drittel davon ist erreicht.

In der Wildnis des Nationalparks Bayerischer Wald an der Grenze zu Tschechien finden sich sogar vereinzelt Elche Foto: Daniel Rosengren

Berlin taz | Allein die Fläche, die Straßen und Parkplätze in Nordrhein-Westfalen belegen, ist größer als die Fläche aller deutschen Wildnisgebiete zusammen. Mit 0,62 Prozent der Landesfläche umfassen die Wildnisgebiete derzeit etwas mehr als 220.000 Hektar, haben die Heinz Sielmann Stiftung, die Stiftung des BUND Thüringen und die Zoologische Gesellschaft Frankfurt errechnet. Flächen für den Verkehr beanspruchen in NRW laut Statistischem Bundesamt mehr als 240.000 Hektar.

„Unsere Ergebnisse machen deutlich, dass wir trotz der Bemühungen von Bund und Ländern sowie der Beiträge von Naturschutzorganisationen von der Umsetzung des Zwei-Prozent-Wildnis-Ziels in Deutschland noch weit entfernt sind“, sagt Heiko Schumacher, Leiter des Bereichs Biodiversität bei der Sielmann Stiftung, die selbst Wildnisflächen besitzt. Hochrechnungen der drei Naturschutzorganisationen zeigten, dass sich auf weiteren 1,67 Prozent der Landesfläche zusätzliche großflächige Wildnisgebiete etablieren ließen. Das in der nationalen Biodiversitätsstrategie von 2007 vorgegebene Ziel, dass 2 Prozent der Fläche in der Bundesrepublik naturbelassen sein sollen, wäre also erreichbar.

Auf Wildnisflächen – die im lange und dicht besiedelten Deutschland nie ganz unberührt sind – kann sich die Natur weitgehend ungesteuert entwickeln. Als Untergrenze für sogenannte großflächige Wildnisgebiete sehen Bund und Länder einen Umfang von 1.000 Hektar vor, bei Auen, Mooren, Küsten und Seen sind es 500 Hektar.

Diese Größenordnung sei sinnvoll, damit sich „natürliche Prozesse in ihren vielfältigen Ausprägungen wirksam entfalten können und Konflikte mit der angrenzenden Kulturlandschaft minimiert werden“, so die Sielmann Stiftung. Wildnis liefere einen wichtigen Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt, zum Klima- und Hochwasserschutz, zu Wissenschaft und Forschung sowie Bildung und Naturerleben.

Keine Wildnis, aber wichtiger Lebensraum

Ähnlich wichtig ist auch das Grüne Band entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze, das am 9. Dezember 1989 gegründet wurde und somit diese Woche 35. Geburtstag feiert. Auf 1.393 Kilometern reihen sich verschiedene Schutzgebiete aneinander und bilden den größten deutschen Biotopverbund.

„Das Grüne Band bietet halboffene Landschaften, die in unserer aufgeräumten Agrarlandschaft so häufig verloren gegangen sind“, sagt Melanie Kreutz, stellvertretende Leiterin des Nationalen Kompetenzzentrums Grünes Band. Die sogenannten Ökotone, also Übergänge von Lebensräumen, spielten dabei eine besondere Rolle, sie bilden ein kleinräumiges Mosaik aus kurz gehaltenen, aber nur selten gemähten Wiesen, aus Büschen und Waldrändern. „Auf intensiv genutzten Flächen liegt sechsmal jährlich gemähtes Grünland neben Fichtenforst“, so Kreutz, „damit kommen viele Arten nicht zurecht“.

Bodenbrüter wie etwa das Braunkehlchen benötigen Altgras-Fluren, in denen sie ungestört ihre Nester bauen können. Auch die eher immobile Wanstschrecke, eine Heuschrecke, braucht Wiesen, die nur selten gemäht werden und Raum für Verstecke bieten. Ohne menschliches Zutun kommt das Grüne Band aber nicht aus. „Diese Vielfalt können wir nur mit einer behutsamen Nutzung erhalten“, sagt Kreutz. Daher arbeitet der BUND mit Landwirten zusammen, die die Schutzgebiete mit Beweidung und Mahd offen halten.

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3 Kommentare

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  • "Wildnis erleben" ist genau das, was Natur, die sich selbst überlassen wird, nicht bieten sollte. Schaut statt dessen Arte-Dokus. 2 Prozent der Landesfläche sind viel zu wenig.

  • Man könnte weiträumig Einfamilienhäuser abreißen und die Bewohner in hochverdichtete Quartiere in den Großstädten umsiedeln. Die freigewordenen Flächen würden dann zu Naturschutzinseln umgewidmet werden, für Menschen betreten verboten. Dann bräuchte es auch keine Autos mehr, die Genossen wären in U-Bahnen in und mit Fernzügen zwischen den Metropolen mobil. Pro Mensch müsste die Wohnfläche rationiert werden, dann klappt es auch mit dem Wohnraum der Einwanderer, die aus vielfältigen Gründen sich bekanntlich auf dem Gebiet der BRD ansiedeln müssen. Ein Teil der Fläche wird für Windkraftanlagen und Biolandwirtschaft reserviert. So viel Energie brauchen wir auch nicht mehr, weil es keine Industrie mehr geben wird. Die verursacht sowieso nur Schadstoffe. Die freigewordenen Arbeitskräfte könnten dann eingesetzt werden auf den Biobauernhöfen zum Unkraut jäten und Ernten.

    Diese Maßnahmen bekämen Verfassungsrang, dann könnten Populisten sie nicht mehr abwählen. NGOs wie der BUND würden eine Art Wächterfunktion übernehmen und die Einhaltung der Umweltregeln überwachen.

    • @fleischsalat:

      Vorsicht mit Satire. Kein Witz ist zu flach, dass ihn nicht irgendjemand ernst nehmen würde.