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Naturschützer über Biber im Ökosystem„Sie liefern uns das Grundwasser“

Biber halten das Gelände feucht und mindern die Hochwassergefahr. Biberberater Dieter Mahsarski erläutert den Nutzen der streng geschützten Tiere.

Seien Dämme helfen, das Wasser zu reinigen: Biber am Wasser Foto: Dietmar Nilt/nature Picture/imago
Interview von Petra Schellen

taz: Herr Mahsarski, warum sind Biber so unbeliebt?

Dieter Mahsarski: Früher waren Biber ja nicht unbeliebt. Da hat man sie gejagt wegen des Fells, des Fleischs und des Sekrets Bibergeil, mit dem sie ihr Revier markieren. Aus ihm wurde schon im 17. Jahrhundert Medizin zur Wundbehandlung hergestellt.

Aber es gab immer auch Probleme.

Ja. Fischzüchter glaubten lange, Biber fräßen ihnen die Fische weg. Dabei sind Biber Veganer. Allerdings schädigt der Biber zugegebenermaßen die Holzbauern. Dabei muss man wissen, dass Biber nur Bäume am Wassersaum fällen und nur bei Temperaturen unter 15 Grad.

Wozu dienen die Dämme, die sie daraus bauen?

Der Eingang des Biberbaus muss unter Wasser liegen, um vor Feinden geschützt zu sein. Ist ein Gewässer dafür zu flach, staut der Biber das Wasser mit einen Damm auf. Außerdem baut er oft einen Erntedamm, hinter dem sich Wasserpflanzen ansiedeln. In diesen „Biberteichen“ können auch Amphibien, von Fischen unbehelligt, ihre Brut aufziehen. Außerdem verringert der Damm die Fließgeschwindigkeit etwa eines Bachs. So wird das Wasser sauberer, weil sich Schwebstoffe und Schmutz ablagern können. Auch steigt der Grundwasserspiegel, weil das Wasser länger an einer Stelle verharrt, in den Boden sickert und das Areal feucht hält.

Welchen Schutzstatus hat der Biber eigentlich?

Er ist eine streng geschützte Art. Man darf weder lebende noch tote Biber mitnehmen und auch nicht ihre Baue und Dämme zerstören. Das Strafmaß kann bis zu 50.000 Euro oder mehren Jahren Haft reichen.

Man darf verletze Biber nicht zum Tierarzt bringen?

Nein. Sie müssen die zuständige Untere Naturschutzbehörde informieren, die über das weitere Vorgehen entscheidet.

Und was tut man, wenn der Biber private Bäume fällt?

Dann rufen Sie die Untere Naturschutzbehörde oder den Biberberater zur Begutachtung. Die verbleibenden Bäume dürfen Sie durch Drahthosen schützen – ein einen Meter hohes Drahtgeflecht. Im Fall der überlaufenden Kläranlage, die wir derzeit im Raum Hannover haben, überlegen Nabu und Untere Naturschutzbehörde, ob sich der Wasserstand durch eine Drainage regulieren lässt.

Bild: privat
Im Interview: Dieter Mahsarski

68, Finanzwirt, ist seit 2013 Biberberater beim Nabu Laatzen.

Kann man solchen Problemen vorbeugen?

Ja, durch Biberkartierung. In den Landkreisen Hannover und Hildesheim macht der Nabu das seit 2012. Inzwischen haben wir hier 164 Biberreviere bzw. -familien, das ist ein jährlicher Zuwachs von rund 20 Prozent.

Wer sind die Biberkartierer?

Von uns Biberberatern im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde angeleitete Ehrenamtler, die eins der von uns markierten Gebiete zur Kartierung wählen können. Dort suchen sie – außerhalb der Brutzeit, also von Januar bis März – Biberspuren: gefällte Bäume, Biberbaue, Fell- und Fressensreste. Die tragen sie auf der Online-Biberplattform ein, um sie zu prüfen und die Reviergrenzen zu definieren.

Dieter Mahsarski: „Der Biber als Nachbar – Gestalter der Umwelt mit Wasser und Licht“: Mi, 26.4., 19 Uhr, Veranstaltungsraum des NABU Laatzen, Ohestr. 14 in 30880 Laatzen. Eintritt frei, Spenden erwünscht

Arbeiten auch Sie als Biberberater ehrenamtlich?

Ja, denn es gibt in Niedersachsen – anders als in Bayern, Brandenburg, Berlin – kein Bibermanagement. Die halb-staatliche Ausbildung zum Biberberater, die ich 2013 an der Uni Hannover absolviert habe, ist eingeschlafen. Bis sie wieder installiert ist, bietet der Nabu „Biber-Scouts“ aus. Denn das Interesse ist riesig.

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5 Kommentare

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  • Endlich mal ein ARtikel der die Rolle des Bibers und seiner Dämme bei der Grundwasseranreicherung thematisiert. Das Fehlen der Biberdämme ist ein Grund dafür dass die Wälder so trocken sind, Es regnet, aber das Wasser fliesst sofort ab und ist weg. Die Biberdämme würden es zurückhalten und als Grundwasser speichern. Dieselbe Rolle hatten die kleinen Stauwehre die seit dem Mittelalter für Wassermühlen gebaut worden sind. Diese Wehre wurden und werden aber abgebaut weil die Europäische Wasserrahmenrichtlinie das so fordert. In der WRRL werden Biber und die Tatsache dass natürliche Bäche und kleinere Flüsse seit 20 Millionen Jahren aufgestaut sind nicht mal erwähnt! Erstaunlich.

    Der höchste Biberdamm in Deutschland ist übrigens 5 Meter (!) hoch und steht in Uttenhofen. Der längste Damm der Welt ist 840 m lang und steht in Alberta - Kanada.



    Dchliesslich sollte man noch erwähnen dass Biberteiche und die Feuchtgeiete (Biber bauen auch Kanalsysteme) auch wesentlich zur Verringerung und begrenzung von Waldbränden beitragen, Emily Fairfax von der California State Univerity leistet da gerade bahnbrechende Arbeiten die sich allerdings noch nicht bis nach Europa herumgesprochen haben esajournals.online...l/10.1002/eap.2225

  • Was im von immer mehr Gewerbegebieten umzingelnden Natur- Tierpark vergessen wird: Wild tieren brauchen PLATZ und haben REVIERE und vermehren sich. SO entsteht ein Problem! Plakativin zu kleinem gelände auswildern, und dann sich selbst überlassen geht nicht. ich absoult für Biber- aber abends auf meiner Terasse Rosenkohl holen ist einfach ein Zeichen von Fehlplanung.

    • @Fakta Füchsin:

      In den USA und seit neuestem auch in der Schweiz werden künstliche Biberdämme ("Artificial Beaver Dams" oder "Beaver Dam Analogues" BDAs) gebaut um die Tiefenerosion von Bächen und kleine Flüssen und die damit einhergehende Grundwasserabsenkung zu stoppen und rückgängig zu machen. Insbesondere auch dann wenn die Standorte nahe an Siedlungen sind um die Schwierigkeiten die sich aus der Ansiedlung von Bibern ergeben zu vermeiden. Diese Idee hat sich aber auch noch nicht nach Deutschland rumgesprochen.

    • @Fakta Füchsin:

      Ihr Rosenkohl in allen Ehren, aber ich bin sicher, dass Sie überleben werden.

  • wasserarchitekten ... !

    ohne studium.



    just learning by doing.