Bilanz 2022 der Berliner Wasserbetriebe: Es muss nicht so viel Wasser sein
Die BerlinerInnen kommen trotz Trockenheit mit weniger Wasser aus. Das reicht jedoch nicht, denn das Grundwasser ist weiter auf einem Tiefstand.
Wasser sparen können sie also doch noch, die BerlinerInnen: Auf ihrer Jahresbilanz für 2022 konnten die Berliner Wasserbetriebe (BWB) am Mittwoch ein leichtes Minus bei der Trinkwassernutzung vermelden. Nur noch 113 Liter pro Kopf und Tag flossen im vergangenen Jahr aus den Hähnen, fünf Liter weniger als 2021. Wie genau dieser Rückgang zu interpretieren ist, dazu hat das landeseigene Unternehmen aber noch keine abschließende Theorie.
Eigentlich ließe es sich als schöner Erfolg der jüngsten BWB-Kampagne zum schonenden Umgang mit dem nassen Element interpretieren – aber haben die paar Plakate und Social-Media-Spots wirklich gereicht? Man habe beobachten können, dass die Einsparung vor allem seit September zustande gekommen sei, sagte Wasserbetriebe-Vorstandschef Christian Donner. Das deute darauf hin, dass die Menschen einen veränderten Umgang mit Warmwasser pflegten.
Im Sommer des extrem trockenen Jahres 2022 hätten die BerlinerInnen dagegen sogar mehr verbraucht als 2021. Allerdings zu anderen Tageszeiten als früher üblich: Erstmalig, so Donner, habe man einen Anstieg der Wassernutzung in der Nacht registriert. Vermutlich sei das darauf zurückzuführen, dass vermehrt automatisierte Gartenbewässerung zum Einsatz komme. Klarheit könne hoffentlich eine Umfrage zum Verbrauchsverhalten schaffen, die bald durchgeführt werde. In jedem Fall, so der BWB-Chef, seien die Veränderungen „ein guter Start, reichen aber noch nicht, um die Ressource wirksam zu entlasten“.
215,5 Millionen Kubikmeter Trinkwasser haben die Berliner Wasserbetriebe (BWB) im vergangenen Jahr verkauft, einen winzigen Tick mehr als 2021 (215,3 Millionen m3). Dass der Pro-Kopf-Verbrauch gesunken ist, liegt daran, dass die Bevölkerung im selben Zeitraum um 75.000 wuchs. Die Abwassermenge ist von 2021 zu 2022 um 12,5 Millionen m3 leicht auf 248 Millionen m3 gesunken. Der Grund: Ein Teil des Niederschlags fließt mit in die Abwasserkanalisation ein – und 2022 war extrem trocken.
Wirtschaftlich betrachtet kann bei den BWB von Dürre keine Rede sein: 2022 erwirtschafteten sie einen Jahresüberschuss von 266,3 Millionen Euro, 66 Millionen mehr als 2021. An den Finanzsenator wurden 177,5 Millionen Euro (2021: 122 Millionen Euro) abgeführt. (clp)
Entsprechend mahnten die Wasserbetriebe auch bei der diesjährigen Bilanz wieder zum behutsamen Umgang mit ihrem Produkt bei der Bewässerung der Berliner Gärten. Werde bei hoch stehender Sonne gesprengt, verdunste ein zu großer Teil des Wassers, bevor er in den Boden einsickern könne. Im Übrigen, so Christian Donner, müsse der Rasen nicht unbedingt künstlich am Leben gehalten werden: „Im Frühling wächst der schließlich wieder nach.“ Gespart werden müsse, weil die Grundwasserstände in den Einzugsgebieten der Wasserwerke weiter gesunken seien – in Einzelfällen um mehr als 75 Zentimeter im Vergleich zum langjährigen Mittel.
Von der Anwendung differenzierter Tarife, um einen sparsamen Verbrauch zu fördern, ist man bei den BWB offenbar noch weit entfernt, auch wenn das Thema seit Längerem die Runde macht. „Wir nehmen das auf und gucken, welche Möglichkeiten das Gebührenrecht bietet“, so Donner. Klar wurde am Mittwoch aber auch, dass etwa tageszeitabhängige Tarife ohne technologische Aufrüstung gar nicht umsetzbar sind: Erst „smarte“ Wasserzähler könnten künftig registrieren, wann wie viel Wasser genutzt wird.
Der neue Vorstandsvorsitzende, der seit Januar auf diesem Posten tätig ist, füllt die Leerstelle, die entstand, als sein Vorgänger Jörg Simon im Sommer 2021 Aufsichtsratschef des BER wurde. Dass der promovierte Hydrogeologe Donner, der schon zwischen 2004 und 2009 bei den Wasserbetrieben tätig war, vom Fach ist, fiel am Mittwoch bei der Beantwortung von Fragen positiv auf.
Ein Kreislauf fürs Abwasser
Noch nicht beantworten konnte er allerdings, wie viel von den jährlich rund 250 Millionen Kubikmetern Abwasser künftig nach der Reinigung im regionalen Kreislauf bleiben und nicht mehr umgehend über Spree, Havel und Elbe in die Nordsee abfließen soll. Grundsätzlich ist das das erklärte Ziel der BWB, und laut Donner wurden auch 2022 wieder knapp 100 Millionen Euro in die Leistungsfähigkeit der Klärwerke investiert: „Unser gereinigtes Abwasser ist schon heute eine begehrte Ressource.“ Bis 2027 werde es an allen Standorten noch sauberer sein, dann lasse es sich auch verstärkt zur Bewässerung von Grünflächen oder der Instandhaltung von Kleingewässern einsetzen. Allerdings: „Eine Zielzahl können wir heute nicht nennen.“
Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) erneuerte im Anschluss an die Wasserbetriebe-Bilanz noch einmal seine Kritik an den mangelnden Mitteln, die der Berliner Landeshaushalt für den Unterhalt von Kleingewässern zur Verfügung stellt: „Trotz der an sich hohen Einnahmen aus der Wasserwirtschaft inklusive der Gewinnabführung von den Berliner Wasserbetrieben“ (siehe Kasten) bleibe die Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie „unterfinanziert“ und „intransparent“.
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