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Nato-Truppenübung „Air Defender“Das Mega-Manöver

Es soll die größte Übung seit Gründung der Nato werden und ein Zeichen an Russland senden. Auch der zivile Luftverkehr könne gestört werden.

Jets vom Typ F18 der US Marine auf dem Luftwaffenstützpunkt Hohn werden an der Übung teilnehmen Foto: Markus Scholz/dpa

Berlin taz | Manche Zufälle kann man sich nicht ausdenken. 2018, vier Jahre nach der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim, kam die Idee auf, ein Mega-Nato-Manöver zu planen. Der Zeitpunkt: 2023. Und ausgerechnet jetzt, fünf Jahre später, scheint „Air Defender“ angesichts des sich verschärfenden Kriegs Russlands in der Ukraine wie ein Zeichen an den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu sein. Konkret sagen will das niemand so richtig, aber bei der Vorstellung der größten Verlegeübung vor allem von US-Luftstreitkräften seit Gründung der Nato, stand genau diese Ansage im Raum.

Unter deutscher Federführung beginnt das Manöver am 12. Juni und soll bis 22. Juni dauern. An Superlativen wird nicht gespart: 25 Nationen, 250 Flugzeuge und rund 10.000 Sol­da­t:in­nen sind im Einsatz. Air Defender heißt die Übung, die Leistungsschau, um zu zeigen, dass man in der Lage sei, dieses Land zu verteidigen, sagt der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz.

Im Konfliktfall würden die verbündeten Luftstreitkräfte den europäischen Luftraum – in einer ersten Reaktion – schützen. Und das genau will man nun üben. Die Flugzeuge werden von unterschiedlichen Flugplätzen in Deutschland und Europa aus starten, um dann in drei Übungslufträumen im deutschen Luftraum zu üben.

Geflogen wird hauptsächlich von den Flugplätzen in Jagel und Hohn in Schleswig-Hollstein, von Wunstorf in Niedersachsen, von Spangdahlem in Rheinland-Pfalz und von Lechfeld in Bayern.

Störungen des zivilen Luftverkehrs?

Der Generalleutnant bemüht sich sichtlich, auch nur den Anflug möglicher Störungen während des Manövers aus dem Weg zu räumen. Pünktlich zum Beginn der ersten Schulsommerferien, wird die Fliegerei zuende sein. Ja, es könne auch zu Einschränkungen im zivilen Luftverkehr kommen. Auch mit mehr Fluglärm sei zu rechnen. Schließlich sind insgesamt rund 2.000 Flüge geplant, in Deutschland, den Niederlanden und in Tschechien. Aber alles halb so schlimm: Dies sei angesichts der Sicherstellung der Verteidigungsfähigkeit zu rechtfertigen, so Gerhartz.

Die Fluglotsengewerkschaft GdF hatte zuvor eine andere Prognose aufgestellt. „Die Militärübung ‚Air Defender‘ wird natürlich massive Auswirkungen auf den Ablauf der zivilen Luftfahrt haben“, sagte ihr Vorsitzender Matthias Maas. Er verwies auf ein von der europäischen Flugsicherungsorganisation Eurocontrol errechnetes Szenario, das bis zu 50.000 Verspätungsminuten je Manövertag ausweist.

Es gehe um die Stärkung des Bündnisses, darum, zu zeigen, wie gut vorbereitet man auf den Ernstfall ist, bekräftigen auch US-Botschafterin Amy Gutmann und der US-Generalleutnant Michael A. Loh. Gutmann war es dann auch, die als einzige den Namen Putin aussprach.

Nicht billig, aber macht Eindruck

Angesichts dessen macht es auch nichts weiter, wenn man keine Prognosen zur Höhe der klimaschädlichen Emissionen durch den verstärkten Betrieb im Luftraum vorliegen hat. Wie hoch überhaupt die Kosten für Logistik, Unterbringung und Verpflegung der Streitkräfte, auch dazu kann Generalleutnant Gerhartz am Mittwoch keine Zahl nennen.

Air Defender wird sicher nicht billig werden, dafür Eindruck machen. Aber: „Wir sind ein defensives Bündnis, und so ist auch diese Übung defensiv ausgelegt“, sagt Gerhartz. Der Luftraum der Nato werde nicht verlassen. Und Richtung Putin betont er noch: „Wir machen keine Flüge Richtung Kaliningrad.“ Die Nato werde unmissverständlich klarmachen, dass das Bündnisgebiet die „rote Linie“ sei und mit allen Mitteln verteidigt werde.

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