Nationalistische Feier in Moskau: Schlager, Putin, „Russland!“-Rufe
Mit einer großen Feier begeht Russlands Präsident Putin den Jahrestag der Annexion der Krim. Russische Staatsbedienstete müssen teilnehmen.
Vor acht Jahren wurde die von Russland annektierte ukrainische Halbinsel Krim zum russischen Föderationssubjekt erklärt. „Eingegliedert“, heißt es im Russischen. „Zurückgekehrt in den Heimathafen“, sagen die glühendsten Anhänger*innen der völkerrechtswidrigen Einverleibung.
Im Zuge der sogenannten militärischen Spezialoperation, wie Russland seinen Feldzug gegen die Ukraine derzeit nennt, instrumentalisiert das Regime den Jahrestag, um seine Parolen für Frieden und Menschenrechte unters Volk zu bringen. Es macht es auf eine perfide Weise, indem es jeden Begriff – Liebe, Frieden, Freundschaft – völlig umwertet.
Die Schlacht um die Ukraine wird als Schlacht gegen den Nazismus verkauft. Untermalt mit dem lateinischen Buchstaben „Z“, der eine Art neue Swastika geworden ist. Selbst Kindergartenkinder müssen Tänze in Z-Formationen aufführen, sie malen den Buchstaben in den Farben der russischen Trikolore auf, sagen Gedichte über die „Heldentaten“ der russischen Armee auf. Nicht alle Eltern sehen darin einen Missbrauch ihrer Kinder.
Plötzlich unterbricht die Übertragung
„Solch eine Einheit hatten wir schon lange nicht“, sagt der russische Präsident Wladimir Putin, als er im Luschniki-Stadion auftritt – und plötzlich verstummt. Nicht einmal drei Minuten dauert seine Rede, in der er nochmals wiederholt, was er in den vergangenen Tagen wie ein Mantra von sich gibt. Die „Spezialoperation“ verlaufe „erfolgreich“, „nach Plan“ und werde ihre „Ziele“ erreichen.
Die Übertragung – jeder russischer Staatssender zeigt seinen Auftritt – unterbricht mitten im Satz, die Regie sendet Bilder patriotischer Schlager aus dem vergangenen Jahr. Die Russ*innen am Fernsehen rätseln. Der Kremlsprecher Dmitri Peskow klärt wenig später auf: ein Serverproblem.
Der Erste Kanal sendet schließlich Putins Auftritt noch einmal, in dem er auf einen heiliggesprochenen Admiral verweist. Keine einzige Schlacht habe der Mann verloren. „Alle Gewitter führen zum Ruhme Russlands“ soll er laut Putin gesagt haben. „So war es damals, so ist es heute, so wird es immer sein.“ Das sagte nicht der Admiral, das sagt Putin. Die Menschen jubeln und brüllen: „Russland, Russland!“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen