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Nancy Faeser und die Hessen-SPD„Niemand sollte sie unterschätzen“

Nach dem Rückzug von Hessens SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel: Die Generalsekretärin der Landespartei, Nancy Faeser, könnte ihn beerben.

SPD-Generalsekretärin Nancy Faeser ist Nummer zwei nach SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel Foto: picture alliance

Wiesbaden taz | Nancy Faeser gilt seit Jahren als Nummer zwei der hessischen SPD, hinter Landeschef Thorsten Schäfer-Gümbel. Vor der Landtagswahl pries der Chef sie als „weltbeste Generalsekretärin“. Bei einer Regierungsbeteiligung der SPD sollte die Juristin Innenministerin werden. Sie wäre bundesweit erst die zweite Frau an der Spitze dieses Ressorts gewesen, nach Annegret Kramp-Karrenbauer im Saarland. Die ist heute als CDU-Chefin in Berlin. Auch Nancy Fae­ser würde gern nach Berlin gehen, als Bundesjustizministerin und Nachfolgerin von Katarina Barley. Das wäre ihr Traumjob.

Doch jetzt ruft wohl die Pflicht. TSG hat bei der Ankündigung seines Rückzugs am Dienstag der Partei empfohlen, den Vorsitz von Partei und Fraktion in einer Hand zu lassen. Damit wäre der andere mögliche Kandidat neben Faeser für den Parteivorsitz, Europa-Staatsminister Michael Roth, aus dem Rennen: Er gehört dem Bundestag und nicht dem Landtag an.

Die 48-jährige Faeser drängt sich nicht nach vorne, aber sie kann kämpfen. Das gehört zu ihrem Alltag als Rechtsanwältin in einer großen Kanzlei. Auch im Landtag kann sie Attacke. Zuletzt musste Innenminister Peter Beuth (CDU) das erleben. Unerbittlich fordert sie vom Innenminister die Aufklärung der rechten Umtriebe in der hessischen Polizei. Die umstrittene Durchsuchung der Fan-Räume von Eintracht Frankfurt nannte sie überzogen. Während die Ultras der Frankfurter Eintracht den Innenmister mit Schmähparolen angreifen, kann Nancy Faeser sich mit Eintracht-Schal im Stadion zeigen. Denn auch als Fan der Eintracht ist sie glaubwürdig.

In mehreren Untersuchungsausschüssen hat sie der Regierung zugesetzt. Im Ton verbindlich, in der Sache hart fragt sie nach. Sie hat die Akten studiert, die Fakten parat und lässt nicht locker. Selbst politische GegnerInnen schätzen ihre Verlässlichkeit und ihren Humor. „Sie ist eine der wenigen Sozis, die erst mal grundsätzlich fröhlich ist“, so etwa der grüne Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir. FDP Fraktionschef René Rock sagt: „Nancy Faeser ist eine Politikerin, die mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht und sich auch durchsetzen kann. Niemand sollte sie unterschätzen.“

Die Erste ihrer Familie mit Studium

Ihr Vater, ein gestandener Sozialdemokrat, kam einst aus dem Ruhrgebiet nach Schwalbach am Taunus, um dort das Bürgermeisteramt zu übernehmen. Die soziale Gerechtigkeit war früh ihr Thema, auch wenn sie erst mit 18 Jahren in die SPD eintrat. Die Parteikarriere startete nach Jura-Examen und Berufseinstieg. Sie ist die Erste ihrer Familie, die erfolgreich ein Studium abgeschlossen hat. Sie genießt ihren Erfolg und das Leben mit Sohn und Ehemann, ebenfalls Jurist. Und durch ihren Wahlkreis kurvt sie in einem flotten Cabrio. Ihr Motto: „Politiker, die Ahnung vom echten Leben haben, das bekommen Sie nur bei der SPD.“

Ihr Motto: Politiker, die Ahnung vom echten Leben haben, das bekommen Sie nur bei der SPD

Die umgängliche Abgeordnete strahlt Optimismus aus. Den konnte sie sich erhalten, trotz vieler Niederschläge, die sie hinnehmen musste. Sie war 2008 designierte Justizministerin, als die damalige SPD-Parteichefin Andrea Ypsilanti bei dem Versuch scheiterte, Ministerpräsident Roland Koch, CDU, mit Hilfe der Linken in Pension zu schicken.

Dreimal verlor sie als „Schattenministerin“ an der Seite von TSG eine Landtagswahl. Auch ihren Wahlkreis Main-Taunus 1, der zu Frankfurts „Speckgürtel“ gehört, können Nancy Faeser und die SPD nicht gewinnen. Zunächst hieß der Sieger immerhin Roland Koch, zuletzt verlor sie zwei Mal gegen einem weithin unbekannten CDU-Nachwuchsmann. Immerhin: Sie erhält stets mehr Erststimmen als ihre Partei Zweitstimmen.

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2 Kommentare

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  • Man muss aber auch sagen, Main-Taunus 1 ist eine absolute CDU Hochburg. Die CDU könnte da einen Besen als Kandidat aufstellen und würde gewinnen. Es ist auch der Teil von Hessen, in dem lange der Feudalismus herrschte, von 1970 bis 87 Karl-Heinz Koch, dann bis 09 sein Sohn Roland.

  • Selbstverständlich nicht. Ich nehme die SPD genauso ernst wie beispielsweise die FDP!