Nahost-Konflikt und Schulen: Bildung gegen Antisemitismus
Die Berliner Bildungsverwaltung ist bemüht, Schulen im Kampf gegen Antisemitismus zu unterstützen. Einzelne Vorfälle hat es bereits gegeben.
Vereinzelte Meldungen
In den vergangenen Tagen hätten sich vor allem aus Neukölln und teils aus Schöneberg Schulen wegen Äußerungen zum aktuellen Konflikt in der Schülerschaft gemeldet. Die Senatsverwaltung hatte Anfang der Woche eine Mail mit Handlungsempfehlungen und Beratungsangeboten an die Schulen geschickt. „Wir haben uns mit den Schulleitungen in Neukölln bereits zusammengesetzt“, sagte Klesmann. Dabei hätten sie mitgenommen, „dass bereits bestehende Angebote zur Demokratiebildung und Antisemitismusprävention nun vor Ort gewünscht sind, etwa mit einer Projektwoche zum Thema“, so Klesmann. Außerdem habe der Senat angekündigt, Wachschutz an Schulen in Neukölln gemeinsam mit dem Bezirk wieder zu ermöglichen, auch um Unbefugte am Zutritt zu hindern.
Schulen melden antisemitische Vorfälle an die regionale Schulaufsicht, die dann unterstützt. „Wir stimmen uns gerade mit anderen Senatsverwaltungen ab, um den Schulen dann möglichst schnell eine noch konkretere Orientierungshilfe zu geben, was an Schulen stattfinden darf – und was nicht“, sagte Klesmann.
Konkrete Unterstützung
Die Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (Kiga) bietet am Freitag und auch Anfang kommender Woche Beratungen für Lehrer*innen an. Die Bildungsinitiative richtet sich in ihren Angeboten vor allem an migrantische Jugendliche. Auch geht es darum, wie Lehrer*innen mit Schüler*innen über die aktuelle politische Situation sprechen können. Grundsätzlich sei es wichtig, den Emotionen auch Raum zu geben, sagt Desiree Galert, Projektleiterin bei der Kiga, in einem Podcast.
In Neukölln seien sie mit den Schulen im Austausch, sagt der Bezirkssprecher Christian Berg. „Sollte sich der Konflikt in Gaza zuspitzen, steigt auch die Gefahr von Auseinandersetzungen in Neukölln.“
Berlins Antisemitismus-Beauftragter Samuel Salzborn sieht eine deutliche Zunahme von Hass auf Israel bei Schülern in den letzten 10 bis 15 Jahren. „Dass das Wort ‚Jude‘ als Schimpfwort und auch als Drohung benutzt wird, ist weit verbreitet“, sagte er der dpa. Das löse bei jüdischen, aber auch anderen Schülern Angst aus. „Wir hören immer wieder, dass Eltern jüdischer Kinder diese abmelden von staatlichen Schulen und sie in jüdischen Schulen anmelden.“ Die Senatsbildungsverwaltung versuche in solchen Fällen, Betroffenen unbürokratisch einen Schulwechsel zu ermöglichen.
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