Nachtzug von Paris nach Latour de Carol: Billig und klimafreundlich
Der Nachtzug von Paris nach Latour de Carol ist eine gute Option für Reisen nach Barcelona. Aber die Toiletten sind eine Sauerei.
![Füße baumeln im Nachtzug aus den Schlafkojen Füße baumeln im Nachtzug aus den Schlafkojen](https://taz.de/picture/6855423/14/intercite-de-nuit-paris-austerlitz-1.jpeg)
Um 21.41 Uhr fährt der Intercités de Nuit vom Pariser Gare d’Austerlitz los. In der zweiten Klasse gibt es Sitzplätze (am billigsten) und Abteile mit jeweils sechs Liegen, die zumindest für den Autor weder zu hart noch zu weich waren. In der ersten Klasse müssen sich nur vier Personen ein Abteil teilen. Mit einem Ticket dieser Luxusklasse darf man nach der Rückfahrt morgens im Bahnhof Paris-Austerlitz auch kostenlos duschen.
Auf jeder Liege finden sich ein leichter Schlafsack, ein Kissen und zum Beispiel eine Flasche Wasser, eine Schlafmaske sowie Ohrstöpsel. Die Abteile sind klimatisiert, was im Sommer gerade für die Passagiere auf den oberen Liegen super ist. Unsere Waggons hatten Steckdosen nur auf dem Gang und in den Waschräumen oder Toiletten. Der Zug hat zwar WLAN, aber weder auf der Hin- noch auf der Rückfahrt funktionierte der Internetzugang.
Man kann in diesem Zug vergleichsweise gut schlafen, denn eine Stunde nach der Abfahrt in Paris gibt es nur noch einen kurzen Stopp in Orléans. Dann ist Ruhe bis zum ersten Halt um 6.13 Uhr im südfranzösischen Auterive. Zudem rollen die Waggons recht sanft über die Gleise.
Bonjour in den Pyrenäen
Da die Fahrkarten schon beim Einsteigen kontrolliert werden, wecken die Schaffner ihre Fahrgäste in der Regel nicht. Wertsachen sollte man unten in seinem Schlafsack oder in der Hose verstauen. Für Frauen gibt es übrigens extra Abteile, die sich ohne Aufpreis reservieren lassen.
Nachtzüge sind eine umweltfreundliche Alternative zu vielen Flügen. Die taz stellt deshalb in loser Folge Verbindungen mit Schlaf- oder Liegewagen vor. Denn viele Angebote sind kaum bekannt. Wir schreiben aber auch, was besser werden muss, damit sie für mehr Menschen attraktiver werden. Alle vorherigen Folgen finden Sie auf taz.de/nachtzugkritik.
Am Morgen wacht man in den Pyrenäen auf: Dörfer mit Häusern aus Natursteinen, in der Ferne Berge mit schneebedeckten Gipfeln. Eine Schaffnerin wünscht uns per Lautsprecherdurchsage einen Guten Morgen und lobt uns, dass wir mit dem Nachtzug eines der umweltfreundlichsten Verkehrsmittel gewählt hätten.
Es wäre alles super, wenn da nicht die Sache mit den Toiletten wäre. Ein Fallrohr leitet alles, was ins Klo kommt, direkt aufs Gleisbett. Ja, auch Kot! Manchmal sind die Toiletten im Bahnhof deshalb abgeschlossen, aber nicht immer. Und wahrscheinlich wissen nicht alle Fahrgäste, wie diese mittelalterlichen Toiletten funktionieren. Jedenfalls stank es kurz vor der Abreise in Paris auf einmal fürchterlich – bis unser Zug einfach wegrollte von der Sauerei....Tipp: besser vor und nach der Fahrt auf Toilette gehen.
Fast unbekannter Anschlusszug
Frühstücken kann man nach der Ankunft um 8:46 Uhr in einem Bistro neben dem Bahnhof von Latour de Carol. Gegen 10:25 Uhr fährt dann die Linie 3 der katalanischen Regionalzüge Rodalies de Catalunya weiter nach Barcelona, Ankunft dort um 13:32 Uhr. Tickets gibt es im Zug für 12 Euro (keine Kinderermäßigungen). Die Fahrt bietet teils spektakuläre Aussichten auf die Pyrenäen. Ein „Geheimtipp“ ist das, weil die Verbindung in der Fahrplanauskunft der Deutschen, Französischen oder Spanischen Staatsbahnen fehlt. Die Daten finden sich nur auf der Internetseite der Rodalies.
Hin- und Zurück kostete die Reise für einen Erwachsenen mit 2 Kindern (eines unter 12 Jahre, eines älter) rund 500 Euro, inklusive 98 Euro für zwei Rabattkarten namens Carte Avantage. Voraussetzung ist, dass man früh bucht und für das Ticket der Deutschen Bahn nach Paris eine BahnCard 25 hat. So viel wie Hin- und Rückfahrt mit der Bahn hätte nur ein Weg inklusive Gepäck mit dem Flugzeug gekostet. Und natürlich ein Vielfaches an Treibhausgas.
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