Nachtzug von Bologna nach Brindisi: Liegewagen lohnt sich
Gerade nachts ist InterCityNotte von Bologna nach Brindisi zuverlässig – wenn man denn den richtigen erwischt. Sonst kann es ganz schön kühl werden.
![Bahngleise Bahngleise](https://taz.de/picture/6311007/14/Nachtzug-Italien-1.jpeg)
Den InterCityNotte von Bologna nach Brindisi bin ich jetzt mehrfach gefahren. Gleich zwei Züge gibt es von der Sorte: Der eine fährt um 23.39 Uhr in Bologna los und erreicht Brindisi um 9.29 Uhr, der andere fährt minimal später um 0.10 Uhr und kommt morgens um 9.05 Uhr an. Die Preise sind bei zeitiger Buchung ziemlich okay: Einen Sitzplatz im Sechser-Abteil gibt es für rund 40 Euro, den Liegeplatz im Vierer-Abteil (gemischt oder reines Frauenabteil) für rund 54 Euro, und wer es luxuriös mag, kann für rund 84 Euro die Einzelkabine nehmen.
Das einzige Problem ist freilich, dass der Bahnhof von Bologna kein Herz für Wartende auf den Nachtzug hat. Um 22 Uhr wird unter dem Murren der Reisenden die Wartehalle zugesperrt. Da ich mit einem Zug von Deutschland komme und vier Stunden Wartezeit habe, muss ich mir die Zeit auf dem Bahnsteig oder dem Boden der zugigen Eingangshalle vertreiben. In lauen Sommernächten bestimmt schön, in einer Winternacht um den Gefrierpunkt ziemlich unschön. Eine Bar in der Innenstadt von Bologna wäre sicher der bessere Tipp.
Dann gilt es, trotz Frierens aufmerksam beim Zugeinstieg zu sein, denn wie erwähnt fahren die beiden InterCityNotte fast direkt hintereinander und auch noch vom selben Gleis. Eine super Streckenabdeckung, aber eine Trittfalle für verpeilte Nachtzugreisende: Prompt steige ich in den falschen Zug. Zum Glück aber ist ein Teil der Strecke gleich, die Schaffner nehmen es nicht böse und an der nächsten Haltestelle kann ich in den richtigen Zug umsteigen. Endlich schlafen.
Nachtzüge sind eine umweltfreundliche Alternative zu vielen Flügen. Die taz stellt deshalb in loser Folge Verbindungen mit Schlaf- oder Liegewagen vor. Denn viele Angebote sind kaum bekannt. Wir schreiben aber auch, was besser werden muss, damit sie für mehr Menschen attraktiver werden. Alle vorherigen Folgen finden Sie auf www.taz.de/nachtzugkritik.
Liegewagen ist etwas teurer
Es lohnt sich, hier die paar Euro draufzuzahlen und einen Liegewagen zu nehmen. Im beengten Sitzplatzabteil drücken sich Koffer an Knie, eine Klimaanlage pustet erbarmungslos auch bei kühlen Temperaturen, und an Schlaf ist nicht zu denken.
Der Liegewagen ist dafür gut: vier Betten, in der Regel durchfahrende Mitreisende und trotz des Gescheppers bisweilen sogar Schlaf. Morgens bringt der Schaffner ein Trinkpäckchen und Kekse. Der Morgen belohnt für die zerknautschte Nacht, denn der hintere Teil der Zugstrecke führt wie im Bilderbuch direkt an der Adria entlang.
Ich wache mit Meerblick und Sonnenschein auf, Apulien bereitet stets einen strahlenden Empfang. Am Provinzbahnhof gibt es Frühstück. Und der InterCityNotte hat einen weiteren unschlagbaren Vorteil: seine Pünktlichkeit. Im Gegensatz zur Tagfahrt von Brindisi nach Norden, wo der Zug zuverlässig derart verspätet ist, dass ich den Anschluss gen Schweiz verpasse und der mühsam zusammengestellte Reiseplan kollabiert.
In der Nacht dagegen ist der scheppernde, flinke Zug ein verlässliches Verkehrsmittel. Und sollte er doch einmal verspätet sein, ist die italienische Bahn recht großzügig: Schon ab 30 Minuten Verspätung gibt es 25 Prozent des Kaufpreises zurück. Die DB fängt – wenn überhaupt – erst bei einer Stunde mit Rückerstattungen an.
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