Nachruf auf Trainer Sven-Göran Eriksson: Svennis ist gestorben
Schweden trauert um den erfolgreichsten Fußballcoach des Landes: Sven-Göran Eriksson starb am Montag im Alter von 76 Jahren an einer Krebserkrankung.

Wenn eine Todesnachricht ganz Schweden kurz auf Pause stellen konnte, dann diese. Was für ein Mensch! Das schwang am Montag in allen Reaktionen mit. Begriffe wie bescheiden, bodenständig, warmherzig, in sich ruhend und uneitel kursierten. Der so beschriebene „Svennis“ war der Stolz seines Heimatlandes; der erfolgreichste Fußballtrainer, den es hervorgebracht hat. Sven-Göran Eriksson starb im Alter von 76 Jahren an einer Krebserkrankung zu Hause in Värmland, wo alles begann.
Als Spieler war er nicht weit gekommen. Aber als Trainer überraschte er den Arbeiterverein Degerfors IF zum Beispiel mit neuen Ideen von Sportpsychologie und machte dort insgesamt eine so gute Figur, dass der IFK Göteborg ihn 1979 zu sich holte. Von der dritten in die erste Liga. „Das waren ja alles Profis“: So erklärte Eriksson in einem seiner letzten Interviews in diesem Frühjahr, warum er dort anfangs als schüchtern galt. Er war nervös. Sein Uefa-Cup-Sieg mit diesen Profis 1982 gilt bis heute als einer der größten Erfolge im schwedischen Klubfußball.
Ab da war Eriksson international im Geschäft. Mit Benfica Lissabon wurde er portugiesischer Meister. Lazio Rom gewannt mit ihm als Trainer unter anderem den Europapokal der Pokalsieger. Die Knallernachricht nach gut 20 Jahren Vereinsfußball: Eriksson wurde 2001 erster ausländischer Trainer der englischen Nationalmannschaft. Ein (für England) legendärer Auftakt: Auswärtssieg in der WM-Qualifikation, September 2001 gegen Deutschland. Deutschland: 1 – England: 5.
„Ein wahrer Gentleman“
Es wurden turbulente fünf Jahre. Die geweckten Hoffnungen wurden mehrmals mit Ausscheiden im Viertelfinale enttäuscht, es gab Yellow-Press-Aufregung um sein Privatleben, alles nicht perfekt. Ändert nichts daran, dass er auch dort verehrt wird: „Ein wahrer Gentleman“, schrieb David Beckham nun über den Trainer, der ihn zum Kapitän gemacht hatte.
Dass er nicht mehr lange zu leben habe, machte Eriksson im Januar öffentlich. Seitdem hat er Abschied genommen, besuchte seine alten Vereine, wurde überall geehrt: „Unerhört schön, Ehrungen zu bekommen, solange man noch lebt“, sagte er dazu.
Am Montagabend änderte das schwedische Radio SR das Thema seiner abendlichen Anrufsendung: Es sollte aus gegebenem Anlass nun darum gehen, was eine gute Führungspersönlichkeit ausmacht. Eriksson lebte offenbar so, dass sein Tod nicht nur eine internationale Nachricht ist, sondern zu Hause in Schweden Anlass für ein paar grundlegende Gedanken zum Thema Menschsein.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!