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Nachrichten in der CoronakriseHeil gibt Homeoffice-Pflicht auf

SPD-Arbeitsminister Hubertus Heil verzichtet auf Pläne, Ar­beit­neh­me­r:in­nen die Arbeit von Zuhause zuzusichern. Grund ist wohl Widerstand der FDP.

Nur noch ab und zu am heimischen Schreibtisch? Foto: Felix Kästle/dpa

Berlin rtr | Entgegen früheren Plänen will Bundesarbeitsminister Hubertus Heil nun doch auf eine Rückkehr zur Homeoffice-Angebots-Pflicht verzichten. In einem der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag vorliegenden Entwurf der Corona-Arbeitsschutzverordnung wird das ursprünglich ab Oktober geplante Vorhaben zu einer Kann-Regelung abgeschwächt.

Ebenso lässt der SPD-Politiker das in einem früheren Entwurf geplante Vorhaben fallen, Arbeitgeber zu verpflichten, allen in Präsenz Arbeitenden zweimal pro Woche ein Testangebot zu unterbreiten. Dies wird nun zu einem Prüfauftrag abgeschwächt. In Koalitionskreisen hieß es, schärfere Regelungen seien an der FDP gescheitert. Die Regierung will den Entwurf am Mittwoch in der Kabinettssitzung in Meseberg billigen.

Betriebe sollen demnach zum Schutz vor Infektionen mit dem Coronavirus Hygienekonzepte erstellen. „Hierzu können neben Maßnahmen zur Umsetzung der AHA+L-Regel und dem Tragen von Schutzmasken auch die Verminderung betrieblicher Personenkontakte, zum Beispiel durch die Reduzierung der gleichzeitigen Nutzung von Räumen und durch das Angebot an die Beschäftigten, im Homeoffice zu arbeiten, gehören“, heißt es im neuen Entwurf.

In einer früheren Fassung hieß es: „Der Arbeitgeber hat den Beschäftigten anzubieten, geeignete Tätigkeiten in ihrer Wohnung auszuführen, wenn keine zwingenden betriebsbedingten Gründe entgegenstehen.“

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Zu Schnelltests am Arbeitsplatz heißt es nun, Arbeitgeber sollten das Angebot an Beschäftigte prüfen, sich regelmäßig kostenfrei zu testen. Die Verordnung soll am 1. Oktober in Kraft treten und am 7. April 2023 auslaufen. Eine während der Corona-Pandemie verfügte Homeoffice-Angebots-Pflicht war im März ausgelaufen. Der BDA-Spitzenverband der Arbeitgeber hatte eine Rückkehr zur Angebots-Pflicht scharf kritisiert.

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10 Kommentare

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  • "SPD-Arbeitsminister Hubertus Heil verzichtet auf Pläne, Ar­beit­neh­me­r:in­nen die Arbeit von Zuhause zuzusichern. Grund ist wohl Widerstand der FDP."



    Ohne jetzt inhaltlich dazu etwas sagen zu wollen, aber: diese Kleinpartei hat in der Regierung viel zu viel Einfluss!

    • @Encantado:

      Als Grund fällt mir da eher die geringe Gefährlichkeit der Omikron-Variante in einer mittlerweile auf vielfachem Weg immunisierten Bevölkerung ein.

      Der einzige Punkt, aufgrund dessen momentan eine Homeoffice-Pflicht in Frage kommen könnte, wäre der hohe Spritverbrauch der Pendler.

  • Eine Homeoffice Pflicht ist auch komplett der falsche Weg! Alle tun so als wäre das was erstrebenswertes im Home Office zu arbeiten zu dürfen. Aber halten wir mal fest, die meisten haben kein Arbeitszimmer oder wenigstens einen geeigneten Schreibtisch und Stuhl. Sehr viele arbeiten am Küchentisch etc.

    Wer kleine Kinder kann diese auch nicht den ganzen Tag ermahnen ruhig zu sein! Auch gehen die ganzen Anstrengungen die Anstrengungen die Arbeitsstätten so zu gestalten, dass Sie langfristige Schäden vermeiden den Bach runter, oder glaubt jemand dass der Küchentisch mit Küchenstuhl gut sind für den Rücken? Auch kostenmässig , wer zahlt Strom und Heizung zu Hause?

    Also ich denke es sind mehr Personen die die Homeofficepflicht nicht gut finden, als nur die FDP Anhänger! Und Heil ist ebenso nicht dafür bekannt durchdachte Konzepte zu haben!

    • 6G
      650275 (Profil gelöscht)
      @Thomas Zwarkat:

      viel besser als eine pflicht wäre es, wenn unternehmen freiwillig die möglichkeit dazu bieten, für alle die wollen. der technische aufwand dazu hält sich meist in grenzen und es ist wirklich keine neue erkenntnis, dass diese möglichkeit inkl. kostenübernahme oder zumindest zuzahlung für einen ordentlichen stuhl und ggf. schreibtisch, monitor, stromzuschuss etc. als ein attraktives entgegenkommen gilt. das sind sinnvolle, ehrliche und realistische incentives, da muss man nicht ungelenk mit kicker (holt nicht alle ab), gratisobst (sollte selbstverständlich sein) oder after-work-veranstaltungen daherkommen, auf die verständlicherweise eh niemand lust hat.



      davon abgesehen sollte langsam mal akzeptiert werden, dass die vereinbarkeit von beruf und familie eben auch bedeutet, dass man sich innerhalb eines 8 stunden arbeitstags auch mal ab und zu kurz mit den kindern oder dem haushalt beschäftigt, ohne gleich überstunden machen zu müssen. diese stechuhrmentalität ist nicht mehr tragbar.

    • @Thomas Zwarkat:

      Ja, das ist etwas mißverständlich ausgedrückt.

      Es geht (bzw. ging) um das Recht auf Homeoffice.

      Damit sind ihre Anmerkungen hinfällig.

      Viel interessanter ist welche Argumente die "F" dagegen vorbringt.



      Fadenscheinig wie immer. Tatsächlich verbirgt sich hinter dem Gelaber doch die Gutsherrenmentalität a la "ich schau dir auf die Finger".

      Und das kommt bei der ach so zukunftsorientierten F noch aus einer Zeit, als man die Arbeiter in die Fabriken reinprügeln musste.

      Trotz ausgezeichnetem Verdienst.

  • Ich bin ein bisschen sauer auf die FDP.

  • Die Erfordernis so etwas wie die FDP im Paralament zu haben ist sicher unbestritten.

    Aber da aktuell die speziellen Dienste der FDP nicht benötigt werden ist es allerhöchste Zeit dass die Wählerschaft dies auch auf dem Wahlzettl kund tut.

    Die nächste Chance dazu ist am 11.9. in Niedersachsen.



    FDP - 0 % !

    • @Bolzkopf:

      "Die Erfordernis so etwas wie die FDP im Paralament zu haben ist sicher unbestritten."

      Nein. Da kam über die letzten 20 Jahre meist wenig Gutes.

      "Aber da aktuell die speziellen Dienste der FDP nicht benötigt werden"

      Gerade jetzt war es aber anders. Wir sind im Gegensatz zu vielen unserer Nachbarländer immer noch tiefer drin im Pandemiemodus und wir wären komplett fernab jeder Sinnhaftigkeit, wenn die FDP nicht Schlimmeres verhindert hätte.

      Wenn die allgemeine Quarantänepflicht auch bei uns aufgehoben ist, dann kann die FDP weg, vorher leider noch nicht.

    • @Bolzkopf:

      Woraus ergibt sich "Die Erfordernis so etwas wie die FDP im Pralament zu haben". Erschließt sich mir nicht intuitiv. Erbitte Erläuterung.

      • @Karsten1:

        Naja, Salz an sich schmeckt ja auch nicht.



        Aber eine Suppe ohne Salz halt ebensowenig.

        Ich war ja mal der Meinung, dass 20 % genug für jede Partei sein muss - aber wie sich zeigt ist das noch zu viel.



        15% dürften es maximal sein.

        Denn Koalitionen dienen ja dazu die verbleibenden Parteien (einstmals Opposition genannt) von jeder politischer Entscheidung fernzuhalten obwohl diese ja auch einen erkläklichen Teil der Wäherschaft repräsentieren.

        Und Opposition in dem Sinne gibt es ja nicht mehr weil sich alle Parteien nurnoch darauf kaprizieren als (künftiger) Koalitionspartner attraktiv zu sein.

        Das wussten übrigens schon die Alliierten, die deutliche Vorbehalte gegen das Parteiensystem in Deutschland hatten. Letztlich hat man das aber "durchgehen" lassen denn man musste ja mit dem Wiederaufbau beginnen.