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Nach der Flutkatastrophe in DeutschlandHelfen, aber richtig

Viele wollen die Menschen in den Hochwassergebieten unterstützen. Aber wie? Und was kommt bei den Betroffenen wirklich an?

Viele stehen vor dem Nichts: Aufräum­arbeiten im an der Ahr gelegenen Sinzig in Rheinland-Pfalz Foto: Wolfgang Rattay/Reuters

Berlin taz | Die Betrüger sind schon da. Die Polizei Köln warnt die Menschen in den Flutgebieten. Und jene, die für sie spenden wollen. Der Grund: Hochwasser­geschädigte bestellten im Internet einen Bautrockner, um ihre Räume zu entfeuchten, überwiesen die Rechnung. Doch die Ware kam nie an. Ans Telefon ging auch niemand.

Eine Elektrofirma, die angab, zu Reparaturarbeiten zu kommen, dafür aber vorab eine Zahlung verlangte, tauchte auch nie auf. In einem anderen Fall kopierten Gauner aus dem Internet ein Foto einer vom Hochwasser zerstörten Wohnung – und veröffentlichten einen Spendenaufruf. Der sei mittlerweile wieder gelöscht, so die Polizei. Doch rät sie:„Übergeben oder überweisen Sie Geld nie an unbekannte Personen.“

Sich einfach mit Besen, Eimer, Gummistiefeln aufzumachen, ist keine gute Idee

Die Frage: Wie lässt sich helfen? Was kommt wirklich bei den Menschen an, die nach der Hochwasserkatastrophe vielfach vor dem Nichts stehen? Die Häuser verwüstet. Brücken kaputt. Stromleitungen zerstört. Mancherorts ähnelt es einem Kriegsgebiet seit die Unwetter erst nach Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz kamen, später auch ins Berchtesgadener Land und ins östliche Sachsen. Schon jetzt packen viele mit an, Nachbarn, Urlauber.

Aber sich einfach mit Besen, Eimer, Gummistiefeln aufzumachen, ist derzeit keine gute Idee. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe schreibt auf seiner Internetseite: „Warnhinweis: Bitte beachten Sie: Fahren Sie nicht auf eigene Faust in die betroffenen Gebiete, um zu helfen!“ Helfende können mit ihren Autos Straßen blockieren, das Aufräumen behindern.

Wer vor Ort helfen will, vielleicht auch als Unternehmen mit Werkzeug und Geräten oder als Privatperson mit einer Unterkunft oder Sonstigem, kann sich bei betroffenen Gemeinden und Städten melden. Die haben oft Bürgertelefone und Hotlines geschaltet, um Hilfsangebote und Einsätze vor Ort zu koordinieren.

Das Bundesamt hat die Anlaufstellen auf seiner Homepage gelistet – und gibt noch einen dringenden Hinweis: „WICHTIG! Wenn Sie beabsichtigen Sachspenden zu spenden, klären Sie dies unbedingt vorab mit den betreffenden Organisationen und Initiativen ab – viele Einrichtungen haben einen Annahmestopp für Sachspenden ausgesprochen.“

Kleidung, Schuhe, Möbel türmen sich vielerorts, weil die Unterstützung enorm, viel bereits angekommen ist. Das muss nun auch erst gesichtet und sortiert werden. Tische oder Stühle werden ohnehin erst in einigen Wochen gebraucht, nach dem Aufräumen. So ist derzeit vor allem eins gefragt: Geld.

Das habe auch mit dem Selbstwertgefühl zu tun, sagt Thomas Eiting. Er ist Pressesprecher der Stadt Wuppertal und meint: „Wenn man fast alles verloren hat, dann möchte man, so gut wie es gemeint ist, nicht auch noch eine gebrauchte Hose haben. Sondern dann möchte man zumindest diese Würde behalten, sich selbst eine neue Hose kaufen zu können.“

Viele Spendenaufrufe

Zwar hat die Bundesregierung bereits zugesagt, schnell und unbürokratisch mit 200 Millionen Euro zu helfen. Zusammen mit den Hilfen aus den Bundesländern werden so erst mal insgesamt 400 Millionen Euro aufgebracht, um Notlagen zu überbrücken, das Schlimmste an Gebäuden und Infrastruktur zu beseitigen. Aber das reicht keinesfalls, die Schäden sind milliardenschwer. Und gegen die Flut versichert sind längst nicht alle vor Ort.

Es gibt viele Spendenaufrufe, zum Beispiel von Sportvereinen wie dem 1. FC Köln oder dem Deutschen Gewerkschaftsbund. Von den großen Hilfsorganisationen sowieso. Das Deutsche Rote Kreuz hilft derzeit zum Beispiel mit 3.500 Leuten bei der Versorgung mit Trinkwasser, Strom, Hygieneartikeln, stellt mobile Arztpraxen auf, bietet psychologische Beratung.

Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz selbst haben auch Spendenkonten eingerichtet. Das Geld soll über die Kreisverwaltungen an die Betroffenen gehen. „Vor Ort kann am besten gesehen werden, wo die Not am größten ist und wie Abhilfe geschaffen werden kann“, erklärt der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz.

Am sichersten sei es beim Spenden, auf die zu setzen – so schreibt die Polizei Köln –, die „Sie persönlich kennen oder über deren Seriosität Sie sich ausreichend informiert haben“. Wer sich unsicher ist, kann auf das DZI-Spendensiegel achten. Das bekommt nur, so erklärt die Stiftung Warentest, wer sich nach strengen Kriterien des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen prüfen lasse und nicht mehr als 30 Prozent des Geldes für Verwaltung und Werbung ausgibt.

Das DZI hat extra für die „Unwetterkatastrophe im Westen Deutschlands“ Adressen und Kontonummern von Organisationen zusammengestellt.

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