Nach der Anschlagserie in Sri Lanka: Zahl der Toten steigt auf 310
Zwei Tage nach den Anschlägen auf Kirchen und Hotels in Sri Lanka hat sich die Zahl der Todesopfer auf 310 erhöht. Präsident Sirisena hat den Notstand verhängt.
Staatspräsident Maithripala Sirisena verhängte sie, um die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu bewahren sowie die Versorgung mit Waren und Dienstleistungen für die Bürger sicherzustellen, hieß es in einer Erklärung des Präsidenten. Mit den Regelungen erhalten Sicherheitsbehörden erweiterte Befugnisse, etwa für Durchsuchungen und zur Festnahme. Sirisena berief zudem ein dreiköpfiges Untersuchungsteam ein, auch Interpol will Experten entsenden. Unterdessen sorgen sich deutsche Politiker um die Lage der Christen in aller Welt.
Die Anschläge gingen nach Einschätzung der Regierung auf das Konto einer regionalen radikal-islamischen Gruppe. Die Regierung ist jedoch überzeugt, dass die verdächtigte Gruppe National Thowheeth Jamaath die Attacken nur mit Unterstützung eines internationalen Netzwerks verübt haben kann, wie ein Sprecher sagte.
Die Regierung von Sri Lanka betrachtet die Anschläge als Rache für das Massaker in zwei neuseeländischen Moscheen in Christchurch Mitte März. Das sagte der Staatsminister im Verteidigungsministerium, Ruwan Wijewardene, am Dienstag im Parlament. Beweise führte er nicht an und erklärte auch nicht, wie er zu dieser Schlussfolgerung gekommen ist.
Das von Sirisena einberufene dreiköpfige Team soll die Anschlagsserie untersuchen und in zwei Wochen einen ersten Bericht vorlegen. Die internationale Polizeiorganisation Interpol kündigte die Entsendung von Spezialisten mit Expertise in den Bereichen Tatortuntersuchung, Sprengstoff, Terrorismusbekämpfung und Opferidentifizierung an. Einem Bericht der Washington Post zufolge entsandte auch die US-Bundespolizei FBI Ermittler nach Sri Lanka und bot offiziell Unterstützung an, etwa bei Laboruntersuchung von Sprengstoffresten. Die Zeitung beruft sich auf Ermittlerkreise.
Tag der Trauer
Nach den Worten von Kabinettssprecher Rajitha Senaratne gab es vor den Attacken Hinweise auf Anschlagspläne. Ausländische Geheimdienste hätten bereits am 4. April über mögliche Selbstmordanschläge auf Kirchen und Touristenziele in Sri Lanka informiert. „Wir tragen die Verantwortung, es tut uns sehr leid“, sagte Senaratne im Namen der Regierung. „Wir glauben nicht, dass diese Angriffe von einer Gruppe von Menschen verübt wurden, die auf dieses Land begrenzt waren“, sagte er. „Es gab ein internationales Netzwerk, ohne das diese Angriffe nicht gelungen wären.“
Sirisena hatte den Dienstag zum Tag der Trauer erklärt. Unter den Festgenommenen sind der Fahrer eines Wagens, den die Selbstmordattentäter angeblich genutzt hatten, sowie der Besitzer eines Hauses, in dem einige von ihnen gewohnt hatten.
Die meisten Opfer hatte es bei den Anschlägen in den Kirchen gegeben, als gerade Ostergottesdienste stattfanden. In dem Inselstaat sind etwa sieben Prozent der 20 Millionen Einwohner Christen. Politiker von CDU, FDP und Grünen beklagen vor dem Hintergrund der Anschläge die gewachsene Bedrohung christlicher Minderheiten in vielen Staaten.
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