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Kommentar Terror in Sri LankaVorbild Neuseeland

Sven Hansen
Kommentar von Sven Hansen

Die Anschläge von Sri Lanka entsprechen der Logik des internationalen Terrorismus. Dessen Gewaltspirale zu durchbrechen ist jetzt wichtig.

Habseligkeiten von Opfern der Anschläge Foto: reuters

N un also Sri Lanka. Zwar hat der multiethnische und -religiöse Inselstaat seine eigene Geschichte von Bürgerkrieg und Selbstmordanschlägen. Doch seit 2009 ist es dort ruhig geblieben. Die Anschläge vom vergangenen Osterwochenende, bei denen es 300 Todesopfer gab, sind kein Rückfall, sondern eine ganz neue Qualität des Terrors für Sri Lanka. Die Attentate auf Kirchen sollen religiösen Hass säen, die Explosionen in den Hotels westliche Ausländer und die Wirtschaft treffen. Ein friedliches Zusammenleben – das soll um jeden Preis verhindert werden.

Die Regierung macht eine lokale Islamistengruppe mit internationalen Verbindungen verantwortlich. Es ist noch zu früh für klare Schuldzuweisungen. Doch es gibt Indizien, die für Verbindungen zu internationalen Terrorgruppen wie al-Qaida oder dem „Islamischen Staat“ (IS) sprechen. So erfordern etwa koordinierte Anschläge mit hoher Sprengkraft ein hohes Maß an Erfahrung und Kenntnissen.

Auch die Wahl der Ziele zeugt von einer globalen antichristlichen und antiwestlichen Perspektive. Die Attentate könnten als Vergeltung für die Anschläge auf die Moscheen im neuseeländischen Christchurch gemeint gewesen sein. Lokale Motive sind eher unwahrscheinlich, denn das Anheizen des Konfliktes zwischen muslimischer und christlicher Minderheit in Sri Lanka hat wenig Sinn. Aber es entspräche der Agenda des internationalen Dschihad.

Genau hier müssen die Reaktionen ansetzen, denn dieser Agenda in die Hände zu spielen muss unbedingt vermieden werden. Die Regierung in Sri Lanka ist richtigerweise bisher zurückhaltend und hat soziale Medien, die zur Verbreitung von Hass missbraucht werden, abschalten lassen. Der Rat der Muslime in Sri Lanka hat sogleich zur Solidarität mit den Christen aufgerufen und damit gezeigt, dass Zusammenhalt der Weg des Friedens ist.

Neuseeland hat nach Christchurch gezeigt, dass es möglich ist, die Gesellschaft auch nach schlimmsten Terroranschlägen zusammenzuhalten. Es ist zum Vorbild geworden. Sri Lanka hat eine schwierigere Geschichte, aber kann diesen Weg auch gehen.

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Sven Hansen
Auslandsredakteur (Asien)
Asienredakteur seit 1997, studierte Politologie in Berlin und Communication for Development in Malmö. Organisiert taz-Reisen in die Zivilgesellschaft, Workshops mit JournalistInnen aus Südostasien und Han Sens ASIENTALK. Herausgeber der Editionen Le Monde diplomatique zu Südostasien (2023), China (2018, 2007), Afghanistan (2015) und Indien (2010). Schreibt manchmal auch über Segeln. www.fb.com/HanSensAsientalk @SHansenBerlin
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4 Kommentare

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  • Wenn Religionen ein zentraler Ausgangspunkt für Terror und Gewalt sind, wird man sie international verbieten und ächten müssen.



    Wenn Religionen sich jedoch „nur“ leicht von Kriminellen instrumentalisieren lassen, stellt sich die Frage, warum das denn eigentlich so ist und warum ihre Anhänger bislang effektiv und praktisch noch gar nichts Nennenswertes dagegen unternommen haben.

  • Es verbietet sich, Christchurch mit Sri Lanka zu vergleichen. In Christchurch handelte es sich um die Tat eines einzelnen Irren, in Sri Lanka haben wohlorganisierte islamische Terrorverbände planmäßig Christen ermordet. Ich vermisse eine Sri-Lankesiche Regierung, die christliche Kreuze als Zeichen der Solidarität anlegt.

    • @Wellmann Juergen:

      "Es verbiete sich, ..." nein, es ist nur natürlich wie es ja auch im folgenden Kommentar passiert. Auch der Hinweis auf die empathische Reaktion der neuseeländischen Regierungschafin ist ein Vergleich. Leider hat eben nicht jeder Staat einen Menschen dieser Größe an der Spitze.

    • @Wellmann Juergen:

      Der einzelne Irre war oder ist international gut vernetzt . Ob er bzw die anderen rechten Arschloecher sich nun freuen?