Nach dem Massaker von Las Vegas: Motiv des Todesschützen weiter unklar
Nach dem Massenmord in Las Vegas sind noch immer viele Fragen offen. Ein paar Antworten soll die Freundin des Attentäters liefern.
Der 64-jährige Paddock hatte am Sonntagabend von seinem Zimmer im 32. Stock eines Hotels auf Besucher eines Open-Air-Konzerts gefeuert. 58 Menschen starben, wie der zuständige Gerichtsmediziner am Dienstagabend sagte. Demnach schlossen bisherige Angaben über 59 Tote den Schützen ein. Dieser hatte sich selbst getötet, als eine Spezialeinheit der Polizei sein Hotelzimmer stürmte. Die Zahl der Verletzten korrigierte Sheriff Lombardo am Dienstag mit gut 500 ebenfalls leicht nach unten.
Die New York Times berichtete am späten Dienstagabend, dass die Freundin des Todesschützen inzwischen von den Philippinen in die USA gereist ist. Die 62-Jährige sei in der Nacht zu Mittwoch in Los Angeles angekommen. Sie gilt unter Ermittlern als „Person von Interesse“. So bezeichnen Ermittler Menschen, von denen sie sich wichtige Informationen versprechen, die aber gegenwärtig nicht zwangsläufig als Tatverdächtige eingestuft werden.
Zuvor war bekannt geworden, dass der Schütze etwa 100.000 Dollar auf die Philippinen überwiesen hatte. Zunächst lagen aber keine Angaben darüber vor, wann er das Bankgeschäft erledigte und an wen das Geld konkret ging.
Schüsse per Vorrichtung beschleunigt
Derweil häufen sich die Hinweise darauf, dass Paddock seine Tat „umfassend“ vorbereitet hatte, wie es Lombardo am Dienstag formulierte. Nach weiteren offiziellen Angaben fand die Polizei neben mehr als 20 Schusswaffen in der Hotelsuite im Mandalay Bay Hotel auch eine Kamera, die im Guckloch der Eingangstür installiert war. Zwei weitere waren im Flur angebracht. Nach Polizeiangaben sollten sie Paddock offenbar beim Eintreffen von Polizisten vorwarnen.
Wie weiter bekannt gegeben wurde, fand die Polizei an zwölf Waffen Vorrichtungen, die das Abfeuern von Schüssen beschleunigen können.
US-Fernsehsender zeigten am Dienstag offensichtliche Polizeiaufnahmen aus dem Hotelzimmer, die nach der Tat gemacht wurden. Darauf sind unter anderem Waffen und zahlreiche Hülsen zu sehen. Ein Foto soll den leblosen Körper des Schützen auf dem Boden zeigen. Wie die Aufnahmen zu den Medien gelangten, wurde nicht bekannt. Lombardo nannte den Vorgang „besorgniserregend“. Die Polizei leitete eine interne Untersuchung ein.
Insgesamt stellte sie nach jüngsten Angaben vom Dienstagabend im Hotelzimmer und in zwei Häusern des Täters in Mesquite und in Reno 47 Schusswaffen sicher. Sie seien in Utah, Kalifornien, Texas und Nevada gekauft worden. Außerdem wurden Tausende Schuss Munition und Sprengstoff entdeckt – ein gewaltiges Arsenal.
Debatte um lasche Waffengesetze neu entbrannt
Vor diesem Hintergrund ist die Debatte um die nach Ansicht von Kritikern viel zu laschen amerikanischen Waffengesetze wieder voll entbrannt. Der Chef der demokratischen Minderheit im Senat, Chuck Schumer, forderte in einer Rede in der Kongresskammer „vernünftige Reformen“. Man könne das Böse oder den Wahnsinn nicht von der Erde verbannen, sagte Schumer. „Aber wir müssen tun, was in unserer Macht steht, um unser Land zu einem sichereren Ort zu machen.“
Der amerikanische Late-Night-Komiker Jimmy Kimmel wiederum gab in seiner Show eine sehr eindringliche und persönliche Anwort auf die Ereignisse in Las Vegas. Er kritisierte das geringe Engagement der Politik für schärfere Waffengesetze und betonte das viele Leid, das nicht nur in Las Vegas, sondern auch anderenorts und in den letzten Jahren immer wieder daraus hervorging. Solche Tragödien wie in Las Vegas seien mittlerweile Alltag und trotzdem ändere sich nichts.
Empfohlener externer Inhalt
Trump erklärte am Dienstag: „Wir werden mit der Zeit über Waffengesetze sprechen.“ Der Republikaner hatte sich in der Vergangenheit – vor seiner Bewerbung ums Präsidentenamt – für „vernünftige begrenzte“ Waffenkontrollmaßnahmen ausgesprochen. Dann schwenkte er aber um, wohl auch mit Blick auf die mächtige Waffenlobby-Organisation NRA.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin