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Nach dem Ende des BraunkohleabbausWasser in der Lausitz knapp

Das Ende des Braunkohleabbaus wird trockene Folgen für die Lausitz haben. Laut einer Studie könnte die Spree bis zu 75 Prozent weniger Wasser führen.

Neue Unbill nach Ende des Kohleabbaus: Welzow-Süd in der Lausitz Foto: dpa

Berlin taz | Spätestens 2038 soll endgültig Schluss sein mit dem Braunkohleabbau in der Lausitz. Was klimapolitisch notwendig – für die Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze sogar zu spät – ist, könnte lokal zu Wasserknappheit führen. Endet der Braunkohleabbau in der Lausitz, könnte die Spree in trockenen Sommermonaten örtlich bis zu 75 Prozent weniger Wasser führen. Zu dieser Erkenntnis kommt eine neue Studie des Umweltbundesamts (Uba).

Der Zusammenhang ist einfach: Wo Braunkohle gefördert wird, arbeiten ununterbrochen Pumpen daran, das Grundwasser aus den Gruben fernzuhalten. In der Lausitz wird dieses Wasser seit Beginn des Braunkohleabbaus im 19. Jahrhundert in die Spree gepumpt. Dadurch wurde der Wasserabfluss in der Spree über mehr als ein Jahrhundert künstlich verstärkt – gut die Hälfte des Wassers, das die Spree heute bei Cottbus führt, stammt aus abgepumptem Grundwasser.

Auch die gegenwärtige Trinkwasserversorgung in Berlin baut zum Teil darauf auf. Bei gleichbleibendem oder gar steigendem Wasserbedarf drohen insbesondere in trockenen Jahren immer häufigere und länger andauernde Wasserengpässe in der Region.

Warum dann nicht einfach weiterpumpen – auch ohne Braunkohleabbau? Laut den Au­to­r*in­nen der Studie des Umweltbundesamts kann das höchstens eine vorübergehende Notlösung sein.

Trotz Wassermangel Kohleausstieg

Der Weiterbetrieb der Pumpen hätte zum einen negative ökologische Folgen, da die Sulfatbelastung der Spree weiter ansteigen würde. Zum anderen sei die Aufbereitung des abgepumpten Grundwassers im Vergleich zu anderen Maßnahmen die teuerste Option zum Ausgleich des Wassermangels.

Sinnvoller seien andere Lösungen, etwa in Form von Talsperren und Wasserspeichern. Auch sollten die betroffenen Bundesländer Berlin, Brandenburg und Sachsen gemeinsam ausloten, wie sich Wasser aus anderen Regionen durch neue Rohrsysteme möglichst naturverträglich in die Spree pumpen lässt. Haushalte, Industrie und Landwirtschaft sollten zudem mehr Wasser sparen.

Die drohende Wasserknappheit sei allerdings kein Grund, auf den Kohleausstieg zu verzichten, betont Uba-Chef Dirk Messner: „Der Klimawandel ist das größte Problem, mit dem wir es zu tun haben. Er schafft schon heute Dürren und Wetterextreme.“

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8 Kommentare

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  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Der Verband Gas und Wasser forderte jüngst schon mal Mehr Talsperren und Fernwasserleitungen.



    www.merkur.de/deut...t-zr-92339521.html

    • @31841 (Profil gelöscht):

      Mehr Talsperren in Deutschland? Anscheinend Leben die in einem anderen Deutschland. Fordern kann msn viel, die praktische Umsetzung ist immer das Problem.

  • 4G
    49732 (Profil gelöscht)

    Das Wasser in der Lausitz wird nicht knapp. Das Grundwasser wird wieder steigen nach dem Kohleausstieg. Probleme haben nur die Berliner.

  • Wir ringen mit der Sprache und verlieren.



    Das Wasser "aus" der Lausitz wird knapp.



    Die normalen Verhältnisse kehren zurück und der Grundwasserspiegel wird sich hoffentlich erholen.



    Und Berlin, wie Brandenburg müssen sich überlegen, wie sie ihren Wasserbedarf decken und dies ohne die Natur zu zerstören.

    • @Octarine:

      Dazu gehört auch, einen angemessenen Preis für Trinkwasser zu verlangen. - Aber ich weiß nicht, wo die Experten um Berlin herum die Möglichkeit sehen, Talsperren zu errichten.

      • @Johann Augustin:

        Talsperren ohne Tal sind wahrscheinlich auch für Experten in Berlin eine echte Herausforderung.



        Das liegt an der zunehmenden Distanz zwischen Wollen und Können, hier nimmt, wie bei den Galaxien, die Distanz stetig zu, gerade in Berlin.

        Andererseits, soll es anderswo, und auch früher in Berlin, möglich gewesen sein, Probleme zu lösen.



        Hier etwa durch mehr und bessere Klärwerke und andere Formen der Wasserspeicherung, etwas Speicherseen oder unterirdische Speicher. Geld sollte doch kein Problem sein, oder?

  • Ist das jetzt mit dem Jahr 2038 mit dem Ende der Kohleverstromung beschlossen oder nur angestrebt?



    Wenn bis dahin nicht genug Energie aus erneuerbaren zur Verfügung steht, diese aber definitiv gebraucht wird, dann kann ich mir schon vorstellen, dass Strom aus Kohle noch weiter genutzt wird (werden muss).



    Oder Deutschland wird „sauber“ aber importiert aber den benötigten Kohlestrom aus Polen.

    • @Der Cleo Patra:

      "...beschlossen oder nur angestrebt?"



      Ob beschlossen oder angestrebt ist vollkommen egal. Wenn im Winter Strom für Wärmepumpen (und E-Autos) fehlt, ist klar, was passieren wird.



      Menschengemachte Gesetze kann mensch bei Bedarf leicht wieder ändern, Naturgesetze nicht.