Nach Verbot des Kükenschredderns: O Bruder Hahn, wo gehst du hin?
Ein Großteil der männlichen Küken wird heute aufgezogen – aber wo landet eigentlich ihr Fleisch? Das wissen selbst Geflügelverbände nicht so genau.
Dabei hatte die „Bruderhahninitiative Deutschland“, einige Jahre zuvor gegründet von Ökobauern aus Niedersachsen und Bio-Großhändlern, schon eines gezeigt: Für die Aufzucht der männlichen Küken waren Eierkäufer*innen durchaus bereit, ein bisschen mehr zu zahlen.
Gut neun Monate nach Verbot des Kükenschredderns ist die Bruderhahnaufzucht alles andere als eine Nische: Zumindest im Legehuhnland Niedersachsen ist sie bedeutsamer als das Aussortieren von „männlichen“ Eiern vor dem Schlüpfen. Etwa zwölf Millionen Bruderhähne, so eine Schätzung, werden bis Ende des Jahres im Bundesland aufgezogen.
Das sind mehr als die rund zehn Millionen männlichen Hühnerembryos, die hierzulande überhaupt gezeugt werden – Niedersachsen übernimmt noch männliche Küken aus anderen Bundesländern. Vor allem Betriebe am Küstenkanal, im Emsland und in der Grafschaft Bentheim haben sich auf die Bruderhahnmast spezialisiert.
Ihr Fleisch wird in Deutschland kaum verkauft
Bezahlt wird die Aufzucht immer noch durch eine Art Quersubvention: Die Eier der Hennen finanzieren die Aufzucht ihrer Brüder. Bei konventionellen, also Bodenhaltungseiern, macht das einen Preisunterschied von etwa zwei Cent pro Ei aus.
Auf die geschlüpften Kükenjungs wartet ein kurzes Leben: Nach 85 bis 90 Tagen in der Hähnchenmast ist es schon vorbei, die jungen Hähne werden geschlachtet. „Nach dieser Zeitspanne verwerten sie das Futter immer schlechter“, sagt Wolfgang Ehrecke von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Gerade mal 1.350 Gramm wiegen die Hähne dann.
Was danach mit ihnen geschieht, ist ein Rätsel: Weder die Landwirtschaftskammer Niedersachsen noch der Verband der Deutschen Geflügelwirtschaft kann Auskunft darüber geben. Klar ist nur so viel: Im deutschen Supermarkt an der Fleischtheke sind die Hähne nicht zu finden.
Der Verbleib des Fleisches: ungewiss
Nur im Biosegment gibt es ein paar Versuche, ihr Fleisch zu verkaufen. Ansonsten gilt laut Landwirtschaftskammer: „Bruderhahnfleisch ist ein Exportartikel“. Ob es im Ausland dann für den menschlichen Verzehr verkauft wird oder ob es doch einfach zu Tierfutter wird? „Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie es herausgefunden haben“, so Clemens Dalchau, Sprecher der Deutschen Geflügelwirtschaft. „Wir hier fragen uns das schon länger.“
Eine Forderung von Tierschützerinnen ist deshalb schon lange der Einsatz von „Zweinutzungshühnern“ – Hühnerrassen also, die vielleicht etwas weniger Eier legen, dafür aber etwas mehr Fleisch ansetzen als die hochgezüchteten Legehennen. In der Praxis ist das aber noch nicht weit verbreitet: Nur im Ökolandbau gibt es bisher Versuche, solche Rassen zu züchten und zu vermarkten.
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