Nach Studi-Protesten in der Türkei: Erdoğan setzt Uni-Direktor ab

Nach monatelangen Protesten hat der türkische Präsident einen staatlich eingesetzten Direktor in Istanbul abgesetzt. Doch nun obliegt die Neubesetzung wieder Erdoğan.

Demonstration mit LGBTQ Fahnen und Plakaten

Proteste gegen den von Erdoğan bestimmten Rektor in Istanbul Anfang Juni Foto: Erdem Sahin/epa

ISTANBUL dpa | Monatelang hatten türkische Studentinnen und Studenten gegen einen von Präsident Recep Tayyip Erdoğan eingesetzten Universitätsdirektor protestiert – nun ist der Rektor der renommierten Boğaziçi-Universität durch ein Dekret des Präsidenten abgesetzt worden.

Melih Bulu werde seines Amtes enthoben, hieß es in der Nacht zu Donnerstag in einer veröffentlichten und von Erdoğan unterschriebenen Entscheidung. Der Hintergrund war zunächst unklar.

Studierende und Aka­de­mi­ke­r*in­nen der Boğaziçi-Universität sowie Unterstützer hatten seit Anfang Januar gegen die Einsetzung des neuen Direktors protestiert. Bulu steht der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP nahe und wurde ebenfalls per Dekret ins Amt gebracht.

Im Zusammenhang mit dem Protest wurden zahlreiche Menschen festgenommen. Menschenrechtler kritisierten den „übermäßigen Einsatz von Gewalt und willkürliche Inhaftierung“ von Seiten der türkischen Behörden.

Neubesetzung obliegt Erdoğan

Auf Twitter zeigten sich die protestierenden Studenten weiterhin kämpferisch. Es sei von vorneherein nicht um Einzelpersonen, sondern um die Kritik an der Art und Weise der Ernennung durch die Regierung gegangen. Seit 2018 entscheidet Erdoğan allein über die Besetzung der Chefposten.

„Wir setzen uns dafür ein, dass der Kampf gegen alle Treuhänder, die an Universitäten und in Gemeinden eingesetzt werden, kompromisslos weitergeführt wird“, hieß es auf einer Internetseite der Universitätsstudenten.

Das Amt wurde offiziell ausgeschrieben. Es wird nun vorübergehend von seinem Stellvertreter, Naci Inci, ausgeübt. Die Neubesetzung obliegt Erdoğan.

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