Nach Protest in Berlin: Abschiebung, die zweite
Ein pakistanischer Flüchtling soll laut Bundespolizei in einer Woche erneut abgeschoben werden. Die erste Abschiebung scheiterte am Protest eines Fluggastes.
BERLIN taz | Sie versuchen es noch einmal: Der pakistanische Flüchtling Usman Manir soll nun am 11. Juli abgeschoben werden. Das bestätigte die Bundespolizei der taz.
Eine erste Abschiebung Manirs vom Flughafen Tegel war vor zwei Wochen gescheitert: Ein kanadischer Passagier hatte sich in dem Air-Berlin-Flieger geweigert sich zu setzen, wenn nicht der Flüchtling die Maschine verlasse. Darauf setzte der Pilot beide aus dem Flugzeug.
Auch der zweite Versuch soll von Tegel aus erfolgen. Laut Unterstützern soll Manir diesmal von Polizisten begleitet werden. Beim ersten Mal saß der 27-Jährige unbegleitet im Flieger, weil die Behörden von einer freiwilligen Ausreise ausgingen. Die Pilotenvereinigung Cockpit empfiehlt Mitgliedern, Abzuschiebende nur zu transportieren, wenn diese freiwillig ausreisen. Der Verband hat sich hinter den Air-Berlin-Piloten gestellt.
Manir war nach eigener Auskunft vor den Taliban nach Ungarn geflohen, dort aber in einem Flüchtlingsheim attackiert und schwer verletzt worden. Er floh weiter nach Deutschland und sitzt derzeit in Abschiebehaft in Eisenhüttenstadt. Er soll ins Ersteinreiseland Ungarn abgeschoben werden.
Unterstützer von Manir kündigten für den 11. Juli erneuten Protest an. Vor zwei Wochen hatten rund 50 Menschen vor dem Terminal demonstriert und so die Fluggäste auf die Abschiebung aufmerksam gemacht. Am heutigen Donnerstag soll im Bundesinnenministerium eine Petition gegen Manirs Ausweisung übergeben werden.
Die Forderung nach einer externen medizinischen Untersuchung des Pakistaners soll ebenfalls am Donnerstag erfüllt werden: Dann darf ein Psychologe des Zentrums für Flüchtlingshilfen und Migrationsdienste Manir in Eisenhüttenstadt besuchen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken