piwik no script img

Nach Leak von US-GeheimchatTrump zur Sicherheitspanne: „Ich war nicht involviert“

Nachdem seine Regierung Kriegspläne über Signal diskutierte, weist der US-Präsident jede Schuld von sich. Den Verantwortlichen nimmt er in Schutz.

Nach eigenen Angaben nicht involviert gewesen: US-Präsident Donald Trump Foto: Evelyn Hockstein/reuters

Washington dpa | US-Präsident Donald Trump distanziert sich von der drastischen Sicherheitspanne seiner Regierung mit einem Geheimchat. „Ich war nicht involviert“, sagte er dem rechten Sender Newsmax. Zugleich zeigte er sich zufrieden mit den bisherigen Erklärungen seiner Kabinettsmitglieder zu dem Vorgang. Er fühle sich wohl mit dem, was er gehört habe.

Trumps Nationaler Sicherheitsberater Mike Waltz war eigenen Angaben zufolge dafür verantwortlich, dass der Chefredakteur des „Atlantic“-Magazins, Jeffrey Goldberg, Zugang zu der sensiblen Kommunikation rund um einen militärischen Schlag der USA gegen die Huthi-Miliz im Jemen erhielt. Goldberg wurde – wohl aus Versehen – in den Gruppenchat mehrerer Minister und ranghoher Regierungsmitglieder auf der Messenger-App Signal eingeladen und konnte dort Pläne über die bevorstehende US-Militäraktion im Jemen live mitlesen.

Trump sagte nun, in dem Gruppenchat über den bevorstehenden Militäreinsatz, in den der Journalist aus ungeklärten Gründen geraten sei, seien keine Geheiminformationen ausgetauscht worden, soweit er es verstanden habe. Er betonte aber, er wisse auch nur das, was ihm gesagt worden sei.

Waltz übernimmt volle Verantwortung

Derweil übernahm Waltz die volle Verantwortung dafür, dass der Journalist in den geheimen Gruppenchat gelangt war. Er selbst habe die Gruppe gebildet, sagte Waltz dem Nachrichtensender Fox News. Das sei peinlich. Wie die Nummer des Journalisten in sein Handy und dieser dann in die Gruppe gekommen sei, wisse er aber nicht. Vielleicht sei ein Kontakt in seinem Adressbuch im Handy mit einer anderen Nummer abgespeichert gewesen.

Er habe den „Atlantic“-Chefredakteur Goldberg – einen Trump-Hasser, Abschaum und Verlierer, wie er ihn nannte – nie getroffen und ihm auch nie eine Textnachricht geschickt, sagte Waltz. In Abstimmung mit dem Trump-Vertrauten Elon Musk, der als Tech-Unternehmer reich wurde, würden nun die besten Techniker der Sache auf den Grund gehen.

Der Sicherheitsberater machte auch klar, dass er nicht wolle, dass Goldberg den gesamten Verlauf des – bislang nur in Auszügen publik gemachten – Chats veröffentlicht. Trump hatte Waltz zuvor im Weißen Haus in Schutz genommen und gesagt: „Er ist ein sehr guter Mann, und er wird weiterhin gute Arbeit leisten.“

Dass ranghohe Regierungsmitglieder überhaupt sensible Informationen über die App Signal austauschen, löste Empörung aus. Dass dort Details über einen bevorstehenden Militärschlag erörtert wurden und versehentlich ein Journalist mit in die Gruppe aufgenommen wurde, sorgt für Fassungslosigkeit. Der Fehltritt schlägt hohe Wellen und machte über die USA hinaus Schlagzeilen. Mehrere Demokraten fordern personelle Konsequenzen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

15 Kommentare

 / 
  • Zitat aus dem Chat:



    ""Ich hasse es einfach, Europa wieder zu retten""



    Darauf Hegseth:



    ""Ich teile Ihren Abscheu vor dem europäischen Trittbrettfahrertum. Es ist erbärmlich.""

    Der Zusammenhang: Europa und Ägypten sollen für den geleakten



    Angriff auf die Houthis bezahlen weil sie selbst nicht in der Lage wären internationale Schiffahrtswege frei zu halten.



    ===



    Anbei der chat den Goldberg in Teilen veröffentlicht hat. Abseits des Geheimnisverrats aus amerikanischer Sicht, den sämliche Beteiligte abstreiten oder kleinreden - aber gleichzeitig den Journalisten Goldberg als Betrüger übel diffamieren, sollten die Europäer dringend den Chat lesen .

    www.theatlantic.co...h-goldberg/682176/

    Wer bis jetzt noch nicht begriffen hat was für eine Mischung aus Gurkentruppe und völlig durchgeknallten verrückten Verbrechern --- weit unterhalb des Standards der Mafia --- gerade versucht sich an die Macht zu putschen bekommt Nachhilfe frei Haus geliefert.

  • ""Zugleich zeigte er (Trump) sich zufrieden mit den bisherigen Erklärungen seiner Kabinettsmitglieder zu dem Vorgang. Er fühle sich wohl mit dem, was er gehört habe.""



    ===



    Nachdem die Republikaner Hillary Clinton "Lock her up" für ihren privaten Email Server in den Knast stecken wollten, müssten sie jetzt folgerichtig "Lock us up" zum besten geben.

    Zitat :""Pete Hegsethhat nur wenige Stunden vor dem US-Schlag gegen die Huthi-Miliz im Jemen verschickt hatte. In der am 15. März um 11.44 Uhr gesendeten Nachricht schildert der Pentagon-Chef den Ablauf und Zeitplan des bevorstehenden Militäreinsatzes – inklusive Wetter, Startzeiten von F-18-Kampfjets, Drohnen und geplanter Zielangriffe.""

    Der Atlantic entschloss sich nach eigenen Angaben zu der Veröffentlichung, nachdem Trump mehrfach den Austausch von geheimen Informationen bestritten hatte.

    Mafiosi hätten eindeutiger reagiert angesichts des größten Geheimnisverrats der jemals in den USA stattgefunden hat.

    • @zartbitter:

      Die Gang in den USA schert alles einen ...



      Es war angekündigt.



      Trotzdem: es ist nicht zu glauben.

  • Die Geschäftsführung haftet für ihre Mitarbeiter, Mister Trump!

  • Interessant ist doch aber auch der Tonfall der Inhalte die hier besprochen werde. Vance schreibt Worte wie: "Ich hasse es Europa wieder retten zu müssen." So, oder so ähnlich. Mr. Vance tut so als würde er persönlich irgend etwas retten. Diese Selbstbezogenheit und künstlich Entrüstung in einer Kommunikation über einen kriegerischen Einsatz in dem wohl möglich Menschen getötet werden ist völlig deplatziert.

    • @llorenzo:

      www.gmx.net/magazi...reenshots-40810622

      Na ja, da die Amerikaner nun international keinen Handel mehr treiben wollen, schützen sie - denklogisch - Seefahrtswege nur noch für die anderen.

  • Naja, war er halt nicht. Und wo genau die jetzt kommunizieren... War denen auch eine Lehre.

    • @Wonneproppen:

      Ich habe keine Ahnung wie man solch einen Post vor Trump bewertet hätte. Heute sage ich "ganz normale Nieten" vom Chef bis zum Verteidigungsminister u.s.w.

  • "Dass ranghohe Regierungsmitglieder überhaupt sensible Informationen über die kommerzielle App Signal austauschen, löste Empörung aus."

    Signal ist nicht kommerziell. Aus der Website signal.org/



    "Signal is an independent nonprofit. We're not tied to any major tech companies, and we can never be acquired by one either. Development is supported by grants and donations from people like you."

    Hinter der signal app steht die Signal Technology Foundation, eine Non-Profit-Organisation en.m.wikipedia.org.../Signal_Foundation

    Wenn sie sich stattdessen über bspw. E-Mail unterhalten würden, könnten ja noch viel mehr Leute mitlesen.



    Kann schon verstehen dass sie signal nutzen, dort ist zumindest der Quellcode offen (und frei) und es kann somit nachvollzogen werden, dass keine Hintertüren eingebaut sind. Dass die app auch wirklich so sicher ist, wie behauptet wird, und kein Mensch mit liest.... ausser sie werden ausdrücklich eingeladen ;)

  • Wenn man die Angriffspläne als Whistleblower geleakt hätte, dann hätte man denjenigen zurecht in einen Loch geworfen und diese Person hätte man nie wieder gesehen! Ich finde was viel wichtiger für uns ist, als die Preisgabe der Angriffspläne, waren die abfälligen und verachtende Bemerkungen über Europa! Spätestens jetzt sollte jeder Europäer verstanden haben, mit was wir es zu tun haben.

  • Man braucht keine Kristallkugel, um vorhersagen zu können, welche Konsequenzen dieser Skandal haben wird, nämlich keine.



    Dass die neue US-Regierung sich einen Dreck um Legalität schert, dürfte inzwischen auch dem Letzten zu Ohren gekommen sein.



    Vielleicht kann man ja The Atlantic verklagen oder gleich Signal, das Herrn Waltz nicht darauf hingewiesen hat, dass er jemanden in die Gruppe eingeladen hat, der eindeutig als "Feind" markiert ist?

  • Mein Name ist Hase - ich weiß von Nichts.



    Aber niederträchtig auf Goldberg ein hacken, obwohl der ja wohl die aller peinlichsten Dinge noch gar nicht veröffentlicht hat, das geht immer. Was eine Truppe.



    Auch wenn dieses Versagen keine juristischen Folgen haben wird, außer der, man verurteilt Goldberg wegen Geheimnisverrat, davon erholt man sich auch in den heutigen USA nicht so schnell. Schneller und gründlicher kann man MAGA nicht diskreditieren.



    Allenthalben Solidaritätsbekundungen der Republikaner. Aber so blöd können die auch nicht alle sein, ohne dass ihnen dämmert: "o Gott, was eine Gurkentruppe, und nicht nur zwei oder drei, nein, alle!".

  • "Trump zur Sicherheitspanne: „Ich war nicht involviert“"



    Und er weiß sowieso von nix und war an nix beteiligt.



    "Waltz übernimmt volle Verantwortung"



    Nur dass er's eben nicht tut. Kann sich noch jemand an Zeiten erinnern, in denen Leute für sowas zurücktraten oder gar angeklagt wurden?

  • Am frühen Morgen diese Visage in Großaufnahme zu sehen, da kommt mir glatt der Kaffee wieder hoch. Nee, mal im Ernst. Natürlich leugnet Trump, davon gewusst zu haben. Der Mann, der von sich selbst sagt, dass er ein phänomenales Gedächtnis habe, kann sich regelmäßig an nichts erinnern oder weiß von nichts. Zum Beispiel ein abkommen, das er selbst in seiner ersten Amtszeit unterzeichnet hat. Zitat: "Welcher Idiot hat das unterzeichnet?" Jupp, das "stable genius".

  • Eigentlich müsste die Trump-Regierung jetzt Julian Assange und andere Whistleblower vollständig rehabilitieren, entschädigen, und ihnen folgerichtig hochdotierte Posten anbieten (die sie wohl unter Trump aber nicht haben wollen würden).