Nach Jens Maiers rassistischem Tweet: Rücktrittsforderungen aus der AfD
Nach den diskriminierenden Bemerkungen des AfD-Abgeordneten Jens Maier über Noah Becker distanzieren sich Politiker seiner Partei von ihm.
„Wie man es auch dreht und wendet, das ist für mich rassistisch“, sagte Meuthen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „Über die Äußerung gibt es in der Partei keine zwei Meinungen. Wenn wir das tolerieren, geht es zu weit. Rassismus wird in unserer Partei nicht toleriert.“ Der Bundesvorstand werde in einer Telefonkonferenz am Montag über die Angelegenheit beraten, „ob es Ordnungsmaßnahmen gibt, und die können weitreichend sein“.
Der parlamentarische Geschäftsführer der Berliner AfD-Fraktion, Frank-Christian Hansel, schrieb nach Maiers Kommentar auf Facebook: „Es reicht, Leute! Wenn ihr Euch oder Eure Mitarbeiter nicht im Griff habt, geht nach Hause!“. Die AfD brauche „keine Leute, die immer noch das primitive Vokabular und den Duktus der 50er Jahre verwenden.“ Es könne nicht sein, dass immer wieder AfD-Funktionäre mit Facebook oder Twitter-Posts die Arbeit der gesamten Partei zunichte machten.
Der sächsische Abgeordnete Maier hatte den Sohn des Tennisspielers Boris Becker im Kurznachrichtendienst Twitter als „kleinen Halbneger“ bezeichnet, der Tweet wurde später gelöscht. Nach Angaben Maiers hatte nicht er selbst, sondern ein Mitarbeiter die Zeilen verfasst. Sie bezogen sich auf ein Interview, in dem Noah Becker erklärt hatte, Berlin sei im Vergleich zu London oder Paris eine „weiße Stadt“. Er selbst sei „wegen meiner braunen Hautfarbe attackiert worden“.
Auch der Berliner AfD-Partei- und Fraktionschef Georg Pazderski distanzierte sich von Maier. Dessen Äußerungen entsprächen „nicht dem Geist und der Programmatik der AfD“, erklärte er am Donnerstag. Die AfD sei „kein Feigenblatt für extremistische Gesinnungen gleich welcher Couleur“, so Pazderski. „Wir gehen davon aus, dass Jens Maier … das Rückgrat hat, die Verantwortung für die in seinem Namen getätigten Äußerungen zu übernehmen, wie das in einer Demokratie üblich ist.“ Auf Nachfrage sagte ein Fraktionssprecher, Pazderski fordere damit zunächst einmal eine öffentliche Entschuldigung Maiers. Alles weitere hänge vom Verhalten Maiers ab.
AfD-Rechtsaußen Hans-Thomas Tillschneider lehnt Sanktionen ab. Der Tweet sei „nicht hilfreich“ gewesen, „das befürworten wir nicht, das heißt aber nicht, dass wir ihn deshalb gleich sanktionieren müssen“. Politiker seien Menschen und machten Fehler, „deshalb sollte man über die Sache hinwegsehen“, sagte Tillschneider der FAZ.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“