Nach Antisemitismus-Vorwürfen: Fridays for Future in Abwehrhaltung
Klimaaktivisti von Fridays for Future International bemängeln die Reaktion auf einen propalästinensischen Post. Sie sehen vor allem BIPoC im Visier.
Ihnen sei Unrecht widerfahren, erklärt der internationale Fridays for Future (FFF)-Account auf Instagram am Dienstagabend. In den vergangenen Tagen seien einzelne BIPoC-Klimaaktivist*innen (BIPoC steht für Black Indigenous People of Color) mehrfach persönlich angegriffen worden, schreibt der Account im Social-Media-Statement. Darin bezieht sich die Gruppe insbesondere auf die Berichterstattung der deutschen Medienlandschaft und die Recherchen des Tagesspiegels.
Nach dieser soll der umstrittene Post vergangene Woche vor allem von einer Person ausgegangen sein: Hasan Ö., dem ehemaligen Sprecher der Mainzer Fridays-Ortsgruppe. Laut dem inzwischen gelöschten Post würden die westlichen Medien „Gehirnwäsche“ durchführen. Zudem verübe die israelische Regierung einen Genozid an den Palästinenser*innen und sei nicht daran interessiert, den Konflikt zu beenden.
Hasan Ö. wehrt sich gegen den Vorwurf, er hätte die Entscheidungen alleine getroffen. Der taz sagte er: „Die Inhalte, die dort veröffentlicht werden, werden im Konsens entschieden, legitimiert und veröffentlicht.“ Auch im Statement auf dem internationalen FFF-Account heißt es, die Beiträge zur Solidarität mit Palästina kämen von einer vielfältigen Gruppe, die vorrangig aus den Gebieten stamme, die am stärksten von der Klimakrise betroffen sind.
Unklare Verantwortung
Dennoch bleibt undurchsichtig, was die internationale Bewegung von Fridays for Future überhaupt ist. „Das ist keine formelle Struktur, sondern ein loses Netzwerk an Telegram-Gruppen, in die alle reinkönnen“, sagte Luisa Neubauer dem Zeit-Magazin am Dienstag in einem Interview. Nach einem Bericht der Jüdischen Allgemeinen, die bereits im August zu israelfeindlichen Beiträgen recherchierte, sollen die internationalen Posts auf dem Twitter-Account von Fridays for Future über eine Telegram-Gruppe abgestimmt werden.
Allerdings sollen bereits wenige Stimmen entscheidend sein, was nun veröffentlicht wird. Wie letztlich die Posts auf Instagram genau abgestimmt werden und wer dabei welche Entscheidungsmacht hat, bleibt unklar. Bisher haben weder der internationale Account noch Fridays for Future Deutschland diesen Prozess klar aufschlüsseln können.
Fridays for Future International sieht seine jüngsten Beiträge zur Solidarität mit Palästina fälschlich als antisemitisch dargestellt, weil sie Israel kritisieren. Zuletzt solidarisierte sich der Account mit propalästinensischen Stimmen: „Angesichts der Angriffe und Spaltungsversuche stehen wir als Klimagerechtigkeitsaktivisten mit allen zusammen, die wegen ihrer propalästinensischen Haltung belästigt werden.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Experten warnen vor Trump-Zöllen
Höhere Inflation und abhängiger von den USA
Die Brennelementefabrik und Rosatom
Soll Lingen Außenstelle von Moskaus Atomindustrie werden?
Klimagipfel in Baku
Nachhaltige Tierhaltung ist eine Illusion