Nach Abzug der Bundeswehr aus Kundus: Früherer Übersetzer getötet
Dschawad Wafa arbeitet für die deutschen Truppen in Afghanistan. Deshalb sollte ihm die Einreise nach Deutschland erlaubt werden. Jetzt wurde er ermordet.
KUNDUS dpa | Gut einen Monat nach dem Abzug der Bundeswehr aus Kundus ist ein früherer Übersetzer der Truppe in der nordafghanischen Provinzhauptstadt getötet worden. Polizeisprecher Sayed Sarwar Hussaini sagte, Dschawad Wafas Leiche sei am Sonntagmorgen in seinem Auto in Kundus-Stadt entdeckt worden. „Er wurde nicht erschossen, er wurde erwürgt.“
Nach Informationen des ARD-Studios Südasien stand Wafa auf der Liste der afghanischen Ortskräfte, denen die Bundesregierung wegen drohender Racheakte der Taliban die Einreise nach Deutschland erlaubt hat.
Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid konnte zunächst keine Angaben dazu machen, ob die Aufständischen für die Tat verantwortlich sind. „Aber wir denken, dass all diejenigen, die den Invasionstruppen in irgendeiner Weise geholfen haben, getötet werden sollten.“
Ein anderer früherer Bundeswehr-Übersetzer sagte: „Wafa wurde wegen seiner Zusammenarbeit mit dem deutschen Militär mehrfach in Telefonanrufen von Unbekannten mit dem Tode bedroht. Sie warfen ihm Spionage vor. Er ging davon aus, dass die, die ihn bedrohten, Taliban waren, auch wenn sie das nicht kategorisch sagten.“ Die letzten Bundeswehr-Soldaten hatten Kundus am 18. Oktober verlassen. Aktive Ortskräfte im Dienst deutscher Ministerien waren bislang nicht getötet worden.
Dolmetscher besonders gefährdet
Die Bundesregierung hatte vor vier Wochen mitgeteilt, sie wolle mindestens 182 afghanische Ortskräfte zu deren Schutz nach Deutschland holen. Insgesamt haben sich laut Bundesinnenministerium 300 Afghanen mit Sicherheitsbedenken an ihre Dienststellen gewandt. Dolmetscher gelten als besonders gefährdet, weil sie sichtbar für die Bundeswehr oder auch für die Bundespolizei tätig waren.
Der Nato-Kampfeinsatz läuft Ende 2014 aus. Danach soll es eine kleinere Nachfolgemission zur Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte geben, an der sich Deutschland mit bis zu 800 Soldaten beteiligen will. Derzeit sind im Rahmen der Nato-geführten Schutztruppe Isaf noch knapp 3500 Bundeswehr-Soldaten eingesetzt.
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