NSU-Prozess in München: Neonazis demonstrieren vor Gericht
Rund ein Dutzend Rechtsextremisten versammeln sich am Dienstag vorm Oberlandesgericht. Der Verhandlungstag selbst wird abgesagt weil Zschäpe krank ist.
MÜNCHEN dpa | Zum ersten Mal seit Beginn des NSU-Prozesses im Mai 2013 haben Neonazis vor dem Gericht demonstriert. Einem Dutzend Rechtsextremisten standen vor dem Münchner Oberlandesgericht (OLG) am Dienstag rund 50 überwiegend linke Gegendemonstranten gegenüber. Diese protestierten mit Trillerpfeifen und Sprechchören gegen die Neonazis, die für den wegen Beihilfe mitangeklagten Ralf Wohlleben Partei ergriffen. Die Polizei hielt beide Gruppen auf Distanz.
Im Gerichtssaal nahmen anschließend mehrere Rechtsextremisten auf den Zuschauersitzen Platz. Der Verhandlungstag wurde jedoch überraschend abgesagt, weil die Hauptangeklagte Beate Zschäpe erneut erkrankt ist. Am Mittwoch soll das Verfahren planmäßig weitergehen. Bereits in der vergangenen Woche hatte das Münchner Oberlandesgericht das Verfahren wegen einer Erkrankung Zschäpes unterbrochen.
Ursprünglich sollten weitere Zeugen aus dem Umfeld des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ vernommen werden. Einer von ihnen ist ein früherer Freund und Mitschüler von Uwe Mundlos am Ilmenau-Kolleg in Thüringen. Mundlos hatte sich dort 1994 angemeldet, um auf dem zweiten Bildungsweg sein Abitur nachzumachen. Der Freund hatte in Polizeivernehmungen ausgesagt, er habe Mundlos immer wieder geraten, sich unauffälliger zu verhalten und nicht mit Springerstiefeln und Bomberjacke als Neonazi zu zeigen.
Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe muss sich in München wegen Beteiligung an zehn Morden aus überwiegend rassistischen Motiven und zwei Sprengstoffanschlägen verantworten. Ihre beiden mutmaßlichen Komplizen Mundlos und Uwe Böhnhardt hatten sich im November 2011 nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft das Leben genommen, nachdem sie in Eisenach mit einem Banküberfall aufgeflogen waren.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!