NGO Urgewald gegen die Deutsche Bank: Kohlesündern unter die Arme greifen

Die Deutsche Bank unterstützt den Adani-Konzern bei einer Anleihe. Dieser baut in Australien die größte Kohlemine der Welt. Das sorgt für Proteste.

Der richtige Ort für Protest: Fridays-For-Future-Demo vor der Zentrale der Deutschen Bank Foto: Michael Schick/imago

BERLIN taz | Die Deutsche Bank steht wegen der indirekten Finanzierung der umstrittenen Adani-Kohlemine in Australien in der Kritik. Die Deutsche Bank unterstütze mit anderen Geldhäusern eine Tochter des indischen Mischkonzerns Adani bei der Ausgabe einer milliardenschweren Anleihe, erklärte die Umwelt-NGO Urgewald am Freitag.

Das stehe in klarem Widerspruch zu Ankündigungen der Konzernspitze. „Die Bank schafft es leider immer wieder, unsere niedrigen Erwartungen an ihren Klima-Ehrgeiz noch zu unterlaufen“, sagte Urgewald-Campaignerin Regine Richter. Vorstandschef Christian Sewing hatte erst vor zwei Monaten gesagt, seine Bank wolle den Wandel der Weltwirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit „aus tiefster Überzeugung“ unterstützen.

Laut Medienberichten hilft die Deutsche Bank zusammen mit den Großbanken Standard Chartered, Barclays, sowie JP Morgan der Adani-Tochter Adani Ports and Special Economic Zone bei der Auflage einer Anleihe in Höhe von 1,25 Milliarden Dollar. Der Hafenbetreiber gehört zum indischen Mischkonzern Adani, der im Nordosten Australiens eine der größten Kohleminen der Welt baut. Die Carmichael-Kohlemine ist wegen verheerender Klimaeffekte und der absehbaren weiteren Schädigung des Great Barrier Reefs durch den Kohletransport per Schiff in der Kritik.

Anfang des Jahres war der deutsche Konzern Siemens in die Kritik geraten, weil er an der Lieferung einer Zugsignalanlage für 18 Millionen Euro für die Bahn-Zubringergleise vom Hafen zum Minenprojekt festgehalten hatte. Das Carmichael-Projekt soll aus fünf Untertageminen sowie sechs Tagebaustätten bestehen, in denen bis zu 60 Millionen Tonnen pro Jahr gefördert werden.

16.000 Protestmails

Klimaaktivisten warnen, die Verbrennung der Kohle werde die Erderwärmung beschleunigen, die Förderanlage des „Klimakiller“-Projekts gigantische Mengen Wasser benötigen. Er habe 16.000 Protestmails erhalten, sagte Siemens-Chef Joe Kaeser unlängst. Die Lieferung der Signaltechnik sei etwas, „was wir niemals hätten machen dürfen“, so Kaeser.

Ganz anders die Deutsche Bank. Ein Sprecher sagte zur taz, man sei nicht direkt „an der Finanzierung der Adani Carmichael Kohlemine in Australien beteiligt“. Zum konkreten Anleihenprojekt könne man nicht Stellung nehmen. Das Geldhaus argumentiert: Adani dürfe die Erlöse aus der Anleihe nicht für die Kohlemine nutzen. Seit vier Jahren habe die Deutsche Bank eine Richtlinie zu Kohlekraft und Bergbau.

„Seitdem finanzieren wir weder direkt noch indirekt den Bau neuer Kohlekraftwerke oder neuer Bergbauprojekte zur Gewinnung von Kohle und auch nicht die dazu gehörende Infrastruktur“, sagte der Sprecher. Zudem habe sich die Banḱ verpflichtet, „bestehende Kohlebergbauinvestitionen bis 2020 um 20 Prozent zu senken“. Tatsächlich habe man sogar „bereits um mehr als 40 Prozent reduziert.“

„Grüne PR“

Urgewald hält die Vorgaben für nicht strikt genug. Die Deutsche Bank habe keinerlei Sicherheit, dass Adani das Geld nicht doch für ihr Australien-Geschäft einsetzt“, entgegnete ein Urgewald-Sprecher. Eine Verschiebung von Geldern innerhalb des Konzerns sei bei Adani „offenbar üblich, gerade angesichts der finanziell angespannten Lage des Carmichael-Projekts“.

Erst im Mai hatte Urgewald ein ähnliches Deutsche Bank-Projekt mit Adani kritisiert. Campaignerin Richter spricht von „Grüner PR“ und verweist auch auf weitere Kohleinvestments der größten deutschen Bank, unter anderem mit dem US-Ölkonzern Exxon Mobile.

Im Mai 2014 hatte die Deutsche Bank noch die Finanzierung für die damals geplante Erweiterung des Kohlehafens unweit der Adani-Mine nach Protesten gestoppt. Umweltschützer applaudierten. Die australische Regierung genehmigte den Ausbau des riesigen Kohlehafens damals unter Umweltauflagen. Etwa drei Millionen Tonnen Schlamm durften nicht in das unweit gelegene Meeresreservat Great Barrier Reef gekippt werden, das zum Unesco-Weltkulturerbe zählt.

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