Musiktipps für Berlin: Ganz viel mehr

Das Festival M_Dokumente erforscht künstlerische Perspektiven des Undergrounds. Und die Sterne sind mit toller Live-Band gleich zweimal am Start.

Bandfoto Die Sterne

Erforschen die persönlichen Sollbruchstelle: Die Sterne Foto: Robin Hinsch

„Mehr Kunst in die Musik, mehr Musik in die Kunst“ war ein Ansatz, auf den sich Beate Bartel, Bettina Köster und Gudrun Gut in den späten 1970er Jahren einigen konnten. Bei soviel „mehr“ wundert es nicht, dass der Buchstabe „M“ eine zentrale Rolle in allen kommenden Projekten der Musikerinnen spielen sollte.

Nicht nur bei den Bands Mania D., Malaria! und Matador, die die Musikerinnen in den 1980er Jahren gründeten, sondern auch bei all dem, was später aus all dem hervorgehen sollte: etwa das von Gudrun Gut gegründeten Label Moabit Musik oder das Künstlerinnen- und Producerinnen-Kollektiv Monika Werkstatt.

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Im Silent Green nähert sich das Festival M_Dokumente den Perspektiven, die die drei Künstlerinnen des Undergrounds in der Mauerstadt entwickelten von mehreren Seiten. Am Donnerstag (21.10.) wird das gleichnamige Buchprojekt vorgestellt, das Mitte November bei Ventil Verlag erscheinen wird.

Am Freitag (22.10) steht dann das gerade erschienene Album „M_SESSIONS“ auf dem Programm. Neben raren Originalaufnahmen enthält sind auch Musikerinnen aus dem Monika-Universum dabei, etwa Pilocka Krach und Lucrecia Dalt. Am Samstag gibts dann Live-Sets von verschiedenen Gästen, unter anderem Melissa E. Logan und Alex Murray-Leslie von den Chicks on Speed.

Das Künstlerlinnen-Kollektiv hatte vor nunmehr 21 Jahren den Malaria!-Hit „Kaltes Klares Wasser“ zurück auf die Dancefloors gebracht. Am Sonntag findet dann die Finissage statt – mit viel Stuff aus den Archiven und dem DJ Mark Reeder. Die begleitenden Ausstellung eröffnet im Silent Green jeweils um 18 Uhr (Sonntag 16 Uhr), das eigentlichen Abendprogramm beginnt dann um 20 Uhr.

Am Mittwoch macht dann der in diesem Jahr munter durch die Stadt tourende Kiezsalon Station in seiner traditionellen Hombase, der Musikbrauerei im Prenzlauer Berg.

Zu Gast ist die guatemaltekische Experimentalmusikerin Mabe Fratti – die übrigens unlängst mit der eingangs erwähnten Gudrun Gut ein schön atomsphärische Lockdown-Album zwischen Ambient und Experiment „Let's Talk About The Weather“ aufgenommen hat. Eigentlich sollte die in Mexiko arbeitende Cellistin bereits im August beim UM Festival auftreten. Damals konnte sie nicht einreisen, jetzt aber soll es klappen.

Ebenfalls dabei: Lea Bertucci, die ihre Leidenschaft für Holzblasinstrumente mit einem Faible fürs akustische Experiment zusammenbringt und dafür etwa Mehrkanal-Lautsprecheranordnungen und elektroakustischen Rückkopplungen nutzt (27. 19., 19 Uhr, 11,30 Euro, www.digitalinberlin.de).

Wer es am Donnerstag (21.10., 20 Uhr, 24,25 Euro) zum diesem Anlass nicht in den Festsaal schafft, kann Die Sterne nochmal genau eine Woche später, wieder am Donnerstag (28.10., 20.30 Uhr, 24,50 Euro), im SO36 erleben.

Nachdem sich die ja eigentlich immer tolle Live-Band in den letzten Jahren künstlerisch doch ein bisschen erschöpft und totgelaufen hatte und selbst ein Ausflug in Disko-Gefilde kaum für Wiederbelebung sorgte, juckt es Sänger Frank Spilker immer noch.

Kurz vor der Pandemie erschien das ziemlich gelungenen elfte Album „Die Sterne“; es ging wie so oft um die Fragen, wo die persönlichen Sollbruchstellen zwischen allem „Richtigen“ und dem „falschen“ Leben liegen. Allerdings war das Bandalbum eher ein Kollaborationsprojekt.

Unter anderem mischten Phillip Tielsch, Gitarrist und Bassist bei Von Spar, das Kaiser Quartett, Erobique und die tollen Düsseldorf Düsterboys mit. Man darf gespannt sein, wie das live präsentiert wird.

Ein ebenso interessantes Alternativprogramm gibt es am gleichen Abend allerdings auch. Die experimentelle R&B-Performerin Lotic – aufgewachsen in der Hiphop-Stadt Houston, zuhause in Berlin – stellt ihr zweites Album „Water“ in der Volksbühne vor. Und setzt dabei nicht nur auf dröhnenden Bässe, sondern auf eine komplette Live-Band (28. 10., 21 Uhr, 22 Euro, www.volksbuehne.berlin).

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