Musiktipps der Woche: Schlingen und Schuppen

Ronny Graupe tritt mit Lucia Cadotsch bei seiner Jazz-Reihe „Into the Shed“ auf. „Kontraklang“ zeigt einen Film über den Avantgarde-Musiker Teiji Ito.

Porträt des Musikers Teiji Ito

Lieferte Soundtracks, u. a. für das Werk Maya Derens, nun gibt es einen Film über ihn: Teiji Ito Foto: Kontraklang

Je länger die Pandemie Welle auf Welle schichtet, desto zäher gerät das zwangsverordnete Nichtausgehen. Insofern bleiben auch die Alternativen im Netz eine zwiespältige Erfahrung. Sie ersetzen das Konzerterlebnis nach wie vor nicht, sind aber im Zweifel immer noch besser als nichts. Vor allem bieten sie Musikern eine der wenigen Möglichkeiten, mit Auftritten Geld zu verdienen.

Verdienstvoll ist da die Reihe „Into the Shed“ des Berliner Gitarristen Ronny Graupe. Im vergangenen Jahr schon hat Graupe seinen „Schuppen“ für avancierten Jazz im Netz gestartet, die Konzerte bestreitet er als Livestream in wechselnder Besetzung. Für Sonnabend (3. April) steht ein Abend zu zweit an, da tritt die Sängerin Lucia Cadotsch zusammen mit Graupe als Cadotsch Graupe Duo auf, das Projekt gründeten sie 2020.

Cadotsch und Graupe sind Meister darin, mit stark zurückgenommenem Ausdruck und bei eher geringer Lautstärke ihre Spannung aufzubauen und zu halten. In diesem Fall für die Dauer einer Stunde (20 Uhr, 10 €; Tickets über Eventbrite, die erforderlichen Schritte für den Zugang finden sich ebenfalls dort).

Spiel mit Formen: Die Filmmusik von Teiji Ito

Eine andere Möglichkeit, aus dem für Musiker unhaltbaren Zustand der geschlossenen Konzertsäle das Beste zu machen, ist das Spielen mit den Formen. Wenn man schon kein richtiges Konzert geben kann, tut es zur Not auch ein Musikfilm zum Streamen. Besonders dann, wenn es um einen Komponisten von Filmmusik geht. So hatte die Konzertreihe „Kontraklang“ mit den Musikern Michiko Ogawa und Manuel Pessoa de Lima eigentlich einen Abend geplant, in dem diese die Musik von Teiji Ito aufführen sollten.

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Stattdessen haben sie jetzt den Film „The Cosmic Music of Teiji Ito“ gedreht, in dem sie dessen Soundtracks mit eigenen Klängen abwechseln lassen. Der in den USA aufgewachsene Musiker lernte als Jugendlicher die Filmemacherin Maya Deren kennen, die er später heiratete. Ito ist denn auch vor allem bekannt für seine Musik zu ihren Filmen, insbesondere zu ihrem Avantgardeklassiker „Meshes of the Afternoon“ von 1943. Den ursprünglich stummen Film vertonte Ito, der Deren 1955 zum ersten Mal begegnete, nachträglich 1959.

Szenen aus „Meshes of the Afternoon“, mit gerade mal 14 Minuten ein Kurzfilm, nehmen den größten Raum der ihrerseits gerade einmal 21-minütigen Arbeit von Ogawa und Pessoa de Lima ein. Doch neben den Eindrücken aus dem mit starken Bildern arbeitenden Klassiker Derens gibt es eine biographische Skizze Itos und Einblicke in dessen Herangehensweise an Filmmusik, die er mit großer Klarheit in einer knappen Notiz festgehalten hatte.

Dazu eigene Aufnahmen der Musiker, gern auch von durchaus häuslichen Alltagsszenen. Der Film ist auf der Seite von Kontraklang (kontraklang.de/concert/teiji-ito) zu sehen oder direkt auf Youtube.

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Jahrgang 1971, arbeitet in der Kulturredaktion der taz. Boehme studierte Philosophie in Hamburg, New York, Frankfurt und Düsseldorf. Sein Buch „Ethik und Genießen. Kant und Lacan“ erschien 2005.

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