Monika Maron und der S. Fischer Verlag: Die nötigen Konsequenzen
Der Verlag S. Fischer wird heftig kritisiert, weil er sich von seiner langjährigen Autorin Monika Maron trennt. Dabei sind die Gründe nachvollziehbar.
In der Welt der Literatur wird mal wieder Schwarzer Peter gespielt. Der S. Fischer Verlag hat sich von seiner Autorin Monika Maron getrennt, und zwar aus durchaus nachvollziehbaren Gründen. Doch die Entscheidung wird heftig kritisiert.
Maron hatte unlängst einen Essayband in der sogenannten „Exil“-Edition aus dem BuchHaus Loschwitz veröffentlicht, das unter anderem das Youtube-Programm „Aufgeblättert. Zugeschlagen – Mit Rechten lesen“ betreibt, ein „Gemeinschaftsprojekt“ mit dem Antaios Verlag. Für die Verlagsleitung von S. Fischer propagiert Antiaos „nationalistische, völkische und rassistische Theorien“, und diesen „publizistischen Kontext“, der „der Tradition, der Geschichte und den Werten des Verlages“ diametral widerspreche, wolle man nicht mal „indirekt“ unterstützen.
So verständlich die Argumentation, so heikel die politische Symbolik, denn vor über 40 Jahren durfte Maron ihren Debütroman „Flugasche“ nicht in der DDR veröffentlichen und fand bei S. Fischer eine publizistische Heimat. Es spiele, lautet nun die Kritik, rechtsradikalen Demagogen in die Karten, wenn ein linksliberaler Verlag mit jüdischer Tradition eine Autorin vor die Tür setze, die ständig eine „Verengung des Meinungskorridors“ beklage.
Es wäre, so heißt es beispielsweise in der Süddeutschen, besser gewesen, Maron zu halten und ihrem Werk einen „würdigen, möglicherweise auch kommentierenden Ort zu geben“.
Doch was heißt das? S. Fischer veröffentlicht Marons neuen Roman und die ideologiekritische Prüfung gleich mit? Was für eine kuriose Vorstellung. Genauso grotesk die Ausrede Marons, sie wisse im Grunde nicht, mit wem ihre Freundin Susanne Dagen kooperiert, die das BuchHaus Loschwitz leitet. Denn diese Verbindungen sind kein Geheimnis.
Eindimensionale Thesen
Manchmal liegt in einer Trennung eine Chance. So wird Maron bestimmt einen neuen Verlag finden, da sich mit ihren Büchern, die von einem breiten Publikum gelesen werden, Geld verdienen lässt. Die ästhetische Stärke, aber auch erzählerischen Schwächen ihrer Romane, die oft von bitterer Komik geprägt sind, werden weiterhin im Feuilleton gewürdigt.
Genauso werden auch ihre – um es höflich zu formulieren – eindimensionalen Thesen zur Migrationspolitik oder zum Klimawandel diskutiert werden müssen. Ein Fall von kultureller Intoleranz liegt keineswegs vor, selbst wenn Demagogen im Netz ihre Tiraden mit dem Cancel-Culture-Hashtag versehen.
Quälende Diskussionen
Die Aufregung folgt bekannten Mustern, der Tonfall wird schriller, je länger darüber auf Twitter und Facebook diskutiert wird. Ähnlich wie bei der Diskussion um Peter Handke oder Lisa Eckhart gab es nach kurzer Zeit verstörende Hassdialoge zu Maron zu lesen. Doch diese Ausfälle haben wenig mit dem Ausgangspunkt der Debatte zu tun.
Interessant ist vielmehr, wie es weitergeht mit einer Autorin, die hoffentlich so klug ist, sich nicht beleidigt in die Schmuddelecke zu begeben. Wenn Maron künftig ihre Bücher nun doch vor allem im Umfeld extremistischer Publikationen herausbringen sollte, ist dafür weder ihr Ex-Verlag noch der vermeintliche Medienmainstream verantwortlich.
Tatsächlich braucht eine demokratische Öffentlichkeit renitente Intellektuelle wie Maron, allein um die eigenen Wertmaßstäbe zu klären oder zu bekräftigen. Statt S. Fischer den Schwarzen Peter zuzuschieben, kann sich auch über den Mut eines Verlags gefreut werden, der nach vermutlich quälender Diskussion die nötigen Konsequenzen gezogen hat.
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