Mobilitätsdaten in Pkws: Ein Auto darf keine Wanze sein

Autohersteller sammeln alle möglichen Daten. Datenschutz und Transparenz gibt es diesbezüglich kaum. Es braucht ein Gesetz, um das zu ändern.

2 personen im Auto von hinten aufgenommen

Jede Menge Daten jeder Fahrt werden erfasst Foto: Cavan/plainpicture

Die Situation ist absurd: Wer sich in den vergangenen Jahren ein Auto gekauft hat – neu oder gebraucht, jedenfalls nicht ganz alt –, produziert mit jeder Fahrt eine ordentliche Menge Daten. Zum Beispiel zum Beschleunigungs-, Lenk- und Bremsverhalten, zum Standort oder zu den Sitzeinstellungen – die geben nämlich Aufschluss darüber, ob immer die gleiche oder unterschiedliche Personen das Fahrzeug nutzen.

Je nach Modell variieren die erhobenen Daten. Doch wer herausfinden will, was der Autohersteller da genau über einen selbst oder Freunde und Familie, die das Fahrzeug mitnutzen, speichert – viel Spaß dabei.

Die Hersteller rücken diese Daten, wenn überhaupt, in der Regel nur scheibchenweise heraus, und das auch nur bei Kund:innen, die einiges an Hartnäckigkeit zeigen. Und spätestens als Carsharing-Kund:in hat man an dieser Stelle ganz verloren.

Es braucht also dringend ein Gesetz, das hier etwas ganz grundlegend ändert. Da­ten­schüt­ze­r:in­nen fordern das schon lange, und auch eine Umfrage des Verbraucherzentrale Bundesverbandes hat nun ergeben: Fast drei Viertel der Befragten finden es wichtig, selbst entscheiden zu dürfen, ob und welche Daten Fahrzeughersteller erheben.

Immer mehr Daten von vernetzten Fahrzeugen

Das Bundesverkehrsministerium, das gerade an einem Gesetz zu Mobilitätsdaten arbeitet, sollte diese Zahlen ernst nehmen. Denn die Menge an Daten, die vernetzte Fahrzeuge erheben, steigt. Und sie wird noch größer, wenn irgendwann (weitgehend) selbstfahrende Autos auf den Straßen unterwegs sind. Mit ihren Innen- und Außenkameras sowie zahlreichen Sensoren überwachen diese das Fahrzeug­innere und auch ihre Umgebung. Gerade als Fußgänger oder Radfahrerin wäre es schon ganz nett zu wissen, dass derartige Daten nur für den Moment genutzt, aber nicht gespeichert werden.

Doch angesichts dessen, dass in Deutschland aktuellen Zahlen zufolge die Pkw-Dichte mit 48,8 Millionen zugelassenen Fahrzeugen auf Rekordniveau ist, sind die Rufe nach mehr Transparenz und Datenschutz erstaunlich leise. Die Autohersteller dürfen sich freuen.

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schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.

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