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Missbrauch in katholischer KircheMehr Geld für die Opfer!

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Seit Jahren versichert die katholische Kirche, die Missbrauchsopfer entschädigen zu wollen. Doch davon ist bis heute wenig zu sehen.

50 Luftballons von der Selbsthilfe Münster, stellvertretend für die 5.000 Missbrauchsopfer Foto: Peter Back/imago

V ermutlich versprechen sich nicht wenige Katholikinnen und Katholiken von der alljährlichen Herbstvollversammlung der katholischen Kirche, die gerade in Fulda stattfindet, einen Aufbruch ihrer Glaubenseinrichtung. Schon lange fordern Gläubige eine Modernisierung ihrer Kirche – Stichworte sind da unter anderem die Weihe für Frauen und ein moderner Umgang mit Geschiedenen – sowie Anstand gegenüber Betroffenen sexueller Gewalt in katholischen Einrichtungen. Aber all jene, die mit der aktuellen Synode darauf gehofft hatten, dürften – wieder einmal – enttäuscht werden.

Der Druck aus dem Vatikan gegen eine Modernisierung der Kirche scheint zu groß zu sein. Die deutschen Bischöfe beugen sich offenbar lieber der höheren Macht, als den Mitgliedern im eigenen Land entgegenzukommen. Vor allem unglaubwürdig machen sie sich beim Umgang mit Betroffenen sexueller Gewalt.

Seit Jahren versichert die katholische Kirche, den strukturellen Missbrauch aufarbeiten und Opfer entschädigen zu wollen. Doch davon ist nicht viel zu spüren. Akten werden nicht vollständig geöffnet, Täter erhalten keine Berufsverbote, Entschädigungszahlungen fallen gering aus. All das muss den Betroffenen – um es einmal sehr zugespitzt zu formulieren – wie ein erneuter Missbrauch erscheinen.

Im Durchschnitt zahlt die katholische Kirche 5.000 Euro an Geschädigte; bei sehr harten Fällen schon mal mehr. Eine von der Bischofskonferenz eingesetzte ExpertInnengruppe spricht hingegen von bis zu 400.000 Euro, die Opfern teilweise zustünden. Solche Summen wird die Kirche sicher niemals zahlen.

Zugegeben, es wäre viel Geld, das die Kirche bereitstellen müsste. Angesichts des Leids, das katholische OrdensträgerInnen verursacht haben, wären höhere Zahlungen hingegen ein deutliches Signal: Wir meinen es ernst mit Aufarbeitung und Entschädigung.

Und falls die Kirche sich mit dem Argument herausreden möchte, so viel Geld sei nicht da, könnte sie – Achtung, unorthodoxer Vorschlag – einige ihrer teuren Immobilien verkaufen. Angesichts des Mitgliederschwunds braucht sie die bald ohnehin nicht mehr.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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4 Kommentare

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  • @ Simone Schmollack: Was soll die Bemerkung "Solche Summen wird die Kirche sicher niemals zahlen" ? Soll das eine Ermunterung an die Kirche oder Einschätzung der Realität oder eigene Meinung sein? In Irland z.B. wurden bis zu 300.000€ bezahlt. Es geht hier um Menschen, die ihr Leben lang unter den Folgen leiden und oftmals aus Gesellschaft und beruflicher Teilhabe ausgeschlossen wurden. Hierfür sind 400.000€ wohl mehr als angemessen.



    @Martin Wienand: Danke fürs Vorrechnen!! Natürlich ist das für die Kirche ein Klacks!



    Kirche endlich abschaffen! Keine Zuschüsse mehr vom Staat an die Kirche!

  • Wenn du dir von Herrn Winterkorn einen absichtlich verkorksten Volkswagen hast andrehen lassen wirst du großzügiger entschädigt als wenn dir als Kind ein Pfaffe seinen Pimmel in den Rachen gerammt hat!

  • Was muss eine fundamentalistische Gruppierung eigentlich noch tun um als kriminelle Vereinigung anerkannt zu werden ?

    Too big to fail ...

  • Die Forderung nach mehr Geld für die Opfer ist absolut gerechtfertigt:

    Das Kirchenvermögen in Deutschland ist gigantisch:

    SZ vom 24.06.2016: "Der Kirchenfinanzexperte Dr. Carsten Frerk hat als Gesamtumfang des Kirchenbesitzes schon im Jahr 2000 die Summe von mindestens 662 Milliarden Euro ermittelt, wobei etwa 60 Prozent auf die katholische Kirche entfielen. Inzwischen sind aber die Immobilienwerte enorm gestiegen. Da jede der beiden Kirchen in Deutschland etwa 4500 Quadratkilometer (4,5 Milliarden Quadratmeter) Grund besitzt - jeweils mehr als die Fläche von Berlin, Bremen und Bremerhaven, Hamburg und des Saarlandes zusammen - lässt sich allein dessen Verkehrswert unschwer erahnen. Einschließlich der Gebäude liegt das Immobilien-Gesamteigentum mittlerweile mit Sicherheit jenseits von einer Billion Euro."

    In den letzten Jahren haben die Immobilienpreise nochmal massiv zugelegt. Allein die katholische Kirche sollte jetzt über ein Vermögen von über einer Billion Euro verfügen. Das entspricht in etwa dem Börsenwert aller 30 Dax-Firmen zusammen.

    Außerdem hat die Kirche regelmäßige Einnahmen in zweistelliger Milliardenhöhe jährlich allein durch Staatssubventionen. Zusätzlich über die Kirchensteuern und ihre Sozial-Holdings.

    Und 400.000 Euro sind nichts, angesichts eines zerstörten Lebens.

    Und 400.000 Euro, fiktiv mal angenommen ausgezahlt für 10.000 Opfer, sind ein Klacks. Vier Milliarden Euro zahlen die Katholiken aus der Portokasse.

    Selbst bei einer Million Euro pro Opfer sind das noch Peanuts für die Kirche. Also 10 Milliarden Euro, das entspricht weniger als einem Prozent des Kirchenvermögens.

    Dieser furchtbare Geiz der katholischen Kirche ist nichts weiter als eine zusätzliche Verhöhnung der Opfer. Hier sieht man wie der katholische Klerus tickt.

    www.sueddeutsche.d...kguertel-1.3050741