Missbrauch auf Campingplatz in NRW: Polizei prüft neue Hinweise
Auf einem Campingplatz in Nordrhein-Westfalen waren über Jahre Kinder für Pornodrehs missbraucht worden. Drei Tatverdächtige sitzen in Untersuchungshaft.
Auf dem Campingplatz in Lügde waren Kinder für Pornodrehs missbraucht worden. Drei Tatverdächtige sitzen in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen schweren sexuellen Missbrauch von Kindern vor.
Zwei der Verdächtigen aus NRW im Alter von 56 und 33 Jahren sollen auf dem Campingplatz nahe der Landesgrenze zu Niedersachsen die Kinder im Wechsel gefilmt und missbraucht haben. Ein dritter Mann aus Stade in Niedersachsen soll als Auftraggeber aufgetreten sein. Der 46-Jährige war wohl selbst nie am Tatort in Lügde.
Seit 2008 waren den bisherigen Erkenntnissen zufolge mindestens 23 Kinder im Alter von 4 bis 13 Jahren in mehr als 1.000 Fällen zu Opfern geworden. Die Ermittler gehen davon aus, dass sich viele Betroffene noch nicht gemeldet haben. „Wie hoch die Dunkelziffer ist, können wir seriös derzeit nicht sagen“, erklärte der Leiter der Ermittlungskommission, Gunnar Weiß, am Mittwoch.
Johannes-Wilhelm Rörig, Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, sprach von einem „monströsen Fall“. Der Missbrauchsbeauftragte hatte schon im vergangenen Juni die Einführung einer Meldepflicht für Internet-Provider verlangt. Bisher kämen in Deutschland Meldungen zu Missbrauchsdarstellungen vor allem vom US-Zentrum für vermisste und ausgebeutete Kinder (National Center for Missing and Exploited Children, NCMEC), weil in den Vereinigten Staaten eine gesetzliche Meldepflicht gelte, erklärte er damals. Auch deutsche Anbieter sollten gesetzlich verpflichtet werden, Verdachtsfälle auf Kinder- und Jugendpornografie an eine zentrale Stelle – zum Beispiel beim BKA – zu melden, hatte Rörig gefordert.
„Dem Opferschutz und der Opfernachsorge räumen wir einen hohen Stellenwert ein“, sagte Achim Tietz als Leiter des zuständigen Kriminalkommissariats. „Wir haben entsprechende Hilfen für die Kinder, für betroffene Angehörige, aber auch für unsere Kolleginnen und Kollegen der Ermittlungskommission ‚Camping‘ angeboten.“
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