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Ministerpräsident in Thüringen gewähltMario Voigt schafft es im ersten Versuch

Obwohl die Brombeer-Koalition keine Mehrheit im Landtag hat, bekam CDU-Chef Voigt im ersten Wahlgang die nötigen Stimmen. Geholfen hat wohl die Linke.

Mario Voigt (CDU) bei seiner Vereidigung zum neuen Ministerpräsidenten von Thüringen, am 12.12.24 Foto: Martin Schutt/dpa

Erfurt taz | Der Thüringer Landtag hat Mario Voigt im ersten Wahlgang mit 51 von 88 Stimmen gewählt. 33 Abgeordnete stimmten gegen ihn, vier enthielten sich. Der 47-jährige CDU-Landeschef führt damit die erste Koalition seiner Partei mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) und der SPD an.

Allerdings verfügt die Koalition nur über die Hälfte der 88 Stimmen im Parlament. Dass Voigt die nötige Mehrheit schon im ersten Wahlgang bekam, lag wohl an Stimmen der Linken. Deren Fraktionschef Christian Schaft hatte kurz vor der Wahl erklärt, die Linke habe sich mit der Koalition geeinigt.

Zu Beginn der Sitzung am Donnerstagmorgen schwor Landtagspräsident Thadäus König (CDU) die Abgeordneten mit ruhiger Stimme ein: „Deutschland schaut heute auf den Thüringer Landtag“. Mit Spannung wurde erwartet, wie die Wahl verlaufen würde. Wegen des Patts zwischen angestrebter Regierungskoalition und Opposition bestand die Befürchtung, dass sich das Wahldebakel von 2020 wiederholen könnte.

Damals hatte die AfD statt ihres eigenen Kandidaten den FDP-Politiker Thomas Kemmerich zum Ministerpräsidenten gewählt. In den Tagen darauf gab es deutschlandweit Proteste gegen einen von der AfD gestützten Ministerpräsidenten. Thüringen stürzte in eine Regierungskrise und Kemmerich trat schon nach drei Tagen zurück.

Um eine Wiederholung zu verhindern, verhandelten CDU, BSW und SPD – die sogenannte Brombeerkoalition – in den vergangenen Wochen mit der Linken. Die CDU vertrat dabei die Position, ihren Unvereinbarkeitsbeschluss mit der Linken einhalten zu wollen. Die Linke bestand hingegen auf eine schriftliche Vereinbarung, ansonsten bekomme Voigt nicht ihre Stimmen.

Letztlich einigten sich die Koalition und die Linke auf ein „parlamentarisches Pflichtenheft“. Laut der Vereinbarung soll die Linke früh in Entscheidungen der Brombeerkoalition einbezogen werden. Das soll unter anderem fördern, dass der Landtag schnell ein Haushalt für das Jahr 2025 verabschiedet. Zunächst sollte es aber absichern, dass Mario Voigt genug Stimmen für das Amt des Ministerpräsidenten bekommt.

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6 Kommentare

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  • Unter dem Druck der AfD hat man sich zum Glück zur Zusammenarbeit entschließen können, war ja auch mal anders. In vier Jahren schneiden die Nazis hoffentlich deutlich schlechter ab, bleibt uns die braune Machtübernahme erspart.

  • Ich finde diese Entwicklung spannend. Unterschiedliche demokratische Parteien können sich noch einigen. Das gibt Hoffnung. Es geht doch. Wenn jetzt noch die CDU ihre Angst vor den Linken verlieren könnte, bin ich ganz optimistisch was die weitere politische Entwicklung angeht. Hier sind einige über ihren eigenen Schatten gesprungen.

    • @Jutta Kodrzynski:

      Spannend ist es definitiv.

      Mittelfristig könnte es nämlich hochproblematisch.

      In Thüringen gibt es jetzt nur noch eine Oppositionspartei.

      Wer mit dieser Regierung unzufrieden ist, hat lediglich die AfD zur Auswahl.

    • @Jutta Kodrzynski:

      Hoffnung? Sehe ich anders.



      Es ist und bleibt wieder mal "Parteiengeklüngel" damit diese an die Posten kommen. Da sitzen nun welche zusammen deren eigentliche Grundpositionen weit auseinander liegen.



      Mir wäre es lieber man würde Koalitionen verbieten - Minister werden aufgestellt und mit Mehrheit gewählt. Jede Partei darf Anträge einbringen und gut.



      Statt dessen einigt man sich -heute- auf ein Programm für die nächsten Jahre - ohne zu wissen was da tatsächlich auf das Land zukommt. Und wenn dann nichts passiert sagt man "haben wir nicht im Koalitionsvertrag besprochen"

  • Mario "Minion" Voigt sollte den Mut aufbringen, für eine Öffnung zu den Linken einzustehen, und den Popanz ganz abräumen. Günther hatte den Mumm bereits.



    Wenn man mit der seltsamen Ein-Frau-Partei aus derselben Ecke koaliert.

  • Die Brombeere (bot.: Rubus) ist eine noch nicht sehr weit verbreitete Spezie. Zuweilen ist sie sehr stachelig, manchmal arg verholzt und krautig. Ihre Blütezeit ist unterschiedlich lang und es können sich oft Seitentriebe bilden.



    Kennzeichnend ist auch eine dünne Außenhaut. Zum Teil handelt es sich bei der Brombeere um stabile Klone.



    Die Brombeere bildet oft einen schwer überschaubaren Artkomplex und kann dann zu einem Individuum mit abweichenden Merkmalen heranwachsen, das, wenn erfolgreich, eine neue Art begründet.



    Das Verbreitungsgebiet in Deutschland umfasst bisher lediglich das Bundesland Sachsen.