Militärübung Nordkoreas: Raketen fallen ins Japanische Meer
Südkoreas Regierung spricht von vier Geschossen. Vermutet wird, dass Pjöngjang mit ihnen auf ein gemeinsames Manöver der USA und Südkoreas reagiert.
Das Verteidigungsministerium in Seoul sprach von vier ballistischen Raketen, die von einem Stützpunkt in der Provinz Nord-Pjongan in Richtung Japanisches Meer im Osten abgefeuert worden seien. Die Raketen seien etwa 1000 Kilometer geflogen und hätten eine Höhe von 260 Kilometern erreicht, sagte ein Sprecher des südkoreanischen Generalstabs. Es sei allerdings unwahrscheinlich, dass es sich um Interkontinentalraketen gehandelt habe.
Japans Regierungschef Abe sagte im Parlament, drei der Raketen seien innerhalb der sich bis auf 370 Kilometer vor der japanischen Küste erstreckenden sogenannten Ausschließlichen Wirtschaftszone Japans niedergegangen. „Das zeigt eindeutig, dass Nordkorea in eine neue Stufe der Bedrohung eingetreten ist.“ Abe sprach von einer „ernsten, provokativen Aktion“, die „klar UN-Sicherheitsratsresolutionen verletzt“. „Wir können das niemals tolerieren.“
Südkoreas amtierender Präsident Hwang Kyo Ahn berief den nationalen Sicherheitsrat ein. Anschließend nannte er die nordkoreanischen Raketenabschüsse eine „unmittelbare und echte Bedrohung“. Nuklearwaffen in der Hand Nordkoreas seien angesichts der „Brutalität und Rücksichtslosigkeit der nordkoreanischen Führung“ mehr als eine „grauenhafte“ Vorstellung. Hwang sprach sich für eine „schleunige Stationierung“ des US-Raketenabwehrsystems THAAD im Land aus, was in China auf strikte Ablehnung stößt.
USA wollen „Bereitschaft erhöhen“
Die US-Regierung verurteilte die nordkoreanischen Raketenabschüsse „nachdrücklich“. Diese stellten eine Verletzung der UN-Sicherheitsratsresolutionen dar, die Nordkorea „ausdrücklich die Nutzung ballistischer Raketentechnologie verbieten“, erklärte der amtierende Sprecher des Außenamts, Mark Toner.
Die USA seien entschlossen, „die volle Bandbreite der uns zur Verfügung stehenden Mittel gegen die wachsende Bedrohung zu nutzen“, hieß es in der Erklärung weiter. „Wir bleiben vorbereitet und werden weiter Schritte ergreifen, unsere Bereitschaft zu erhöhen, um uns und unsere Verbündeten gegen Angriffe zu verteidigen“.
Militärübungen auch von den USA und Südkorea
Die USA und Südkorea hatten vergangenen Mittwoch ungeachtet heftiger Proteste Nordkoreas ein gemeinsames Militärmanöver gestartet. An dem ersten von zwei Manövern, die sich über zwei Monate hinziehen, nehmen 3600 US-Soldaten teil. Im vergangenen Jahr waren an beiden Manövern 300.000 südkoreanische und 17.000 US-Soldaten sowie US-Kriegsschiffe und Luftwaffeneinheiten beteiligt.
Seoul und Washington betonen zwar seit jeher den reinen Verteidigungscharakter der beiden jährlichen Großmanöver. Die Übungen führen aber regelmäßig zu wachsenden Spannungen auf der geteilten koreanischen Halbinsel. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un befahl am Mittwoch seinen Truppen, sich auf einen Angriff vorzubereiten.
Erste Atomwaffentests Nordkoreas im Jahr 2006
Pjöngjang hatte erst Mitte Februar nach eigenen Angaben „erfolgreich“ eine Mittelstreckenrakete getestet. Der UN-Sicherheitsrat verurteilte den Raketentest einstimmig als „ernsthafte Verletzung“ von UN-Resolutionen.
Das international isolierte kommunistische Land provoziert immer wieder mit Raketentests die Weltgemeinschaft. Im vergangenen Jahr führte Nordkorea zwei Atomwaffentests und eine Reihe von Raketentests aus. Pjöngjang verstieß damit gegen mehrere Resolutionen des UN-Sicherheitsrats. Seit dem ersten Atomwaffentest Nordkoreas im Jahr 2006 beschloss der UN-Sicherheitsrat bereits sechs Sanktionsrunden gegen das Land.
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