Migration aus Mittelamerika in die USA: Volle Härte gegen Fluchthelfer

Die Regierungen von Honduras und Guatemala wollen gegen Organisatoren der Karawane vorgehen. Aktivisten könnten so kriminalisiert werden.

„Für diese Karawane sind alleine der Hunger und die Angst verantwortlich“, erklärt Irineo Mujica Foto: ap

BERLIN taz | Die Regierungen von Honduras und Guatemala wollen gegen die Organisatoren einer Karawane von Migranten vorgehen, die sich auf dem Weg in die USA befindet. „Wir müssen herausfinden, wie wir die Personen durch nationale und internationale Gesetze vor Gericht bringen können“, erklärte jetzt der guatemaltekische Präsident Jimmy Morales bei einem Treffen mit seinem honduranischer Kollegen Juan Orlando Hernández. „Guatemala, Honduras, El Salvador, Mexiko und die USA sollten mit Hochdruck gegen die Verantwortlichen ermitteln“, ergänzte Hernández. Man müsse die volle Härte des Gesetzes gegen jene anwenden, die diese Trecks organisieren und fördern.

Vor über drei Wochen ist in Honduras eine Karawane von Migranten aufgebrochen, die vor Armut und Kriminalität aus ihrer Heimat fliehen. Mittlerweile sind 7.000 Menschen in diesem Zug unterwegs, zudem haben sich zwei weitere Trecks formiert.

Mehrere tausend Migranten der ersten Karawane sind in den vergangenen zwei Tagen in Mexiko-Stadt angekommen. Dort wurden sie in einem Sportstadion untergebracht. Nach Angaben der Präsidentin des Menschenrechtsausschusses der mexikanischen Hauptstadt, ­Nashieli Rodríguez, können in dem Stadion 5.000 Personen bleiben und versorgt werden. In Schlangen warteten die Migranten dort darauf, duschen zu können, einen Schlafplatz und eine Mahlzeit zu bekommen.

Ihr Ziel bleiben gleichwohl die USA – doch US-Präsident Donald Trump ist bereit, mit allen Mitteln gegen sie vorzugehen. Er hat die Karawane bereits genutzt, um vor den US-Kongresswahlen am heutigen 7. November mit rassistischen Äußerungen Stimmung zu machen. Bis zu 15.000 Soldaten will er an die Grenze entsenden. Der Ausgang der Wahlen wird für den Fortgang der Migrantentrecks eine entscheidende Rolle spielen. Trump hat Honduras, Guatemala und El Salvador bereits finanzielle Unterstützungen gestrichen, weil sie die Flüchtenden nicht gestoppt hatten.

Bislang haben sich die Migranten nicht von den Regierungsdrohungen einschüchtern lassen. „Für diese Karawane sind alleine der Hunger und die Angst verantwortlich“, erklärte Irineo Mujica von der Gruppe Pueblo sin Fronteras (Volk ohne Grenzen) der taz. Die Organisation unterstützt die Reisenden auf ihrem Weg – gemeinsam mit Mexikos staatlichen Menschenrechtskommissionen, kirchlichen Initiativen, dem Roten Kreuz sowie zahlreichen Bürgern vor Ort.

Nächster Halt: Amerika

Mitte Oktober lief eine Gruppe von rund 150 Frauen, Männern und Kindern los und floh vor schlechten wirtschaftlichen Bedingungen in ihrer Heimat Honduras. Ihr Ziel: die USA. Mittlerweile haben sich dem Zug nach Schätzungen 3.000 bis 5.000 Menschen aus Honduras, Guatemala und El Salvador angeschlossen. Foto: dpa

Menschen allen Alters sind unterwegs. Foto: dpa

Der lange Weg durch die Hitze ist zehrend. Foto: dpa

Der Fluss Suchiate trennt Guatemala von Mexiko. Viele der Migrant*innen laufen über die Brücke, die in Tecun Uman über den Grenzfluss führt. Foto: ap

Die Sonne knallt auf die Wartenden auf der Brücke. Ein Migrant aus Honduras schützt sich mit Sonnencreme. Foto: dpa

Als die Brücke zeitweise gesperrt war, überquerten viele den Fluss nach Mexiko schwimmend oder per Boot. Foto: ap

Der amerikanische Präsident derweil wittert auf Twitter gegen den „Ansturm illegaler Ausländer“. Die USA würden sie abweisen, so Trump. Foto: ap

... und schafften es auch, die Grenze zu Mexiko zu überwinden. Hier hält ein siebenjähriges Mädchen ihre zwei Monate alte Schwester auf dem Arm, während die Karawane eine Pause in der Innenstadt von Tapachula, Mexiko, macht. Mehrere Hundert Honduraner*innen haben sich laut Polizeiangaben aber auch auf die Heimreise begeben. Foto: reuters

Die Flüchtenden sitzen um eine Statue des ehemaligen mexikanischen Präsidenten Benito Juarez in Tapachula. Die mexikanischen Behörden riefen die Personen auf, sich formal für eine Einreise zu registrieren. Sonst könnten sie ihren Weg nicht fortsetzen. Auch US-Präsident Trump rief die Menschen dazu auf, in Mexiko Asyl zu beantragen. Foto: dpa

Auf dem Weg müssen die Menschen natürlich auch versorgt werden – hier eine Mutter und ihre kleine Tochter in Tapachula. Foto: reuters

Mädchen im Alter von sechs und acht Jahren im Zug auf dem Weg nach Juchitan. Foto: reuters

Müde und geschafft ist eine Gruppe an Flüchtlingen nach einer langen Reise nun in Juchitan im Bundesstaat Oaxaca. Bis an die Grenze zu den USA sind es noch immer über 1300 Kilometer. Dort werden sie bereits erwartet: Zur Abschreckung schicken die USA mehr als 5.000 weitere Soldaten an die Grenze. Foto: reuters

Sollten Morales und Hernández in Kooperation mit der mexikanischen Regierung ihre Drohungen wahrmachen, könnten Aktivisten kriminalisiert werden. Als die ersten der Migranten vor drei Wochen die Grenze nach Mexiko überwanden, wurde beispielsweise Irineo Mujica vorübergehend festgenommen. Auch Repressalien gegen Auswanderungswillige und deren Unterstützer in den Herkunftsländer könnten zunehmen.