Migranten in Bundesbehörden: Özoğuz fordert Zielmarken
Mitarbeiter mit Migrationshintergrund sind in Ministerien und Behörden des Bundes selten vertreten. Dazu liegen nun erstmals Zahlen vor.
Beschäftigte mit Einwanderungsgeschichten seien in der Bundesverwaltung noch immer „deutlich unterrepräsentiert“, erklärte Özoğuz. Es müsse „wachrütteln, dass sie nicht nur schwerer den Weg in die Verwaltung finden, sondern auch überproportional im einfachen und mittleren Dienst vertreten sind und offenbar nicht weiterkommen“, sagte sie.
Laut der Untersuchung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung liegt der Anteil der Beschäftigten mit Migrationshintergrund in Bundesbehörden im Schnitt bei 14,8 Prozent.
Das ist kein schlechter Wert. Dabei handelt es sich aber überwiegend um junge Frauen, die in eher niedrigen Laufbahngruppen beschäftigt sind. Insgesamt stehen sie seltener in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis und sind seltener verbeamtet.
Zum Vergleich: In der Privatwirtschaft haben 20,1 Prozent der Beschäftigten einen Migrationshintergrund, in der öffentlichen Verwaltung liegt der Anteil bundesweit aber niedriger: Im Mikrozensus des Jahres 2013 wiesen nur 6,7 Prozent einen Migrationshintergrund auf.
Kanzleramt unterm Durchschnitt
Besonders niedrig ist der Anteil im Verteidigungsministerium (6,4 Prozent), am höchsten – mit 24,2 Prozent – im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf). „Je höher die Nähe zu hoheitlichen Aufgaben, desto geringer der Anteil“, versuchte sich Studienleiter Gunter Brückner an einer Faustregel.
Auch das Kanzleramt, wo die Integrationsbeauftragte angesiedelt ist, das Auswärtige Amt und das Entwicklungsministerium liegen über dem Durchschnitt; Justiz-, Familien-, Verkehrs- und Innenministerium darunter.
Hans-Georg Engelke, Staatssekretär im Innenministerium, betonte die Fortschritte: „Wir haben viel erreicht.“ Özoğuz dagegen verwies auf die Vorbildrolle des Bundes und sprach sich dafür aus, „Zielmarken“ zu formulieren: Damit habe man in Hamburg und Berlin gute Erfahrungen gemacht. In Hamburg habe sich der Anteil in den vergangenen Jahren von 5 auf 18 Prozent, in Berlin von 9 auf 24 erhöht. In Großstädten liegt der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund gerade bei den Jüngeren deutlich über dem Schnitt von 20 Prozent.
Einig zeigten sich Özoğuz und Engelke darin, dass es gezielte Programme brauche, um die „interkulturelle Öffnung“ in Ministerien und Bundesbehörden voranzutreiben. Man könne es sich nicht leisten, bestimmte Potenziale zu vernachlässigen, sagte Engelke.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken