Metastudie zu LNG-Terminals: Flüssiggas-Pläne überdimensioniert
Klimaexpert:innen haben verschiedene Studien zum Bedarf neuer Infrastruktur zum Import von Flüssiggas ausgewertet. Das Ergebnis: Es wird zu viel.
Das Bundeswirtschaftsministerium unterschätze einerseits künftige Gasimporte aus Nachbarländern und überschätze auf der anderen Seite die Risiken saisonal schwankender Verbräuche, schreiben die Experten in einer am Freitag veröffentlichten Analyse. Das Ministerium kalkuliere mit einem zu umfangreichen Risikopuffer.
„Die neuen und geplanten schwimmenden Terminals reichen bereits aus, um zwischenzeitliche Versorgungsengpässe auch in extremen Situationen mit Infrastrukturausfällen zu decken“, so das Institut. „Onshore-Terminals sind zu keinem Zeitpunkt notwendig.“
Das Wirtschaftsministerium setze Laufzeiten und Kapazitäten der LNG-Terminals zu gering an, bemängelt das New Climate Institute. Per Gesetz sei außerdem ein nahezu uneingeschränkter Betrieb der neuen und geplanten Terminals bis Ende 2043 möglich. „Sollten alle geplanten Anlagen mit hoher Auslastung betrieben werden, sind Deutschlands Klimaziele nicht zu erreichen.“ Eine geringe Auslastung wiederum würde zu wirtschaftlichen Verlusten führen.
Überangebot in Europa wahrscheinlich
Das Wirtschaftsministerium verweist darauf, dass die LNG-Terminals künftig zur Einfuhr von klimafreundlichem Wasserstoff genutzt werden könnten. Wenn schwimmende Terminals nicht mehr benötigt würden, könnten sie als LNG-Transportschiffe verchartert werden.
Beide Punkte sieht das Institut kritisch. Der künftige deutsche Bedarf an Wasserstoff – insbesondere bei der Einfuhr über den Seeweg – werde relativ gering ausfallen und lasse sich über Pipelines decken. Zudem seien nicht alle Fragen zur technischen Machbarkeit geklärt. Ob die Terminals sich an andere Länder weitervermieten lassen, sei fraglich, weil der Gasverbrauch weltweit sinken müsse.
Der Einschätzung des Wirtschaftsministeriums, dass Deutschland einen größeren Umfang von Flüssiggas an andere europäische Länder weiterleiten werde, widersprechen die Experten: „Da der Gasverbrauch aller europäischen Länder im Einklang mit den europäischen Klimazielen stetig weiter fallen muss, ist ein Überangebot in Europa wahrscheinlich.“
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