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Meinungsforscher über Umfrageergebnisse„Scholz löst keine Ängste aus“

Der steile Anstieg der SPD in Umfragen ist ungewöhnlich. Ein neues Phänomen ist es aber nicht, sagt Thomas Petersen vom Meinungsforschungsinstitut Allensbach.

Läuft plötzlich bei ihm: SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz Foto: Frederic Kern/imago
Stefan Reinecke
Interview von Stefan Reinecke

taz: Herr Petersen, wie ungewöhnlich ist der steile Aufstieg der SPD in den Umfragen?

Thomas Petersen: Ungewöhnlich, aber nicht neu. Es gab auch 2002 einen rapiden Umschwung. Da lag die Union bis kurz vor der Wahl scheinbar uneinholbar vorne. Am Ende gewann Rot-Grün. Das lag an Schröders Flut-Auftritt, dem Irak­krieg und Edmund Stoibers missglücktem TV-Duell. Auch 1961 gab es extreme Ausschläge vor der Wahl, vor allem wegen des Mauerbaus.

Also gibt es rasante Stimmungswechsel – aber nur als Folge zentraler Ereignisse?

Nicht ganz. 1965 lagen kurz vor der Wahl SPD und Union gleichauf. Die Wahl gewann die Union haushoch, ohne ein Schlüsselereignis.

Im Interview: Meinungsforscher

52, ist Meinungsforscher und arbeitet als Projektleiter beim Institut für Demoskopie Allensbach.

Eine Deutung für die unerwartete SPD-Hausse ist: Stimmungen schlagen mehr durch, weil es weniger Stammwähler und daher mehr Volatilität gibt. Ist das einleuchtend?

Jein. Die Bindung an Parteien ist schwächer geworden ist. Der Anteil der Wähler, die nur eine Partei wählen, geht laut unseren Umfragen seit den 70er Jahren zurück. Das ist kein Wunder. Die Milieus der Volksparteien – die Industriearbeiterschaft bei der SPD, die katholische Provinz bei der Union – sind geschrumpft. Aber rapide Stimmungsumschwünge gab es auch schon, als es noch weit mehr Stammwähler gab.

Laut Allensbach hat die SPD 27 Prozent …

Das ist viel mehr als im Juli, liegt aber noch im Spektrum der SPD in den letzten zehn Jahren. Bei der Wahl 2013 hatte die SPD knapp 26 Prozent. Wir sehen weniger eine extreme Konjunktur der SPD als ein Abflauen bei Grünen und Union. Auffällig schwach sind die 25 Prozent der Union.

Forsa hat die Union im gleichen Zeitraum wie Allensbach bei 19 Prozent gemessen. Diese 6 Prozent Unterschied übersteigt die Schwankungsbreite von 2,5 Prozent. Können Sie das erklären?

Nein. Meist liegen die Institute nahe beieinander. Hier nicht.

Was ist das Besondere dieser Wahl?

Es ist die erste Wahl seit 1949 ohne Amtsinhaber. Also ohne Amtsbonus oder Abwahlstimmung. Zweitens: Normalerweise ist drei Wochen vorher absehbar, wer stärkste Partei wird, wer verlieren, wer gewinnen wird. Diese Konturen sind derzeit schwerer zu erkennen. Wir wissen nicht, wie die Wahl ausgeht.

Gibt es systematische Gründe für diese diffuse Situation? Oder eine Häufung solcher Situationen?

Nein, ich arbeite seit 30 Jahren bei Allensbach. So etwas passiert immer mal wieder. Der Wahlausgang ist auch deshalb schwer zu prognostizieren, weil 46 Prozent jener, die wählen wollen, noch unentschieden sind. Das sind so viele wie 2017. Aber deutlich mehr als bei den Wahlen zuvor.

Gibt es wahlentscheidende Themen?

Laut unseren Daten: Einwanderung und Klima, in dieser Reihenfolge. Wobei auffällt, dass Letzteres weit mehr mediale Aufmerksamkeit hat.

Gibt es eine Wechselstimmung?

Ja – und nein. „Soll die Regierung wechseln?“, ist eine unserer Standardfragen. Derzeit messen wir einen sehr ausgeprägten Wechselwillen. Allerdings tritt die Regierung ja nicht mehr an. Daher ist diese Zahl nur bedingt aussagekräftig.

Wie sieht es bei Veränderung versus Stabilität aus? Wollen die WählerInnen Reformen oder dass alles bleibt, wie es ist?

Interessanterweise beides. Es gibt Mehrheiten, die in manchen politischen Bereichen einen Neustart wollen. Gleichzeitig sind weite Teil der Bevölkerung getrieben von der Angst vor Veränderung. Eine Chiffre dafür ist die Skepsis gegenüber Einwanderung. Das ist meiner Ansicht nach keine Ausländerfeindlichkeit, sondern geboren aus der Furcht, dass die Welt, die man kennt, aus den Fugen gerät. Bei der Frage „Freiheit oder Sicherheit“ entscheidet sich die Mehrheit für Sicherheit.

Das ist nicht immer so?

Nein, das schwankt. Wir sehen da aber einen langfristigen Trend. In einer alternden Wohlstandsgesellschaft wird Sicherheit immer wichtiger. Die Älteren haben ein ausgeprägteres Sicherheitsbedürfnis. Sie wollen weniger Risiken eingehen und sind eher zufrieden, wenn es bleibt, wie es ist.

Kann es sein, dass Olaf Scholz diesem Sicherheitsbedürfnis eher entspricht als Armin Laschet?

Scholz ist jedenfalls niemand, der Ängste auslöst.

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8 Kommentare

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  • DER ROTE OLAF



    //



    SPD grad plakatiert/



    Eine Botschaft wird gesendet/



    "Die Ära Merkel nun endet"/



    Hintergrund in Rot montiert./



    //



    Vordergründig Mann mit Kahlkopf/



    Überdimensional Hände!/



    Deuten sie an eine Wende?/



    Abgeschnitten alter Zopf?/



    //



    Damit jeder das kapiert/



    Wird die Botschaft kurz gehalten/



    Bild kann mehr als Text gestalten/



    Portrait's sowieso frisiert./



    //



    Auch wer keine Haare trägt/



    Kann um etwas auszusagen/



    Auch ein Kopf-Styling vertragen/



    Wenn man einen Künstler frägt./



    //



    So auch für Frau Merkel galt's/



    Geht es um die höchste Macht/



    An die Optik wird gedacht/



    Sie ging zum Hairdresser Walz./



    //



    Früher hieß "Sie kennen mich"/



    Für Sie bleibt alles stabil/



    Wir sind aber nicht debil/



    "Olaf wir durchschauen dich."/



    //



    September 2021, MR

  • Na ja CUM-EX und WIRECARD lösen bei vielen schon Ängste aus..

    DIe Liste kann man verlängern, auch von anderer Bereiche...

  • Wo ist eigentlich Kevin Kühnert oder wo ist die Partei Vorsitzende der SPD?



    Man hat fast den Eindruck die hätten einen Maulkorb verpasst bekommen und ich glaube das mehr Bürger als in den Umfragen ersichtlich, dies durchaus bemerkt haben.



    Laschet mag nun wirklich nicht der Traum Kandidat von vielen Wählern sein, aber ich denke dass in der Wahlkabine sich doch mehr Leute daran erinnern wer die SPD, als Partei, wirklich ist, denn die haben ja eben nicht(!) Scholz zum Vorsitzenden gewählt…

    • @Paul Rabe:

      Weggesperrt bis nach der Wahl? 🤪

  • Schon klar. Die Renten sind sicher! Das Wetter wird schön und er wird niemals eine Mauer bauen 🤓

  • Scholz ist jedenfalls niemand, der Ängste auslöst.

    Warum eigentlich? Scholz war von Mai bis Oktober 2001 Innensenator von Hamburg, von Oktober 2002 bis März 2004 SPD-Generalsekretär, von November 2007 bis Oktober 2009 Bundesminister für Arbeit und Soziales und von März 2011 bis März 2018 Erster Bürgermeister von Hamburg. Hab es in dieser Zeit etwa keine Verlierer? Ich meine: Müssen nicht alle Aufstiege von jemandem bezahlt werden?

  • 30 Jahre bei Allensbach - Och härm - Alter Schwede! - 🤐 -

    Klar das schlaucht => Wolfgang Neuss!



    (via Lowando => 😎 =>



    “Nunja - zur Qualität vom Allensbach-Institut & Geist allgemein - der Experte:



    "Der kleine Mann muss schlafen. Die deutsche Gehirnpygmäenzucht fürchtet nichts mehr als Zusammenhänge begreifen, denn dies bringt wirschaftliche Nachteile mit sich. Das ideale Emdnid- und Allensbach-Mannequin ist der mit mindestens 37 Teilzahlungsverträgen belastete deutsche kleine Mann, in deren schlimmsten Träumen fürchtet Mutter Allensbach persönlich eines Tages den Aufstand der Durchschnittsbefragten." - Wolfgang Neuß - & hörn mer mal rein -

    m.youtube.com/watch?v=i-NIciDEYfM - Schlachter (1)

    & Däh - Wat denn nu - wa!

    “ “Was gnädige Frau sind Sie denn nun lieber, Noelle oder Neumann? Was macht man dann? Dann ist man nur die Frau seines Mannes.”

    Wolfgang Neuss 1965 - Danke - 🥳 -



    kurz - Mehr könnte verunsichern - kerr.

    Normal.“.

    ——- servíce => Aus De =>



    “ Umfrage zur Forschungsfreiheit: Bedenkliche Fragen



    Das Allensbach-Institut hat Hochschullehrer*innen befragt.



    Manche Antworten sind besorgniserregend.



    Die Fragen aber sind besorgniserregender.“ Ach was! © Loriot



    taz.de/Umfrage-zur...freiheit/!5659960/