Mehrwertsteuer-Wiederanhebung auf Gas: Höhere Steuern zulasten Armer
Die Wiederanhebung der Mehrwertsteuer auf Gas trifft Einkommensschwache besonders. Sie geben einen besonders großen Teil ihres Geldes dafür aus.
Die Bundesregierung hat die Mehrwertsteuer auf Erdgas und Fernwärme wegen der Energiepreiskrise im Herbst 2022 von 19 auf 7 Prozent gesenkt. Die Maßnahme sollte ursprünglich bis Ende März 2024 gelten. Doch das von Christian Lindner (FDP) geführte Finanzministerium brachte jüngst eine vorzeitige Wiederanhebung zum Jahreswechsel ins Spiel. Es verspricht sich davon Mehreinnahmen für den Staat von 2,1 Milliarden Euro.
Die Inflation ging zuletzt deutlich zurück und betrug im Oktober 3,8 Prozent nach 4,5 Prozent im September. Auch leiden arme Haushalte nach Berechnungen des IMK aktuell nicht mehr unter einer überdurchschnittlich hohen Rate. Für sie hatte sich das Leben in den vergangenen Monaten zunächst besonders stark verteuert: Sie geben einen besonders großen Teil ihres Einkommens für Haushaltsenergie und Lebensmittel aus, und gerade in diesen Warengruppen hatten die Preise besonders angezogen.
Laut IMK-Berechnungen gingen im Oktober 2022 7,7 Prozentpunkte der Teuerungsrate für einkommensschwache Alleinlebende in Höhe von insgesamt 10,5 Prozent auf diese beiden Kategorien zurück. Bei einkommensstarken Alleinlebenden waren es 3,1 Prozentpunkte von 7,9 Prozent.
Erdgas doppelt so teuer wie 2019
Zuletzt waren insbesondere die Preise für Lebensmittel und Haushaltsenergie nicht mehr so stark gestiegen. Jedoch sind Strom, Erdgas und Nahrungsmittel immer noch deutlich teurer als vor der Energiepreiskrise. „Dabei sticht der Preis für Erdgas mit einer Verdopplung gegenüber dem Vorpandemiejahr 2019 heraus“, so das IMK.
Eine vorgezogene Wiederanhebung der Mehrwertsteuer würde deshalb bedeuten, dass die Mehrwertsteuern je Kilowattstunde bereits ab Januar 2024 rund doppelt so hoch wären wie im Jahr 2019. Gleichzeitig, warnt das IMK, sind steigende Preise für arme Haushalte ein besonderes Problem, weil viele nur geringe finanzielle Rücklagen haben und die Alltagsgüter, die sie vor allem kaufen, kaum zu ersetzen sind.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen