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Mehr Methan in der LuftRätselhafte Rekord-Emissionen

Der Methan-Ausstoß hat sich massiv beschleunigt – vor allem in den letzten beiden Jahren. Die Gründe dafür sind unklar.

Das ewige Eis nimmt immer weiter ab Foto: dpa

Paris afp | Rekord-Emissionen des Treibhausgases Methan gefährden nach Einschätzung von Forschern den Kampf gegen den Klimawandel. Laut einer Studie, die am Montag in der Fachzeitschrift Environmental Research Letters veröffentlicht wurde, erhöhten sich die Methan-Emissionen in den vergangenen zehn Jahren völlig unerwartet zehnmal schneller als von 2000 bis 2006. In den Jahren 2014 und 2015 war der Anstieg demnach besonders stark, die Gründe sind aber weitgehend unklar.

Dem Pariser Klimaschutzabkommen zufolge soll die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad, mindestens aber auf weniger als zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter begrenzt werden. Das sei bereits „ein anspruchsvolles Ziel“, erklärten die 81 Forscher. Wenn sich die Weltgemeinschaft aber nicht mit den Methan-Emissionen befasse, werde es „zunehmend schwieriger“, das Ziel erreichen.

Die Wissenschaftler fordern daher „dringend“ zusätzliche Maßnahmen, um den Ausstoß von Methan zu messen und einzudämmen, der zu etwa 60 Prozent durch den Menschen verursacht werde. Methan-Emissionen entstehen in der Landwirtschaft, vor allem beim Reisanbau und in der Viehzucht, sowie beim Verbrennen fossiler Brennstoffe.

Die Lebensdauer der CH4-Moleküle in der Atmosphäre ist zwar deutlich kürzer als beim ebenfalls klimaschädlichen Kohlendioxid. Methan bindet aber 28 Mal mehr Hitze aus der Sonnenstrahlung und heizt die Atmosphäre daher stärker auf.

Mögliche Quellen in China und den USA

Die Gründe für die stark steigenden Methan-Emissionen sind nach Angaben der Forscher noch weitgehend unklar. Als mögliche Quellen gelten demnach der steigende Kohleverbrauch in China und Lecks bei der Gasförderung durch Fracking-Unternehmen in den USA. Beide Regionen spielten bei dem plötzlichen Anstieg wahrscheinlich „eine Rolle“, sagte Marielle Saunois von der Universität Versailles in Frankreich, eine der Hauptautorinnen des Berichts.

Die Freisetzung von Methan-Gas beim Abschmelzen des ewigen Eises in der Arktis stellt nach Einschätzung der Forscher noch keine größere Gefahr dar. Diese Entwicklung spiele derzeit nur eine „sehr geringe“ Rolle, sagte Saunois.

Die Befunde zum Anstieg der Methan-Emissionen müssten „sehr ernst genommen werden“, sagte Stefan Schwietzke von der US-Wetter- und Ozeanografiebehörde NOAA, deren eigene Schätzungen sogar noch über die Zahlen in der nun vorgelegten Untersuchung hinausgehen. „Wir dürfen aber nicht vergessen, dass wir auch unbedingt die CO2-Emissionen reduzieren müssen.“

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16 Kommentare

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  • ERL ist Open Access, da könnt ihr einen Link setzen und alle Lesenden kommen an die Quelle: http://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/11/12/120207

     

    Wichtig wäre auch zu erwähnen, dass es in den Jahren 2000–2006 eine unerklärliche Stagnation der Methan-Konzentrationen gab. Die aktuellen Emissionen sind wieder zurück im Erwarteten worst-case (RCP 8.5).

  • "Rätselhaft"?

    "Mögliche Quellen in China und den USA" ?

    Für meinereinen ist es nicht so rätselhaft (obschon ich nichts zu China und den USA zu sagen habe). Denn Jahr für Jahr werden völlig aberwitzige (erfundene, erlogene?) Nummernspiele zur "Verringerung der Abholzung" in Brasilien veröffentlicht. Von Regierungsmafiaseite (verständlich), aber bisweilen auch von NGOs. Die vom Boden der Tatsachen Nullahnung haben (pardon). Wer (so wie ich) in der Tat Jahr für Jahr ständig auf Achse durch unser Riesenland ist, und zwar abseits der urbanen Zentren, weiss, dass die "Verringerung" nicht existiert. Cerrado, Caatinga, Pampas, Atlantischer und Amazonas Regenwald werden weiter mit Volldampf und hochprofitabel vernichtet (selbst in den papier"geschützten" Gebieten wie Indigene Territorien und Naturparks).

    Wer Zeit und Laune hat darob nach zu lesen: http://www.ardaga.net/web-content/PDFS/fromusfoundrisingtobrazil.pdf

    http://www.ardaga.net/web-content/PDFS/Die%20endlose%20Ermordung%20Chico%20Mendes.pdf

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Wenn man bedenkt, dass sich unter den StaatenlenkerInnen solche Expertinnen wie unsere Kanzlerin mit ihrem berühmten "Angaschemang" finden, darf man noch froh sein, dass es nicht noch schlimmer gekommen ist.

    Sie kann zwar nicht persönlich für den Methananstieg verantwortlich gemacht werden, aber durch ihre "Umweltpolitik" gibt sie die Maßstäbe vor, zumindest in Europa.

  • Wenn man den Anstieg des Methans in den letzten Jahrzehnten ansieht, z.B. hier > https://en.wikipedia.org/wiki/Methane#/media/File:Mlo_ch4_ts_obs_03437.png sieht man, dass sich wohl nur der normale Anstieg -- nach einer Pause Anfang der Nuller Jahre -- fortgesetzt hat.

  • 1. Möglichkeit: Methan ist CH4. Kohlenwasserstoffe aller Art werden über die CH-Bindungen gemessen (infrarotspektrometrisch). Weil diese in allen Kohlenwasserstoffen vorkommen, werden im Absorptionsspektrum von Methan (fast) alle anderen Kohlenwasserstoffe mitgemessen. Das würde heissen: irgend ein andererKohlenwasserstoff steigt an und wird als "Methan" gemessen.

    2. In der Tiefsee lagern riesige Methangebirge aus Methanhydraten. Diese ernthalten ca. 3000 Gigatonnen Kohlenstoff (alle Kohlevorkommen dieser Welt enthalten 500 Gigatonnen Kohlenstoff). Solche Hydrate sid nicht wirklich "Eis", sondern instabiler und können durch Erschütterungen, Erdbeben, Strömungen, Wärme, Druckverlust das Methan wieder freisetzen. Irgendeine Bebentätigkeit wird da halt zugenommen haben.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Louis Alz:

      2.

      klingt plausibel.

  • 1). Reisfelder.

    2). Gedüngte Reisfelder.

    3). Verdichtete gedüngte Reisfelder.

    3). Mit Kunstdünger gedüngte und verdichtete Reisfelder.

  • Ich vermute, dass speziell in der Permafrostzone Sibiriens das dort in großen Mengen auftauende Methan einen sich selbst verstärkenden Effekt zeigt, der sich trotz gegenteiliger Beteuerungen von Fachleuten, schon seit einiger Zeit verselbstständigt hat. Das ist ein fatales Signal! Und möglicherweise wissen unsere Zauberlehrlinge nicht, wie sie den Effekt stoppen können. Deshalb wird wohl erst einmal eifrig nach Schuldigen gesucht und immer noch mehr Zeit vergeudet, in der unsere gewinnorientierte Wirtschaft und Industrie seelenruhig weitermachen kann wie bisher und - unterstützt von Politik und einigen Wissenschaftlern - das Gegenteil behauptet bis es zu spät ist.

  • 3G
    33293 (Profil gelöscht)

    ...mir war es ja gar nicht klar, aber laut Herrn Mojib Latif wird sich das Klima bis 2100 um 11°C !!!! erhöhen wenn wir so weiter machen wie bisher. kaum vorstellbar was dies für die Menschen der Zukunft bedeuten wird.

    • @33293 (Profil gelöscht):

      Hätten wir Herrn Mojib Latif Glauben geschenkt, wären wir schon vor 10 Jahren den Hitzetod gestorben.

    • @33293 (Profil gelöscht):

      Jupp furchtbar, ganzjährige Badesaison an der Ostsee und Nordsee.

      • @Klappstuhl:

        Und das bei München.

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...zu viele Kühe ; )

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @81331 (Profil gelöscht):

      sorry, wollte sagen, zu viele Rindviecher ;: )

  • Wir haben es geschafft die CO-2 Emmissionen seit Unterzeichnung des Kyoto-Protokolls um 50% zu erhöhen. Und schon damals erschienen die Emissionen als bedenklich.

     

    Mit diesem Wirtschaftssystem und den darin vorhandenen Anreizen werden wir das Klima sicher nicht "retten". Vielleicht sollte mal klarer formuliert werden, wer hier wirklich gerettet werden soll, denn das Klima braucht keine "Rettung". Klima wird es immer geben, ob es für eine Population von 7 Milliarden Menschen die Lebensgrundlagen gerantieren kann, dass hingegen ist zu bezweifeln.

     

    Tatsächlich geht es um die Rettung unserer Lebensgrundlagen. Wir wären im übrigen nicht die erste Zivilisation die den Wandel nicht hinbekommen hat, aber wohl die erste globale Zivilisation.

    • @insLot:

      Wieso die Aufregung ? Die Erde wird in knapp 8 Mrd. Jahren ohnehin in der Sonne verglühen.