Mehr Geld für die Bundeswehr: Solidarität mit Unterhosen
Den Bundeswehrsoldaten in Litauen fehlt es an Unterwäsche. Mit dem geplanten Sondervermögen könnte sich die Armee gerade so neu einkleiden.
D ie Minderjährige, die zu meiner Infektionsgemeinschaft gehört, findet mich besitzstandwahrend. Ich stelle hierzu fest: Es stimmt. Ich hätte gerne, dass meine Geldscheine in meinem Portemonnaie und meine T-Shirts, Unterhosen sowie Strümpfe in meinem Schrank bleiben statt „ausgeliehen“ zu werden. Auch meine Bürste und mein Deo hätte ich gerne ganz für mich allein. Doch, was soll ich sagen, Dinge verschwinden einfach heutzutage, andere tauchen dafür auf. Zum Beispiel sind zeitweise meine Airpods nicht aufzufinden, während an der Wohnungstür Müllbeutel auftauchen, die offenbar nach draußen getragen werden wollen.
In der Politik sind derzeit ganz ähnliche Phänomene zu beobachten. Ganze Grundsätze verschwinden, und neue Geldsummen tauchen auf. „Die Bundesregierung hat seit vielen Jahren einen klaren Kurs: dass wir nicht in Krisengebiete liefern und dass wir auch keine letalen Waffen in die Ukraine liefern“, wiederholte Bundeskanzler Olaf Scholz in Endlosschleife. Schon „wegen unserer historischen Verantwortung“, echote Außenministerin Annalena Baerbock.
Bis vor genau einer Woche. Jetzt liefert Deutschland Waffen: 1.000 Panzerfäuste, 500 Stinger, und nun sollen auch noch 2.700 Flugabwehrraketen namens Strela hinzukommen. Letztere stammen noch aus DDR-Beständen und mussten ohnehin mal weg.
Aufgetaucht sind dafür 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr. Scholz hat sie bei seiner Rede vor dem Bundestag aus dem Hut gezaubert. Ich verurteile höhere Militärausgaben nicht mehr, seit ich weiß, dass es den Bundeswehrsoldaten, die im Rahmen der Nato-Verpflichtungen in Litauen im Einsatz sind, an Unterwäsche fehlt. Das Problem kenne ich! Solidarität mit den Unterhosen für die Bundeswehr! Niemand sollte der russischen Armee unterhosenlos gegenüberstehen müssen.
Von den 100.000.000.000 Euro ließen sich jede Menge nachkaufen. Laut Bundeswehr-Onlineshop kostet eine für den Winter geeignete lange „original BW Unterhose, gefertigt nach Bundeswehr TL“ mit „angenehmem Tragekomfort“ und „robustem Gummizug“ 24,95 Euro. Das passende Unterhemd aus weichem Feinripp macht 21,95 Euro. Insgesamt könnte sich die Bundeswehr rund 2 Milliarden Sets Unterwäsche kaufen. Das sollte eine Weile reichen.
Gänzlich verschwunden ist auch das Verständnis für den russischen Präsidenten Wladimir Putin in der SPD. Dafür sind Menschen aufgetaucht, die aussehen wie Kevin Kühnert, Lars Klingbeil und Manuela Schwesig. Doch nach den Worten zu urteilen, die jetzt aus ihren Sprechorganen entweichen, muss es sich um Doppelgänger handeln.
Ich vermute so etwas schon länger. Denn auch Scholz war bei der Sondersitzung im Bundestag so unlangweilig und inhaltsreich, dass man einfach misstrauisch werden muss. Wer ist dieser Mann und was hat er mit unserem Scholzomaten gemacht? Doch der echte Scholz ist seit Donnerstagabend zurück. „Es ist gut, dass …“ und „Es ist richtig, dass …“ war in Dauerschleife bei Maybrit Illner zu hören. Scholz is back. Ab Minute 14 bin ich eingenickt.
Auch der alte Friedrich Merz, der zwischendurch mal verschwunden zu sein schien, ist wieder aufgetaucht – der, der erst redet und dann denkt. Der CDU-Chef schließt ein Eingreifen der Nato im Ukrainekrieg nicht mehr aus. Es könne sein, dass das Verteidigungsbündnis eingreifen müsse, um Putin zu stoppen. Wäre also Merz Kanzlerkandidat und Bundeskanzler geworden, stünden deutsche Truppen schon unterhosenlos und mit Waffen aus DDR-Zeiten an der Grenze.
Dabei soll man keine Scherze machen über den Ukrainekrieg. Das sagen nämlich alle auf Tiktok. Obwohl die Minderjährige sich dort bestens informiert fühlt, darf ab und zu nun der Fernseher anbleiben, wenn so Zumutungen wie Nachrichtensendungen laufen. Für einen Moment taucht dann schemenhaft etwas Erwachsenes auf. Ähhmmm, nein doch nicht. Ich sehe meine Airpods in ihren Ohren, sie sieht sich nur die Bilder an und summt vor sich hin. An den Füßen meine Socken. Die Unterhosen habe ich versteckt.
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