Meduza-Auswahl 22. – 28. August: Kreml kämpft gegen soziale Medien

Russland erschwert den Zugang zu Apps wie WhatsApp oder Telegram. Wie das geht, berichtet das Exilmedium im Podcast.

Der Kreml beschränkt soziale Netzwerke immer mehr Foto: Pond5 Images/imago

Das russisch- und englischsprachige Portal Meduza zählt zu den wichtigsten unabhängigen russischen Medien. Im Januar 2023 wurde Meduza in Russland komplett verboten. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März 2023 unter taz.de/meduza immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der taz Panter Stiftung gefördert.

In der Woche vom 22. bis zum 28. August 2024 berichtete Meduza unter anderem über folgende Themen:

Warum wurde Telegram-Gründers Durow verhaftet?

Telegram-Gründer Pawel Durow wurde am 24. August nach der Landung seines Flugzeugs in Paris verhaftet. Französischen Medienberichten zufolge wird Durow wahrscheinlich wegen einer Reihe von Vergehen angeklagt: Er habe es wohl versäumt, illegale Aktivitäten auf der Plattform einzudämmen. Die französische Staatsanwaltschaft hat bisher nur erklärt, dass der französisch-russische Mehrfachstaatler befragt wird.

Viele russische Politiker und Eliten haben die Verhaftung Durows zwar schnell verurteilt, doch die Gründe, die sie angaben, waren bemerkenswert widersprüchlich. Meduza-Sonderkorrespondent Andrej Perzew sprach mit Kreml-Insidern, Beamten und einem Mitarbeiter der staatlichen Medien: Wie könnte der Kreml die Verhaftung von Durow interpretieren, und warum dauerte es so lange, eine einheitliche Darstellung zu finden (englischer Text)?

Zwei dem Kreml nahestehende Quellen erklärten gegenüber Meduza, dass russische Beamte, Geschäftsleute und politische Strategen derzeit drei Haupttheorien zu Durows Verhaftung haben: „Es könnte der Druck der USA sein, da sie Telegram im Zusammenhang mit den Wahlen brauchen – schließlich hat sich Durow den Republikanern angenähert, was den Demokraten nicht gefällt. Oder es sind die Einwände Frankreichs aufgrund von Durows Kontakten zu Aserbaidschan. Oder es könnte um Durows eigenes Manövrieren gehen.“

Rubel verliert deutlich an Wert – und steigt dann wieder

Nach den offiziellen Kursen der russischen Zentralbank zu urteilen, wertete der Rubel erst ab und verlor mehr als 10 Prozent gegenüber dem Dollar – nur um sich dann ebenso schnell wieder zu erholen. Gegenüber dem Yuan bleibt er aber recht stabil. Meduza analysiert, welche Zukunft die russische Währung im Herbst erwartet (russischer Text).

Die Prognose der von der Zentralbank befragten Wirtschaftsexperten geht von 90 Rubel pro Dollar bis Ende 2024 aus. Dies erklärt sich durch die Hoffnung auf die Lösung von Zahlungsproblemen russischer Banken und eine Preissenkung beim Erdöl. Der Preis verharrte zuvor aufgrund der Verschärfung der Lage im Nahen Osten auf einem hohen Niveau.

Es ist „Touristensaison“ auf der Krim

Nachdem Russland die Krim annektiert hat, berichten die russischen Behörden regelmäßig über die Entwicklung des Tourismus auf der Halbinsel. Im Sommer 2024, so berichtete die staatliche Nachrichtenagentur TASS, meldeten Reiseveranstalter einen 50-prozentigen Anstieg der Nachfrage nach Urlaub auf der Krim. Die von Russland ernannten Behörden der Halbinsel sprachen von einem 25-prozentigen Anstieg der Touristenzahlen.

Trotz ständiger Blockaden der Brücke, die die Halbinsel mit der russischen Region Krasnodar verbindet, und der Angriffe ukrainischer Truppen auf Militärflugplätze und Häfen auf dem Gebiet der Krim kommen weiterhin Touristen. Meduza veröffentlicht Fotos, die zeigen, wie die „Touristensaison“ auf der Krim während eines Krieges aussieht (russischer Text). Die Bilder zeigen unter anderem die Bekanntmachung von Schutzräumen bei Luftangriffen.

Wie der Kreml soziale Netzwerke immer mehr beschränkt

Russlands föderale Zensurbehörde drosselt seit etwa einem Monat die Abspielgeschwindigkeit von YouTube – so wie sie bereits 2021 die Datenübertragungsgeschwindigkeit von Twitter verlangsamt hatte. Den ganzen August über hatten russische Internetnutzer über plötzliche Ausfälle beim Zugang zu beliebten Apps und Webseiten wie Telegram, WhatsApp, Skype und Wikipedia berichtet.

Doch wie gehen die Behörden technisch vor? In der neusten Folge des Meduza-Podcasts The Naked Pravda kommt etwa Sarkis Darbinyan, leitender Rechtsberater der Gruppe für digitale Rechte RKS Global zu Wort (englischer Podcast). Auch Philipp Dietrich, der das Projekt „Risks of the Sovereign Internet for Russia and Beyond“ am Zentrum für Ordnung und Regieren in Osteuropa, Russland und Zentralasien der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik leitet.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.