piwik no script img

Medien und Krieg in NahostDie große Syrien-Schlamperei

Einige Syrien-Reporter verzerren nicht nur absichtlich das Bild. Manch ein renommierter Nahost-Experte arbeitet auch mit unlauteren Quellen.

Manches bleibt unklar, wenn die Edelfedern des Nahost-Journalismus über Syrien schreiben Bild: reuters

Die Lichter gehen aus in Syrien. Peter Kassig ist das jüngste Opfer, das der Dunkelheit erlag. Für den „Islamischen Staat“ (IS) ist Mord, zumal an Westlern, ein politischer Akt, der gleichzeitig die internationale mediale Aufmerksamkeit sichert. Auf diese Weise erzwingt der IS Aufmerksamkeit.

Doch der IS ist nicht die einzige Macht, die in Syrien Journalisten und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen ermordet: Das Assad-Regime tut das bereits seit deutlich längerer Zeit. Jahre bevor hier je etwas vom IS bekannt war, tötete das Regime Marie Colvin von der Sunday Times gemeinsam mit dem Fotografen Rémi Ochlik, indem es die Artillerie in das Viertel Baba Amr in Homs schickte. Einen Monat zuvor hatte es Gilles Jacquier von France 2 ermorden lassen.

Von Anfang an hat Damaskus versucht, die Kontrolle über die Berichterstattung zu behalten, indem es die Arbeit für ausländische Journalisten lebensgefährlich machte – außer sie waren „eingebettet“. Einige wenige gefährdeten dennoch ihr Leben, andere nutzten Skype, Youtube oder Twitter, um Material für Berichte zu sammeln. Wieder andere ignorierten die besonderen Umstände und hielten sich an orts- und zeitunabhängige Ideologien. Je weniger Journalisten nach Syrien reisten, desto stärker dominierten die Klischees die westliche Berichterstattung.

Im Journalismus gilt allgemein das Ziel, objektiv zu berichten. Das verlangt Fairness, Überparteilichkeit und Ausgeglichenheit. Doch so nützlich Ausgeglichenheit in der Regel ist: Herrscht eine starke Ungleichheit der Akteure vor, kann eine erzwungene Balance das Bild verzerren.

In Sachen Syrien hört man oft, dass „beide Seiten“ des Konflikts gleichermaßen schlecht wären. Aber diese beiden gleichermaßen böse Seiten existieren nicht. Denn ein Staat mit seinem Apparat, seinen Hierarchien und Kommandoketten steht hier einer diffusen, dezentralisierten Organisation der Rebellen gegenüber.

Bild: privat
Muhammad Idrees Ahmad

ist Soziologe und Dozent für digitalen Journalismus an der Universität Stirling in Großbritannien. Im August 2014 erschien von ihm: „The Road to Iraq: The Making of a Neoconservative War“ (Edinburgh University Press). Außerdem schreibt er regelmäßig über den Nahen und Mittleren Osten für al-Dschasira, The Atlantic, The New Republic, The National, LA Review of Books, Guernica und Vice News. Er ist Mitherausgeber von Pulsemedia.org.

Verbrechen, die ein Staat begeht, spiegeln stets eine politische Strategie wider, indessen es sich auf Seiten dezentraler Organisationen um Verbrechen einzelner Gruppierungen oder Individuen handelt. Das entschuldigt sie nicht – aber ein falscher Begriff von Balance läuft Gefahr, die Proportionen aus dem Blick zu verlieren.

Assad als Gegner des westlichen Imperialismus

Am 11. September 2013 kam der Sonderberichterstatter des UN-Menschenrechtsrats, Paulo Sérgio Pinheiro, zu dem Schluss, dass bis August 2013 das Regime mindestens acht große Massaker verübt habe; die Rebellen seien für eines verantwortlich. Auch der Siegeszug und die extreme Brutalität des IS hat dieses Verhältnis nicht grundlegend geändert. Das überrascht nicht, denn das Regime verfügt über Luftwaffe, Panzer und schwere Artillerie plus Raketen und zögert nicht, sie gegen die Bevölkerung einzusetzen.

Doch so offensichtlich monströs die Handlungen des Regimes auch sind, es ist ihm stets gelungen, Journalisten zu finden, die Zweifel säen. Sie sehen im Regime einen Gegner des westlichen Imperialismus und des islamistischen Fundamentalismus. Assad führe keinen Krieg gegen die syrische Bevölkerung, wird uns glauben gemacht, sondern gegen Anhänger einer imperialistischen Kraft, die versuchen, ihn als Teil der „Achse des Widerstands“ zu brechen.

Auch altgediente Journalisten wie Charles Glass begreifen (in der NY Revue of Books) Assad als Underdog und gewinnen einer vom Regime verübten Giftgasattacke etwas Positives ab:

„Die Einführung von chemischen Waffen, die mutmaßlich nicht allein vom Regime, sondern auch von den Rebellen eingesetzt wurden, war nur die dramatischste Eskalation in einem Kampf, in dem beide Gegner versuchen, den anderen auszulöschen.“

Nach der eleganten Formulierung „Einführung“ verfällt Glass in den passiven Gestus „mutmaßlich“ und weicht der Klärung aus, wer den Rebellen die Verwendung nachgesagt hat. Die UNO und OPCW waren es mutmaßlich nicht. Das Regime vielleicht?

Doch es kommt noch schlimmer:

Als Nächstes erzählt uns Glass, dass die Giftgasattacke „unerwartet zur Hoffnung auf einen Ausweg geführt hat“. Denn die Russen drängten nun darauf, dass Assad sein Arsenal chemischer Waffen aufgäbe. Glass lobt die Russen, die „Präsident Assad“ nach Genf gebracht hätten, und kritisiert die USA, die nur langsam Einfluss auf die Rebellen nähmen. Der Einsatz der Giftgaswaffen ist ihm also Anlass zur Hoffnung, indessen die USA die eigentlichen Aggressoren sind.

Der gutgläubige Robert Fisk

Übertroffen wird Glass vom Auslandskorrespondenten des Independent Robert Fisk. Der hat sich vom Regime einbetten lassen und berichtete kurz nach den Anschlägen, „dass nun Informationen in der Stadt kursierten, die von den Russen gestützt und von einem Ex-Offizier der Spezialeinheiten bekräftigt werden, die mit der 4. Division der Syrischen Armee zusammenarbeitet.“ Der Ex-Offizier gelte als „eine verlässliche Quelle“ (bei wem?). Diese „verlässliche Quelle“ nun sage ihm, dass die Rebellen verantwortlich seien.

Fisks Gutgläubigkeit korrespondiert mit seiner Ethik. Im August 2012, nach dem Massaker von Daraja, dem nach Schätzung mehr als 500 Menschen zum Opfer fielen, fuhr er in einem bewaffneten Transporter der Syrischen Armee in die Stadt, um Überlebende zu interviewen. Er kam zu dem Schluss, „dass eher bewaffnete Aufständische als syrische Truppen“ für das Massaker verantwortlich seien.

Human Rights Watch kam zu anderen Ergebnissen. Und als die vielfach ausgezeichnete Kriegsreporterin Janine di Giovanni die Stadt ohne Armeebegleitung besuchte, erhielt sie detaillierte Angaben zum Hergang des Massakers – das entweder von Uniformierten oder regimetreuen Milizen verübt worden ist. Ihr Bericht erschien im Guardian.

Cockburns flexible Fakten

Auch Patrick Cockburn, ein Kollege von Fisk beim Independent, ist vielfacher Preisträger. Er berichtet seit 1979 aus dem Nahen Osten. Sein Buch „The Jihadi’s Return“ (2014) erfreut sich eines großen Erfolgs. Für Cockburn hat der IS wenig mit dem Regime zu tun, sondern ist ein Seitenprodukt des Westens und der mit ihm verbündeten Golfstaaten, die den Aufstand gegen Assad unterstützen.

Er findet es absurd, dass der Westen die irakische Regierung gegen den IS unterstütze und gleichzeitig das Assad-Regime schwächen wolle. Die Freie Syrische Armee sei ein Komplize des IS, wie ihm ein Offizier des Nachrichtendienstes „eines syrischen Nachbarlandes“ versichert habe. (Seine beliebteste Quelle ist der mit Assad verbündete irakische Nachrichtendienst).

Doch Cockburns Problem sind nicht nur seine Quellen. Wie auch Fisk nimmt er sich gewisse Freiheiten bei den Fakten. Auf Seite 76 seines Buches schreibt er: „Ich sah JAN-Kräfte (Jabhat al-Nusra), wie sie einen Häuserkomplex durch ein Entwässerungsrohr stürmten, das hinter den Regierungslinien aus dem Boden kam, und damit fortfuhren, Alawiten und Christen zu töten.“

Nur der russische Staatssender RT brachte auch diese Nachricht. Er hatte falsche Bilder zur Illustration verwendet. Human Rights Watch und Amnesty International fanden für das Massaker keine Beweise. Hinzu kommt: In seiner Kolumne im Independent vom 28. Januar 2014 nennt Cockburn nicht sich selbst einen Zeugen, sondern „einen syrischen Soldaten, der sich selbst Abu Ali nannte“.

Von einer Verschwörungstheorie kopiert

Der vielleicht ungeheuerlichste Fall journalistischen Fehlverhaltens stammt von einem der gefeiertsten Journalisten: dem Pulitzerpreisträger Seymour Hersh. In zwei Aufmachern der geschätzten London Review of Books behauptet er, dass eher die Rebellen als das Regime für die Chemiewaffeneinsätze verantwortlich sein dürften. Seine Quelle: „ein früherer Nachrichtendienstoffizier“.

Hersh wurde von der UNO und der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) widersprochen. Er hatte geschrieben:

„Es gibt zunehmend Beweise laut vielen Quellen im Nahen Osten – meistens der syrischen Opposition und ihren Unterstützern zugehörig –, dass der Einsatz chemischer Waffen am 21. August eine geplante Provokation der Opposition und ihrer saudischen und türkischen Verbündeten war.“

Das war am 6. September. Am 1. September hatte die kanadische Verschwörungstheorie-Seite globalresearch.ca einen Artikel von Yossef Bodansky veröffentlicht, der eine Beteiligung der USA nahelegte. Er beginnt so:

„Es gibt zunehmend neue Beweise laut vielen Quellen im Nahen Osten – meistens der syrischen Opposition und ihren Unterstützern angehörig –, die sehr dafür sprechen und auf soliden Beweisen der Umstände basieren, dass der Einsatz chemischer Waffen am 21. August eine vorbereitete Provokation der syrischen Opposition war.“

Ganz offensichtlich haben die Mitarbeiter des Nachrichtendienstes abgeschrieben. Dem renommierten Journalisten fiel das nicht auf.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

20 Kommentare

 / 
  • Wem will man heute schon noch glauben?

    • @Dudel Karl:

      den Russen und dem Regime Assad jedenfalls nicht, selbst wenn sie da und dort einmal die Wahrheit sprechen sollten, was nach der Flut an russischen Lügen rund um den Ukraine- Krieg stark bezweifelt werden muss, unabhängige Quellen jedenfalls sind sie mit Sicherheit nicht.

  • Zwei Welten - zwei Wahrnehmungen:

     

    westliche Menschen, die in den letzten 10 Jahren in Syrien waren, erlebten die Situation meist als säkular und angenehm, gebildete und nicht sehr verarmte Menschen - das waren Besuche in Damaskus, in Lattakia und in einem Teil Aleppos.

    Die anderen Regionen wurden nicht besucht oder man konnte dort hin nicht so leicht gelangen.

     

    Auch in Tunesien ist es so:

    Im Reisebüro wird gefragt:

    "Was wollen Sie denn in Kasserine, Sidi Bouzid? Da fährt kein Bus keine Bahn hin."

    • @nzuli sana:

      heute kann man keine Stadt mehr dort besuchen... Wer fragt danach, woher der Nachschub, die Waffen, Munition für die Terroristen kommt? Woanders wird schon nach einem Monat gefragt...

      • @fornax [alias flex/alias flux]:

        Woher Assad seine Waffen bekommt ist jedenfalls einigermaßen klar. Von den "Freunden"

  • 1. Nein, nicht die Berichte aus einem Gebiet in Syrien sind problematisch, sondern die Verallgemeinerung im Kopf.

     

    Regionalisierung vs. Isolierung:

    Ein wichtiger Schritt zum Sturz des Ben Ali- und Mubarak-Regimes war die schnellste Ausdehnung des Protests und ein gutes Miteinander im ganzen Land.

     

    Zersplitterung ist der erste Fall im Zuge der militärischen Niederschlagung.

     

    2. Es ist so, dass sich die meisten MedienkonsumentInnen für Assad entschieden haben, bereits seit 2011:

    Besser mit Assad als mit den Moslembrüdern und den Jihadisten.

     

    3. Was ist mit den Einwohner-innen, die sich nicht so entscheiden können?

    Wollen wir weiter nur Leichen zählen, und nach dem kommenden Winter sind noch tausende mehr verhungert?

    Ist das pragmatisch?

    • @nzuli sana:

      zu 2.) Ja woher kamen nur diese "Medienkonsumenten" die die Foren vollgeschrieben haben und ganz genau wussten, 2011!, dass hinter dem ganzen Aufstand die Islamisten, jihadisten, Terroristen steckten, und auch die FSA von denen doch sicher dominiert seien, und das zu einem Zeitpunkt als die Islamisten kaum oder noch gar nicht Teil des Geschehens waren. Und da westl Politiker u Öffentlichkeit auch Zeitung lesen, und mglw auch solche Foren, dachten sie sich: ne, da verbrennen wir uns nicht noch einmal die Finger. Die Zeitungskommentatoren wussten damals auch oft schon, dass bereits alles zu spät sei, und der Konflikt, so schlimm dies sei, "ausbluten" müsse. Was für eine furchtbare Formulierung allein auf Basis von zu wenig Informationen u Vermutungen die zu Gewissheiten gemacht wurden (bis sie - später- tatsächl eintraten). Und so kam es dann: es wurde zugesehen, wie erst die Opposition hoffnungslos in die Defensive geriet und schließlich die Islamisten u der IS den Laden übernahmen. 2011 jedenfalls u 2012, das war die Zeit als vielen Berichten von damals zufolge die Leichen sich in den Folterkellern des Assadregimes stapelten, allüberall in Schulen u Krankenhäusern, neue solche eingerichtet wurden, zivile opposit. Aktivisten aus Krankenhäusern entführt u umgebracht wurden und Assads Todesschwadronen metzelnd durchs Land zogen,: http://www.taz.de/!95211/ und Assads Armee begann die syrischen Städte in Trümmer zu legen. Und heute schreiben die Schreibtischsöldner europ. u nahöstl Diktatoren hier u in anderen Zeitungsforen, der Assad sei doch das kleinere Übel, wenn nicht gar recht eigentlich ein guter Mensch, der nur sein Land verteidigt. Auf diese Verarsche sollte kein Mensch reinfallen.

    • @nzuli sana:

      bei allem was anfangs passierte (Demonstrationen)... man sollte nicht vergessen, dass es genügend Infos gibt über Terroristen (auch Rebellen genannt), die schon anfangs auch Anschläge auf die Demonstranten verübten. Man sollte auch nicht vergessen: es gab auch viele Gegendemonstrationen und offene Bekundungen (Tausende) pro Assad seinerzeit. Die Berichterstattung im Westen war nie neutral. Im Ergebnis hat man mitgeholfen ein Land komplett zu zerstören. Die Menschen dort wären wohl einfach froh, wenn Frieden wäre. Sie was zu essen hätten. Ihrer Arbeit nachgehen könnten. Nicht Angst haben müssten, jeden Moment traben Terroristen an oder die syrische Armee die diese zu vertreiben sucht. Dass sie nicht flüchten müssen. Ob Demokratie da im Fokus steht. Und ob solche Leutchen (FSA) die bereits mehrere Massaker anrichteten Demokratie im Sinn haben? https://twitter.com/freesyrianarmy Ob die Syrer von denen Besseres zu erwarten haben?

      Immer ganz interessant sich das anzuschauen wie es auch mal war

      http://liportal.giz.de/syrien/ und jetzt zerstört wurde, im sog. Kampf für die Demokratie und alles besser machen wollen...

      • @fornax [alias flex/alias flux]:

        Es gab viele Infos über Terroristen u Gegendemonstrationen... Nur die Frage ist auch hier wieder, wie im Artikel: aus welchen Quellen? russische?, syrische Geheimdienstoffiziere auf Kaffeepause aus dem Folterkeller (Wie ich neulich in einer Doku sah gab es Ende 89 auch Gegendemos v SED- Mitgliedern u sonstigen Systemanhängern in der DDR. Unter der Losung "Auch wir sind das Volk" machten sie auf Demokratie, die sie aber vorher den Leuten, die nun gg sie demonstrierten nie einräumen wollten.) Wir haben mitgeholfen Syrien zu zerstören, in der Tat, indem wir zugesehen haben, aber die Befehle zur Zerschießung der syrischen Städte hat Assad gegeben. Genau wie heute Medien und Politiker angeblich "zündeln" wenn sie nichts anderes tun als nur auf die russische Verantwortlichkeit für den Krieg in der Ukraine zu zeigen und Putin derweil befehligt seine Bataillone zum Angriff. ....Zumindest ein bisschen klüger könnten sie sein unser Politiker: wer mit dem Teufel essen will braucht einen langen Löffel, o wie es Roosevelt ausdrückte: speak softly and carry a big stick. Ein Auspruch v Putin anlässlich der Besichtigung eines neuen Panzers mit dem Namen "höflicher Panzer" (Ein Panzer der äußerlich eher einem Transporter gleichen soll) legt nahe, das Putin hier, wenn auch auf der Seite des Bösen stehend, ähnlich denkt: "Mit Höflichkeit u Waffen kommt man weiter als nur mit Höflichkeit." Es scheint, dass unsere Politiker hier noch Nachhilfe v Putin brauchen.

  • Ja nun gut. Berichte aus Syrien sind allesamt problematisch. Tatsächlich, weiß selbst ein informierter Mensch nicht mehr, was ungefähr 20 oder 40 Kilometer weiter passiert, manchmal weitet sich die Sache aus und niemand kann es genau wiedergeben. Dass in Kriegen Kriegsparteien versuchen, die Medien zu instrumentalisieren, überrascht niemanden. Aber die Rebellen haben über Soziale Medien auch viele Dinge gefälscht und es gab eine ganze Reihe von zweifelhaften Berichten. Mir ist nicht ganz klar, warum das Idrees Ahmad so wichtig ist, denn es passiert eigentlich in jedem Krieg?

  • Wo die westliche Medien in den Anfangsjahren bei die 'Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte' abgeschrieben haben. Carla Del Ponte von der VN hat da auch eine andere Meinung wenn es um Giftgas geht.

    Sehr vager Bericht von ein Herrn Ahmad. Auf welcher Gehaltsliste stehen sie, Herr Ahmad?

  • Ja gut, der Artikel zielt halt darauf ab Koryphäen-Journalisten abzusägen, Motto: "glaubt denen nicht, alles Assadagenten". Weil Problem: wenn nicht nur gspinnerte Verschwörerseiten die Widersprüche und Falschinformationen in der Berichterstattung aufdecken, sondern auch namhafte Journalisten... Oder namhafte Nachrichtenblätter auch einmal andere Geschichten erzählen die ein oder andere Meldung sich als Fehler erweist, weil shit, die Terroristen, z.B. Al Nusra, die wir "Rebellen" nannten bekannten sich jetzt zu dem Anschlag den wir auf Assad münzten um Stimmung zu machen. Ja was wird dann aus unserem Projekt? Wir wollten doch das Land stürzen und dabei helfen wie man Freedom Fighter aufbaut, die sich durch das Land schlachten und über die wir dann schreiben das seien Demokratiekämpfer und Oppositionelle. Dass 80% nicht mal aus Syrien stammen -ähm, das lassen wir halt weg. Dass Erdogan die Terroristen an der Grenze züchtet, ähm, das erzählen wir wenn es gar nicht mehr anders geht - 2 Jahre später. Oder 200 000 Tote später. Wir, hah, wir, nein, mit diesen Toten haben wir nichts zu tun. Wir wollten ja nur helfen Freedom Fighter aufzubauen - Bärtige, auch Islamisten, wo wir jetzt auch noch nicht wissen, was dann passiert wenn die das Land eroberten. Vielleicht rollt dann die Nato drüber und wir haben wieder unsere Themen, dürfen über Böse schreiben, die, die wir vorher als Rebellen bezeichneten. Nein da muss man nicht Seymour M. Hersh bringen, nicht dass morgen ein Anschlag auf ihn ausgeübt wird. Böse Koryphäe aber auch. Dass die unsere Rebellen auch viel, viel Giftgas hatten, darüber schreiben wir nicht - stört doch nur die Story, ey...

    • @fornax [alias flex/alias flux]:

      Es hätte gereicht wenn Sie gschrieben hätten, dass jene Journalisten, die sich damals im Irak bei der US-Army embedden liessen, böse Propaganda-Fuzzis waren, wohingegen jene, die sich in der glorreichen syrischen Armee embedden lassen tolle Kerle sind, denen die Wahrheit über alles geht

      • @Kaboom:

        stimmt, ich hätt eigentlich auch gleich sagen können, dass West-embedded jetzt Stolz sein kann, was sie Tolles dort mitzuverantworten haben - vor allem auch die westembedded press.

    • @fornax [alias flex/alias flux]:

      Und wir behaupten einfach, die deutsche Berichterstattung sei zu Pro-Assad. Da machen wir unseren Kollegen ein schlechtes Gewissen: " du, du, du, pass bloß auf was du sagst!". Mhm wer eigentlich die Waffen an Al Quaida, Al Nusra, was weiß ich und Co schickt, ach auch Obama teils, das überlassen wir der Presse außerhalb Deutschlands, auch der amerikanischen. Der Deutsche soll doch an das gute Werk glauben, nicht wahr? Nicht dass der Deutsche da irritiert wird... Der Deutsche kann zwar auf jeder "öffentlich-rechtlichen"-Zeitung unsere Artikel nachspulen bis 2011 und erkennen dass wir immer auftragsgetreu against Assad schrieben, aber wir behaupten einfach, die bösen Journalisten berichten Pro-Assad, dass der Deutsche sich denke: oh schreck, diese Koryphäen-Assad-Putin-Agenten.

      Der einzige Bericht den wir rausbrachten der überhaupt neutral war, weil wir da den Kerl überhaupt zu Wort kommen ließen, war dieser hier "„Europa wird den Preis für Waffenlieferungen zahlen“ http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/naher-osten/syriens-machthaber-assad-im-f-a-z-gespraech-europa-wird-den-preis-fuer-waffenlieferungen-zahlen-12224899.html Da ham wir den halt mal reden lassen auch mal seine Sicht der Dinge vernommen. Aber sonst?

  • Die Berichterstattung in den westlichen Medien war überhaupt nicht Assad-freundlich. Woher der Autor den Eindruck gewinnt, dass Assad da erfolgreich die öffentliche Meinung z.B. in Deutschland beeinflusst hätte, ist mir ein Rätsel.

    Was den Chemiewaffeneinsatz angeht, so ist die Sachlage keineswegs so klar, wie der Autor das suggeriert. Zweifel an der einseitigen Berichterstattung dann als Wirken von Assad zu diffamieren ist eine altbewährte Taktik.

    Wirklich einseitig wird es wenn das bewusste Hinrichten von Journalisten durch den IS bagatellisiert wird. Assad ist sicher kein Verfechter der freien Presse, doch Hinrichten von Reportern ist eine ganz andere Qualität - egal ob es durch ein Regime oder eine Terrorgruppe geschieht. Die Unterscheidung wird noch fadenscheiniger als der IS grosse Teile des Landes besetzt hält und sich selbst als Staat begreift.

    • D
      D.J.
      @Velofisch:

      D'accord. Die Berichterstattung wurde erst etwas weniger Anti-Assad, als man irgendwann sah, aus welchen Unfassbarkeiten manche Rebellengruppen so bestehen.

  • Wer sich "embedden" lässt, ist schlicht und ergreifend kein Journalist, so einfach ist das. Denn wer embedded ist, KANN rein technisch nicht an unabhängige Informationen kommen.

  • Eine unangenehme Wahrheit: Der Krieg in Syrien ist anders als embedded gar nicht mehr journalistisch zu begleiten. Reportagen wie die tolle Serie auf al-Jazeera von 2012, in denen ein Team von Reportern sich noch zwischen den Fronten bewegen konnten, sind heute so nicht mehr möglich.

    Das heißt aber auch: Der zentrale Vorwurf an das Assad-Regime geht fehl. IS tötet Hilfsarbeiter, Journalisten und ehemalige US-Soldaten weil sie Westler sind. Das Assad-Regime nimmt den Tod von westlichen Reportern, die sich mit den Rebellen embedded haben, in Kauf. Diese Reporter bieten einen genau so unausgewogenen Bericht über die Kriegslage und Motive der Rebellen an, wie es die von Ahmad kritisierten Kollegen tun.

    Auch wenn eine große Gemeinde vornehmlich der sunnitischen Exilsyrer aus verständlichen Gründen emotional 2011 stehen geblieben ist und weiterhin in dem Begriffspaar Regime-Zivilgesellschaft denkt, ist die Realität auf dem Boden weiter fortgeschritten, was sich in der veränderten Berichterstattung über u.a. Assad wiederspiegelt. Die weiterhin fehlende Distanzierung der moderaten Community von den Methoden und Verbrechen der Nicht-IS-Gruppen wie JAN im Sinne von "Assad zuerst, dann werden wir die schon wieder einfangen" erleichtert die Relativierung der verschiedenen Kriegsgräuel ungemein.

  • D
    D.J.

    "Verbrechen, die ein Staat begeht, spiegeln stets eine politische Strategie wider, indessen es sich auf Seiten dezentraler Organisationen um Verbrechen einzelner Gruppierungen oder Individuen handelt."

     

    Hmm, vor allem dieser Satz macht mich etwas ratlos. Hatte die SA keine politische Strategie vor dem 30. Januar 1933?

    (nur mal so zum Nachdenken, natürlich ist das Baath-Regime nicht mit der Weimarer Republik vergleichbar)