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Markus Söder und die FrauenquoteEin Ruck für sich selbst

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Der CSU-Chef plädiert für eine Frauenquote für Vorstände. Das hört frau gern, allein ihr fehlt der Glaube.

Entdeckt neue Regungen in sich: Ministerpräsident Markus Söder Foto: Fabrizio Bensch/dpa

E s geht ein Ruck durch die CSU. Oder, um ganz genau zu sein, ein Ruck durch den CSU-Chef Markus Söder. Der will jetzt eine Frauenquote für Vorstände. „Ich bin für die Frauenquote“, offenbarte der bayerische Ministerpräsident jüngst in einem Podcast für die Zeit: „Ich bin übrigens auch dafür – das sage ich hier sehr deutlich –, dass wir bei den Gesetzen, die jetzt in Berlin gemacht werden mit Vorständen, dass wir uns da jetzt noch mal einen Ruck geben und das dann auch vernünftig umsetzen müssen.“

Das hört frau doch gern. Der Söder, ein Kämpfer an der Front der Geschlechtergerechtigkeit. Will aus aktuell 12 Prozent Frauen in den deutschen Dax-Vorständen mehr machen – ähnlich wie bei den Aufsichtsräten. Seit 2015 die Quote dort gesetzlich gilt, ist der Frauenanteil auf über 35 Prozent angestiegen.

Frauen, verrät Söder im Podcast weiter, sind „ein Riesenpotenzial für unser Land an Ideen, an Kreativität, an Leistung. Und das muss man fördern, und jeder muss die gleiche Chance haben.“

Aber dann erinnert sich frau. Wie war das noch mal, als Söder Ministerpräsident wurde? Da hat er erst mal Ulrike Scharf aus dem Weg geräumt – eine harte Verfechterin der Frauenquote für die eigene Partei. Dass die CSU seit einem Jahr überhaupt über eine Frauenquote debattiert, ist vor allem der früheren bayerischen Umweltministerin zu verdanken.

Frauen sind „ein Riesenpotenzial für unser Land an Ideen, an Kreativität, an Leistung

Markus Söder, Ministerpräsident

Die CSU, die Frauen und die Quote sind ohnehin nicht die allerbesten Freundinnen. 21 Prozent Frauenanteil innerhalb der Partei, 90 Prozent der Rathäuser in Bayern werden von Männern regiert. Traditionsgemäß. Was also geht da für ein Ruck durch Söder?

Vermutlich ist es der Ruck für sich selbst. Söders Machtambitionen, auch jene für das Bundeskanzleramt, vermag er kaum zu verstecken. Mit der Frauenquote läuft er sich schon mal warm. Sie ist ein Tribut an die Moderne und Kalkül für den Fall einer möglichen Koalition im Bund aus Union und Grüne ab Herbst 2021. Denn die Grünen, das weiß Söder, nehmen es mit der Quote ernst.

Unabhängig davon, dass zur gesellschaftlichen Moderne auch Umwelt- und Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und Migration gehören, dürfte das mit der Frauenquote für die Vorstände ohnehin nicht so wild werden. Denn die wird – trotz des Versuchs der SPD, diese per Gesetz durchzusetzen – so bald nicht kommen. Zu stark sind die Gegner*innen in der Wirtschaft und in den Reihen der Eigentümer*innen. Aber als Söder-Imagekampagne macht es sich ganz gut, sich demonstrativ für Frauen in die Bresche zu werfen.

Söders Ruck ist eher Opportunismus und Eigennutz als Einsicht und Überzeugung. Und durchsichtig obendrein.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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2 Kommentare

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  • Wegen mir soll man die Frauenquote einführen, vermehrte Sichtbarkeit ist immer gut. Man sollte sich dann aber auch nicht zu viel von versprechen bzw. wie viele Jugendliche schauen sich Bilanzpressekonferenzen an?:D. Wenn die Vorbildwirkung tatsächlich funktioniert würde ich mich freuen, denn es ist schlicht so, dass schon heute in Deutschland Frauen die nötigen Qualifikationen erwerben können, die eine Karriere hin zum Topmanagement wahrscheinlicher macht, an den Unis wird sogar teilweise positiv diskriminiert. Die riesen Sprunge in der Wirtschaft sind aber ausgeblieben. Frauen im Topmanagement, geht eben auch ohne Frauenquote. blog.wiwo.de/manag...rag-susan-speller/



    Die Frage ist doch eher, warum in GB und den USA mehr Frauen im Topmanagement sind (und die einzige Vorstandsvorsitzende in Deutschland eine Amerikanerin? Ich würde das an einem Mentalitätsunterschied festmachen, und das nicht nur bei den Individuen an sich. Im angloamerikanischen Raum wird man mehr für beruflichen Erfolg gefeiert als bei uns, die Tätigkeit an der Spitze und das entsprechende Einkommen wird positiv konnotiert. In Deutschland ist dann doch eher das Gegenteil der Fall, da herrscht dann doch eher eine ablehnende Haltung gegenüber Führungskräften vor. Meine Erfahrung ist, dass es Männern eher egal ist für ihre Arbeit negativ gesehen zu werden als Frauen.



    P.s.: Das soll jetzt keine Lobrede auf den American way sein, nur es hat dann eben auch seine Auswirkungen.

  • Oh, sehr gut, es gibt sie noch, die Schreibenden, die dem By-MP nicht auf den Leim gehen. Erst die Grünen als Verbotspartei verteufelt, bei Corona dann aber mächtig Verbote erlassen. Auf Parkbänken Lesende wurden von der By-Polizei aufgemischt. Dann hat er sich über den Föderalismus beklagt, warum, weil er nicht sofort alles umsetzen kann wie er möchte, z.B. Kreuze in Rathäusern aufhängen. Wehe, es würde der Föderalismus in der Bildungspolitik deutlich eingeschränkt, das würde bedeuten, dass sich By auf Bremer Niveau herabbegeben müsste, igitt. Söder ist Opportunist und Populist hoch drei und wenig Schreibende merken das. Ich sehe keinen Koalitionspartner im Bund, falls die Union ihn zum Jagen tragen sollte, jagen nach dem Kanzleramt. Eine zu verzwergende Partei FW gibt es im Bund nicht.