piwik no script img

Marktherrschaft des DFBMafia mit Monopolstellung

In Leipzig kämpft ein Alternativverband um Aufmerksamkeit und versucht, sich als Gegenmodell zum DFB zu etablieren. Eine Chance hat er nicht.

„Fußballmafia DFB!“, schallte beim Spiel Union Berlin gegen Werder Bremen von den Rängen Foto: dpa

I n Berlin, in jenem Stadion mit dem drolligen Namen „An der Alten Försterei“, war es am Samstag wieder total stimmungsvoll. Union spielte gegen Werder Bremen. Besonders laut wurde es immer, wenn Schiedsrichter Tobias Welz den Videobeweis bemüht hat. „Fußballmafia DFB!“, hieß es dann von den Rängen.

Dieser Hassgesang wurde sogar in einer Situation angestimmt, an deren Ende ein Elfmeter für Union gegeben wurde. Man mag ihn einfach nicht, den DFB. In der vergangenen Saison war in den Kurven sogar zum Krieg gegen den Verband aufgerufen worden. Doch der ist schwer zu besiegen – da kann die offene Gesangsschlacht noch so inbrünstig geführt werden.

Es gibt einfach keine Alternative. Oder doch? In Leipzig kämpft ein Alternativverband um Aufmerksamkeit. „Confederation of Football“ heißt die Organisation. Mit ihren 35 Mitgliedern wird sie so schnell niemand als ernsthafte Konkurrenz für den DFB bezeichnen. Eine solche soll es auch gar nicht geben.

Der DFB ist Monopolist und hat seine Regeln so formuliert, dass er dies auch tunlichst bleibt. Ein Klub, der ein Spiel organisiert und es versäumt, das von einem DFB-Verband genehmigen zu lassen, muss mit einem Sportgerichtsverfahren rechnen. Dabei geht es noch gar nicht um einen organisierten Spielbetrieb. Wer ein Freundschaftsspiel austrägt, ohne vom Verband eine Genehmigung einzuholen, macht sich sportstrafbar.

Konkurrenz nicht nur auf dem Spielfeld

Für die Confederation of Football ein untragbarer Zustand. Für den Verband sollte es Konkurrenz nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch unter Verbänden geben dürfen. Ein Beschluss der EU-Kommission vom Dezember 2017 gibt der Confederation recht. Damals ging es um Eisschnelllauf. Zwei niederländische Stars der Szene wollten bei einem gut dotieren Gaudi-Event in Dubai antreten, das von einer koreanischen Freizeitparkkette veranstaltet werden sollte. Die Internationale Eisschnelllaufunion ISU drohte den beiden mit Teilnahmeverboten für Olympia.

Sogar mit lebenslangen Sperren wurde den Sportlern gedroht, die es wagen würden, an einem Wettkampf teilzunehmen, der nicht unter dem Dach der ISU ausgetragen würde. Diese Regelungen, so die EU-Kommission damals, behinderten den Wettbewerb, führten auch dazu, dass die geschäftlichen Interessen der ISU geschützt werden. Das Urteil war klar: So nicht!

Doch wer nun glaubte, der Beschluss würde dazu führen, dass sich Sportler zusammentun, um die Monopolstellung der großen Verbände aufzubrechen, der sah sich getäuscht. Zu groß ist die reale Macht derjenigen, die schon immer alles bestimmt haben in ihren Sportarten. Die Confederation of Football ist da eine kleine, aber durchaus feine Ausnahme. Zur großen Alternative wird sie wohl nie werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Andreas Rüttenauer
Sport, dies und das
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!