March of Hope aus Idomeni: Griechenland prüft Rücknahme

Rund 2000 Flüchtlinge haben es über die Grenze nach Mazedonien geschafft. Was nun mit ihnen passiert, ist unklar. Berichten zufolge soll die Aktion gesteuert sein.

Menschen durchqueren einen Fluss

Flüchtlinge, die vorher in Idomeni festsaßen, durchqueren auf dem Weg nach Mazedonien einen Fluss. Foto: dpa

CHAMILO/SKOPJE/ATHEN/BERLIN dpa/ap/taz | Vom Flüchtlingslager Idomeni aus brachen am Montag Hunderte auf und durchquerten einen Fluss an der Grenze zu Mazedonien, wo sie kurz darauf von der Polizei gestoppt wurden. Mazedonischen Medien zufolge gelang bis zu 2000 Menschen der Grenzübertritt. Drei afghanische Flüchtlinge sollen beim Überqueren eines Flusses ertrunken sein. Ob dies mit dem Marsch in Verbindung steht, ist derzeit noch unklar. Griechenland spricht von einer gesteuerten Aktion.

Nach einem acht Kilometer langen Fußweg kämpften sich die Flüchtlinge aus Idomeni nahe der Ortschaft Chamilo auf griechischer Seite durch den Hochwasser führenden Fluss, dessen anderes Ufer noch etwa 500 Meter von der mazedonischen Grenze entfernt ist, wie ein dpa-Reporter berichtete. An dieser Stelle gab es dem Anschein nach keinen Grenzzaun mehr, der die Menschen auf dem Weg in Richtung Deutschland aufhält. Bei der Querung des Flusses bildeten junge Männer und internationale Freiwillige eine Menschenkette, um älteren Flüchtlingen und Frauen mit Kindern durch die Strömung zu helfen.

Griechische Bereitschaftspolizisten versuchten noch, die Gruppe aufzuhalten, ließen sie dann aber passieren, ohne Gewalt anzuwenden. Nach dem illegalen Grenzübertritt bei der Stadt Gevgelija und Hunderten Festnahmen bemühten sich dann mazedonische Polizisten und Soldaten, die Menschen wieder nach Griechenland zurückzubringen, wie Medien in Skopje unter Verweis auf das Innenministerium berichteten. Fraglich ist, wie dies organisiert werden soll – und ob Griechenland die Menschen überhaupt wieder aufnimmt, nachdem Mazedonien zuvor seine Grenze ohne Absprache mit Athen dichtgemacht hatte.

Der Fotojournalist Björn Kietzmann, der auch für die taz fotografiert, schrieb auf Twitter, dass zudem auch rund 70 Journalisten und Freiwillige in Gewahrsam genommen wurden.

Der Flüchtlings-Exodus aus Griechenland nach Mazedonien ist nach Ansicht Athens organisiert worden. „Wir haben in unseren Händen Flugblätter, die zeigen, das das (Exodus) eine organisierte Aktion war“, erklärte am späten Montagabend der Sprecher des Krisenstabes für die Flüchtlingskrise, Giorgos Kyritsis, in Athen. Zuvor hatte er an einer Dringlichkeitssitzung unter Vorsitz des griechischen Regierungschefs Alexis Tsipras teilgenommen. Wer hinter der Aktion gesteckt habe, war zunächst unklar. Mehrere deutsche Medien scheiben, dass sich auf dem Flugblatt auch ein Hinweis auf die OrganisatorInnen verbergen soll. Demnach ist von einem „Kommando Norbert Blüm“ die Rede.

Dramatische Lage in Idomeni

In dem improvisierten Lager Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze ist die Lage dramatisch. Nach neuem Dauerregen ist das Camp völlig verschlammt. Zahlreiche Menschen, darunter viele Kinder, leiden unter Atemwegserkrankungen. Die Behörden riefen die Migranten abermals auf, das Camp zu verlassen und in andere organisierte Lager im Landesinneren zu gehen. Bislang sollen nach Schätzungen griechischer Medien über tausend Menschen Idomeni verlassen haben. Mehr als 10.000 Migranten harren dort weiter aus, um doch noch nach Österreich und vor allem nach Deutschland weiterreisen zu können.

In der Nähe hatte die Polizei am Montag im Fluss Suva Reka die Leichen von zwei Männern und einer Frau gefunden, vermutlich ebenfalls Migranten. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks kamen dort 20 Menschen sicher über den Fluss nach Mazedonien, drei weitere wurden in ein Krankenhaus eingeliefert. Grenzschließungen zwängen Menschen zu verzweifelten Aktionen, sagte UNHCR-Vertreterin Ljubinka Brasnarska.

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