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Mangelhafte UmweltpolitikRauchzeichen aus der Zukunft

Bernhard Pötter
Kommentar von Bernhard Pötter

Die australischen Feuerstürme sollten uns warnen. Die Maßnahmen, die für 2020 angekündigt wurden, bleiben aus oder werden verschoben.

Warnung vom anderen Ende der Welt: Buschbrände in Australien Foto: dpa

D ie Horrorbilder aus dem flammenden Inferno Australiens erzeugen Angst: Nicht nur, weil Menschen und Tiere sterben und auch eine moderne Industriegesellschaft machtlos ist gegen die Naturgewalt. Sondern auch, weil wir ahnen, dass diese Brände am Beginn der zwanziger Jahre des 21. Jahrhunderts mehr mit uns zu tun haben, als uns lieb ist. Sie zeigen, wohin es führt, wenn wir drängende Umweltprobleme auf die lange Bank schieben.

Die Natur schlägt nicht zurück. Sie hat keinen Schlachtplan, sie nimmt keine Rache. Sie reagiert auf physikalische Bedingungen. Je heißer und trockener es ist, je stärker die Winde werden und je feueranfälliger die Wälder, desto verheerender werden die Buschbrände. Das haben wir in den letzten Monaten bei den Feuerstürmen in Kalifornien, am Amazonas, in Sibirien und auch in Brandenburg erlebt. Schon macht das Wort vom „Pyrozän“ die Runde, dem „Zeitalter des Feuers“.

Aber dieses Zeitalter kommt nicht über uns, als seien wir machtlos. Wir beschwören es durch unsere Verbrennung von Kohle, Öl und Gas selbst herauf. Waldbrände lassen sich nicht vermeiden. Aber wir können verhindern, dass sie zur Katastrophe werden. Wenn wir Regeln durchsetzen, um das nächste Unheil zu vermeiden.

Das nennt man Politik. Und in ebendieser vorsorgenden Umweltpolitik hält uns in Deutschland das Jahr 2020 den Spiegel vor. Das Bild ist nicht schön: In fast allen Bereichen verfehlen Deutschland und die EU ihre eigenen Ziele: beim Klima, dem Artenschutz, der Luft, dem Gewässerschutz. Große Fortschritte, die für 2020 angekündigt wurden, bleiben aus oder werden nach hinten geschoben. Eine Bilanz der gebrochenen Versprechen.

Da sind die Feuer in Australien Rauchzeichen aus der Zukunft. Dort und überall kommt es darauf an, mit klaren Vorgaben das Desaster zu verhindern – und dann diese ernsthaft umzusetzen, auch gegen die Widerstände aus Politik, Lobbygruppen und Industrie. Das nennt man dann Tagespolitik. Das ist umso dringender am Beginn der zwanziger Jahre: Glaubt man der Wissenschaft, entscheidet diese Dekade darüber, ob wir den Klimawandel halbwegs in den Griff bekommen. Aber dafür müssen die weltweiten CO2-Emissionen bis 2030 halbiert werden.

Das ist nicht zu schaffen mit der bisherigen Politik, diese Probleme auszusitzen: hohe Ziele formulieren, dann wenig tun, um sie umzusetzen. Wer die Lösung von „Umweltproblemen“ als Luxus definiert, wie es die Bundesregierungen lange getan haben, steht plötzlich vor brennenden Fragen. Und dann hilft nicht einmal mehr die Feuerwehr.

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Bernhard Pötter
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).
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8 Kommentare

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  • „Rauchzeichen aus der Zukunft“ ?

    Das Artensterben in der aktuellen Vergangenheit übersehen?

  • Wir haben die in die falsche Technologie investiert und „Kriegswehr“ geschaffen aber keine Feuerwehr die die natur Katastrophe verhindern kann - die Natur führt jetzt Krieg gegen uns Menschen - wieviele Denkzettel brauchen wir denn noch bis wir wirklich eine globales Umdenken und ne globale Veränderung herbei bringen ?

  • Da können wir ja froh sein, dass der brandenburgische Kiefernwald für die Gigafactory für den Tesla Kompakt-SUV Modell Y fachmännisch gerodet wird. So wird er wenigstens kein Raub der Flammen!

    Frohes Neues Jahr!

  • Große Rauchzeichen sind natürlich spektakulärer, aber was bei uns durch kuschelige Kaminfeuer oder Kerzenlichter so in die Umwelt gefeuert wird geht auch auf keine Kuhhaut.

  • DANKE !



    Da kommt von der 'taz' mal endlich das, was ich schon immer von der 'taz' erwartet habe:



    DAS KLARE WORT !!



    Bleibt bei sowas, am besten das ganze Jahr lang!



    ...und schickt diesen Artikel an diejenigen, die Politik/Tagespolitik in diesem unseren Land betreiben...

    • @dodolino:

      Die klaren Worte bedürfen einer Differenzierung und Ergänzung. Im Amazonas wurde in diesem Jahr weniger abgefackelt als unter dem sozialistischen Vorgänger. Und Australien: Eine weitere Ursache der Brände sind absichtlich gelegte Feuer sowie das in den letzten 2 Jahrzehnten völlig verfehlte Management mit der Folge, daß sich anders als unter den geregelten Bränden früherer Generationen große Mengen brennbaren Materials im Unterholz anhäuften. Und die Zufahren sind durch Tore, Zäune etc. versperrt. Und und und.

  • Da wir seit Jahrzehnten so dumm waren immer wieder Regierungen zu wählen, die persönlichen Profit für wenige über das Wohl der Allgemeinheit stellten und stellen, dürfen wir uns eigentlich nicht wundern...



    Und sage Niemand, es gäbe keine Alternativen! Auf dem Wahlzettel stehen immer wesentlich mehr Parteien als im Bundestag und den Landtagen sind. Man kann also sehr wohl anders wählen!



    Leider wird das einem nicht leicht gemacht, da die Medien über diese Alternativen kaum bis gar nicht informieren - und damit ihren Auftrag aus dem Grundgesetz: der demokratischen Meinungsbildung zu dienen, NICHT nachkommen. Leider.



    Aber mit etwas Willen gibt es den Wahlomat, der für alle Parteien Informationen bieten muss (gerichtlich erstritten) und mit dem Wissen über die anderen Parteien kann man dann im Internet mehr über sie erfahren. Sollte man auch, als mündiger Bürger .

  • Rauchzeichen:

    Im letzten Jahr aus Brasilien, Kanada, Kalifornien, Sardinien, Spanien, Deutschland, ja und sogar im skandinavischen Schweden war die Erde so trocken, dass riesige Flächen (bereits zum 4 Mal in den letzten 10 Jahren) verbrannten.

    Und immer noch verharmlosen regierende Politiker die Tatsachen und handeln nicht nach wissenschaftlichen Erkenntnissen.

    Obwohl selbst Teenager schon weiter denken und reklamieren ihre Zukunft.